2010 trat Wolfgang Falkner erstmals mit dem Spa Camp in Erscheinung, das sich seither als jährlicher Branchentreff für die Spa- und Wellness-Community etabliert hat. Der Gründer und Veranstalter über die Branchenentwicklung, Wellness-Trends und das nächste Treffen, das vom 14. bis 16. Oktober in Schloss Fleesensee stattfindet.
Herr Falkner, Sie feiern 15 Jahre Spa Camp – was ist Ihr Erfolgsrezept?
Wolfgang Falkner: Das Mitmach-Format hat uns von Anfang an geholfen, das Spa Camp zu etablieren: Ein Barcamp, bei dem die Teilnehmer selbst Themen einreichen, und bei dem die Abstimmung über die Inhalte direkt vor Ort geschieht. Alle Teilnehmer sind auf Augenhöhe, per Du und es herrscht eine locker-lässige Atmosphäre. Hinzu kommt, dass wir das Camp jedes Jahr in einer anderen ausgesuchten Location veranstalten. Diese Mischung macht uns erfolgreich.
Wie kam es einst zur Idee?
2009 habe ich erstmals an einem touristischen Barcamp in der Nähe von Salzburg teilgenommen. Das hat mich so begeistert, dass ich das auch für die Spa-Branche umsetzen wollte. Ich war damals noch bei einer Marketing-Agentur für Spa-Unternehmen tätig. 2010 haben ich dann gemeinsam mit Berchtesgadener Land Tourismus das erste Spa Camp in Bad Reichenhall auf die Beine gestellt. 70 Teilnehmer waren beim Start dabei.
Wie hat sich das Camp seither entwickelt?
Zum einen ist die Teilnehmeranzahl über die Jahre gewachsen. Für das Spa Camp im Oktober haben wir aktuell 185 Anmeldungen, davon sind 72 Teilnehmer zum ersten Mal dabei. Zugleich haben wir uns eine Obergrenze von 200 Teilnehmern gesetzt, um den familiären Charakter des Camps nicht zu verlieren. Zum anderen haben sich die Veranstaltungslocations verändert: Von anfangs noch eher kleineren Hotels hin zu gehobenen Viersterne-Superior- und Fünfsternehotels. Ich sage immer, unser Barcamp ist vermutlich das luxuriöseste Barcamp überhaupt. Organisatorisch haben wir uns ein kleines Kernteam von drei Leuten bewahrt, hinzu kommen einige freie Mitarbeiter.
“Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, in der jeder immer sofort Erfolge erwartet, doch manchmal braucht es auch ein wenig Zeit.”
Wolfgang Falkner
Vor welchen Herausforderungen stand die Spa- und Wellness-Branche vor 15 Jahren, vor welchen steht sie heute?
Eine Diskussion, die bereits vor 15 Jahren geführt wurde, ist die zwischen Hard- und Software. Denn: Große Wellnessbereiche allein bringen nichts, sie müssen auch mit Leben gefüllt werden. Zugleich ging der Blick damals noch mehr in die Ferne, sodass etwa das Thema Authentizität gefragt war, sprich wie sich Regionales ins Wellnessangebot einbinden lässt. Heute ist dies Standard. Das Thema Soziale Medien steckte noch in den Kinderschuhen, alles drehte sich darum, wie sich mit Facebook eine Gästekommunikation aufbauen lässt. Heute wiederum geht es stark um Mitarbeiter, Loyalität und Leadership – und auch darum, an diesen Themen dranzubleiben. Allerdings habe ich oft das Gefühl, das der lange Atem fehlt. Ein Beispiel ist das Thema Retreat: Hier wird in der Branche zwar viel ausprobiert, doch was nicht gleich funktioniert, wird wieder ad acta gelegt. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, in der jeder immer sofort Erfolge erwartet, doch manchmal braucht es auch ein wenig Zeit.
Das diesjährige Spa Camp in Schloss Fleesensee steht unter dem Motto “Queens & Kings” – was verbirgt sich dahinter?
Schloss Fleesensee hat uns natürlich inspiriert: Es ist unser erstes Spa Camp in einem Schloss, hinzu kommt unser 15-jähriges Bestehen. Wichtig ist uns immer, eine gewisse Vielschichtigkeit des Mottos. Diesmal geht es uns darum, dass nicht nur der Kunde König ist, sondern dass auch die Mitarbeiter eines Hotels Königinnen und Könige sind.
Welche Themen und Trends stehen diesmal im Fokus?
Das sind zum einen Trends wie Gästekommunikation mit Künstlicher Intelligenz (KI). Hier wollen wir diskutieren, wie sich das praktisch gut umsetzen lässt. Ein großes Thema ist zudem Gesundheit, und wie sich Hotels mit gesundheitspräventiven Angeboten positionieren können. Longevity oder Medical Wellness können schnell zur Gratwanderung werden. Die Frage ist: Wie lassen sich Gesundheit und Genuss verbinden?
Ein Eckpfeiler des Spa Camps ist die Community – wie schaffen Sie es diesen Gemeinschaftsgeist zu erzeugen und lebendig zu halten?
Eine Veranstaltung, bei der die Teilnehmer selbst ihre Themen einreichen und anschließend aktiv mitmachen können, hat einen anderen Effekt, als wenn sie nur eine Tagung besuchen und sich berieseln lassen. Darüber hinaus entstehen bei unseren Camps viele persönliche Kontakte, die über Netzwerke wie LinkedIn oder eben beim jährlichen Wiedersehen lebendig gehalten werden.
“Longevity oder Medical Wellness können schnell zur Gratwanderung werden.”
Wolfgang Falkner
Wie sind Sie über das Spa Camp hinaus noch aktiv?
Zum einen über unsere Social-Media-Kanäle oder das eigene Online-Magazin, wo wir immer wieder Spa-Persönlichkeiten vorstellen. Außerdem haben wir während der Corona-Pandemie Zoom-Talks etabliert, mit denen wir eine weitere Plattform zum Austausch bieten. Im Februar drehte sich hier in einem „Trendtalk“ beispielsweise alles um den Umgang mit Trends, 50 Teilnehmer waren dabei. Obendrein waren wir im April zum zweiten Mal mit einer kleinen Barcamp-Session auf der Fitnessmesse Fibo in Köln vertreten.
Noch ein Blick in die Zukunft: Wie wollen Sie das Spa Camp weiterentwickeln? Gibt es Pläne?
Natürlich schauen wir immer, wie wir die Veranstaltung optimieren und Details verbessern können. Im vergangenen Jahr kam etwa die Unterteilung in Impuls-Beiträge und Diskussionsrunden hinzu, um mehr Klarheit für die Teilnehmer zu schaffen. In diesem Jahr werden wir erstmals eine kleine Redaktion dabeihaben, die für die Teilnehmer ein Whitepaper zu den wichtigsten Camp-Themen anfertigt. Auch stellen wir unsere Themenabstimmungen, die bislang analog und mit Klebepunkten erfolgte, nun auf digital um.
Wolfgang Falkner
Wolfgang Falkner gründete 2010 das Spa Camp, das er seither jährlich für die Spa- und Wellness-Branche veranstaltet. Außerdem ist er Herausgeber des Spa Camp Online Magazins. In Salzburg ansässig kommt der gebürtige Oberösterreicher ursprünglich aus dem Mediendesign- und Marketing-Bereich. Zusätzlich zur Fachhochschule hat er auch eine Zeit lang Philosophie studiert.