Viele Hoteliers setzen auf ihr Kerngeschäft, doch in einer umkämpften Branche mit starker Konkurrenz und Fachkräftemangel kann modernes Controlling für den Erfolg entscheidend sein.
Die Frage nach innerbetrieblichen Kontrollsystemen mag manche Hoteliers abschrecken, die sich lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen: freundlicher Service, gutes Essen und zufriedene Gäste. Doch gerade in einer Branche, die von hoher Konkurrenz, niedrigen Margen und unvorhersehbaren Schwankungen geprägt ist, kann ein professionelles Controlling den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.
Es bedeutet nicht nur, die Finanzbuchhaltung im Blick zu haben, sondern auch die eigenen Ziele und Strategien zu definieren, zu überprüfen und anzupassen. Ein korrekt aufgesetztes, auf die Hotellerie zugeschnittenes Controlling hilft dabei, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern, Kosten zu senken, Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Es ermöglicht, die Qualität des Angebots zu verbessern, die Gästezufriedenheit zu erhöhen und die Mitarbeitermotivation zu fördern.
Denn nur gut operierende Unternehmen sind auch ein guter Ort für Beschäftigte. Die Hospitality-Branche leidet unter einem Fachkräftemangel, der durch die zurückliegende Pandemie drastisch verschärft wurde. Um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten, müssen die Betriebe attraktive Arbeitsbedingungen bieten, die nicht nur auf Lohn, sondern auch auf Wertschätzung anhand transparenter, leistungsbezogener und akzeptierter Daten basieren. Kurz: Controlling bringt die Unternehmen ins Geldverdienen und macht sie widerstandsfähiger gegenüber Krisen.
Aufbau eines effektiven Controllingsystems in der Hotellerie
Es ist nie zu früh, um mit Controlling zu beginnen, denn es bedeutet nichts anderes, als sich zu besinnen, warum die Unternehmung einst gestartet wurde, wie man die Idee umsetzt und was die Gäste am Ende erleben bzw. welchen Eindruck sie mitnehmen sollten. All das wird in unserem Wirtschaftssystem monetär messbar gemacht und kann so auch gesteuert werden. Das Unternehmensergebnis sollte also weder vom Zufall noch von der Hoffnung bestimmt sein, sondern von der Planung, dem Monitoring und der Anpassung. Controlling ist kein Selbstzweck, sondern ein Instrument, um die eigene Vision zu verwirklichen.
Um ein modernes Controllingsystem für die Hotellerie aufzubauen, sollte man folgende Schritte beachten:
- Unternehmensvision und -ziele definieren und operationalisieren: Was will man mit seinem Betrieb erreichen, welche Werte stehen dahinter, wie misst man den Erfolg?
- Strategie und Geschäftsmodell festlegen: Wie will man sich am Markt positionieren, was ist das Alleinstellungsmerkmal, welche Zielgruppen spricht man an, wie generiert man Einnahmen?
- Prozesse und Strukturen optimieren: Wie sind die Arbeitsabläufe organisiert, welche Standards und Richtlinien gibt es, wo liegen die Verantwortlichkeiten, wie werden die Mitarbeitenden geführt und motiviert?
- Kennzahlen und Reporting definieren: Welche Daten werden erhoben, wie werden sie analysiert und kommuniziert, welche Maßnahmen werden daraus abgeleitet, wie wird der Fortschritt überwacht?
- Planung und Budgetierung durchführen: Wie wird die erwartete Nachfrage prognostiziert, wie werden die Kosten und Erträge geplant, welche Investitionen sind notwendig, wie wird die erforderliche Liquidität sichergestellt?
- Wahrnehmungsroutine entwickeln: Wie werden die Ist-Werte mit den Soll-Werten verglichen, welche Abweichungen gibt es, welche Ursachen und Folgen haben sie, welche Korrekturen sind erforderlich?
Kern einer guten Unternehmensstruktur sind innerbetriebliche Standards und klare Prozesse. Sie sorgen für eine effiziente und qualitativ hochwertige Leistungserbringung, eine transparente und nachvollziehbare Dokumentation, eine verlässliche und faire Beurteilung, sowie eine kontinuierliche und systematische Verbesserung.
Sich mit seinem Unternehmen (selbst-)kritisch auseinanderzusetzen darf kein lästiger Verwaltungsaufwand sein, sondern eine lohnende Investition in die Zukunft des eigenen Unternehmens. Dies kann man für sich allein zusammentragen und umsetzen oder sich von einem branchenerfahrenen Berater helfen lassen.
Zum Autor
Erich Nagl, ETL Adhoga Berlin, ist spezialisiert auf die Beratung von Hotels und Gaststätten.