Das Volkshaus Basel positioniert sich über Kunst, Events, Architektur und Gastronomie. In Basel ist die ehemalige Bier- und Trinkhalle eine Institution mit langer Geschichte. Doch erst die heutigen Inhaber haben aus der Burgvogtei aus dem 14. Jahrhundert ein einzigartiges, zeitgenössisches Hotel mit 45 Zimmern gemacht. Damit nicht genug: Architektur und Design im Volkshaus stammen vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron. Hotel Inside sprach mit Manuela Voser (GM) und Mitbesitzer Leopold Weinberg.
Das Volkshaus Basel blickt auf eine lange Geschichte und Tradition zurück. Einst im 14. Jahrhundert als Burgvogtei gebaut, wurde es über die Jahrzehnte unter anderem Teil einer Brauerei mit Bier- und Konzerthalle. 1925 plante der Architekt Henri Baur den Bau neu mit einer Erweiterung samt Hotel, Restaurant, Büros und Bibliothek. Doch seine Ideen und der Charakter des ursprünglichen Baus gingen in den 70er Jahren mit umfangreichen Renovierungsarbeiten verloren. Kurze Zeit stand sogar zur Debatte, den gesamten Gebäudekomplex abzureissen.
Heute ist von dieser Vergangenheit nichts mehr zu spüren. Das weltberühmte Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron gab dem Volkshaus in einer umfassenden Sanierung 2011 und 2012 seine Vielschichtigkeit und Identität zurück und baute sozusagen eine Brücke zur Gegenwart. Dabei bezogen sich die Architekten massgeblich auf die Originalarchitektur von 1925 und legten diese wo immer möglich wieder frei.
Hotel Inside-Journalist Hans R. Amrein sprach mit Manuela Voser (General Managerin) und Leopold Weinberg (Architekt ETH und Mitinhaber) über das neue Volkshaus Basel und die Besonderheiten der einzigartigen Architektur von Herzog & de Meuron. Das Gespräch fand bei einem Rundgang durchs Hotel statt und besteht aus sechs Teilen:
Einzigartiges Design & Mobiliar
Sitzbänke mit grünem Leder dienen im grossen Saal als Raumtrenner, verschieden geformte Spiegel reflektieren das hineinfallende Tageslicht und verteilen es. Schlichte LED-Pendelleuchten ersetzen heute die Kronleuchter von einst und wirken im spannenden Kontrast zur Bestuhlung. Bei den schwarzen und honigfarbenen Holzstühlen handelt es sich um einen Nachbau des Schweizer Herstellers «Horgenglarus», der auch bereits die Originalausstattung lieferte. 255 Bugholzstühle in modifizierten Versionen wurden eingesetzt: Sichtbare Nummern auf den Rückenlehnen der handgebeizten Stühle sorgen ebenso für Individualität wie verschiedene Rückenelemente – alles abgeleitet vom einstigen Originalstuhl. Herzog & de Meuron war es wichtig, jedem Stuhl Einzigartigkeit zu verleihen.
«Dank Umbau und Sanierung steht das Volkshaus Basel heute wieder für Vielfalt, Kultur und Lebensgeist und ist zentraler Treffpunkt für politische, soziale und kulturelle Aktivitäten», schreiben die Inhaber des Hauses.
«Das Volkshaus ist wieder ein Haus fürs Volk»
Im Architektur-Magazin AD schreibt der Journalist Florian Siebeck über den Umbau im Volkshaus Basel: «Mit dem Bauen im Bestand ist es immer so eine Sache. Manchmal tritt unverhofft das Werk eines kunstfertigen Ebenisten zutage. Prunkvolle Intarsien. Fein ziselierte Ornamente. Ein schöner Terrazzo. Und manchmal entfernt man Schicht um Schicht um Schicht und findet außer Resopalfronten und Nadelfilz: nichts. Vor dieser Erfahrung seien auch renommierte Architekturbüros wie Herzog & de Meuron nicht gefeit. „Wir hatten gerade zwei wichtige Räume in der Park Avenue Armory in New York fertiggestellt und dachten: Was dort funktioniert, geht sicher auch hier“, sagt Ascan Mergenthaler. Doch als der Architekt im Basler Volkshaus auf Spurensuche ging, fand er keinen Boden, keine Struktur, keine Substanz. Alles ausradiert. Dafür schlummerte unter der Fassade des alten Gebäudeensembles etwas anderes: eine Seele», so AD-Journalist Florian Siebeck.
«Zimmer von fast protestantischer Schlichtheit»
Zum von Herzog & de Meuron entwickelten Zimmerdesign im Volkshaus sagt der AD-Journalist Florian Siebeck: «Die 45 Zimmer und Suiten sind von fast protestantischer Schlichtheit; eine Hommage an die früheren Unterkünfte des Personals. Die ehemaligen Büroräume sind dabei aber auch großzügiger, als man es von neuen Hotels gewöhnt ist. Der Gast betritt das Zimmer durch eine Schrankwand aus schwarz gebeizter Eiche, in der sich Dusche und WC verstecken. Der offene Waschtisch, bis heute in vielen traditionellen Schweizer Häusern üblich, wird durch einen Vorhang vom Schlafraum abgetrennt.»
Und weiter schreibt Florian Siebeck: «Statt zeitgenössischer Möbel oder historisierender Klassiker schufen die Architekten eigenständige Entwürfe, die sich nicht anbiedern und überhaupt zunächst kaum einordnen lassen.» Dazu Architekt Mergenthaler: „Es ging darum, den Geist des Hauses zurückzubringen, ohne mit direkten Zitaten zu arbeiten oder etwas zu rekonstruieren – es war ja ohnehin nichts mehr da“.
Florian Siebecks Fazit: «Mit seinen sanften Grün- und Grautönen ist das Volkshaus Hotel ein Kokon der Geborgenheit, der geschichtsbewusst, aber nicht traditionell daherkommt. So bespielt etwa die Galerie von Bartha die Lobby regelmäßig mit frischer Kunst… Mit ihrer stilvollen Neugestaltung haben die Architekten und Betreiber ihrer Heimatstadt ein Geschenk überlassen: Sie haben aus dem Volkshaus wieder ein Haus fürs Volk gemacht.»
Was sagt der Guide MICHELIN zum Volkshaus Basel?
„Es ist eine Überraschung, dass die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron in einem Boutique-Hotel-Projekt genannt werden. Außerhalb der Schweiz ist die Firma vor allem für Großprojekte wie Stadien und Museen bekannt. Aber das Basler Volkshaus ist zwar kein Fußballstadion, aber seit Jahrhunderten ein zentraler Bestandteil des öffentlichen Lebens der Stadt…“ Und weiter: „Was heute hier steht, ist sowohl ein sehr gründliches Update als auch eine sensible Restaurierung. Der lange verborgene Kern des 1925er-Baus bestimmt die Atmosphäre, die in ihrer Einfachheit und ihrem Fokus auf Wohnlichkeit indirekt an das Bauhaus erinnert. Die 45 Zimmer strahlen eine Wärme aus, die die Fähigkeiten der meisten zeitgenössischen Designer übersteigt, und die Einrichtungen sind auf dem neuesten Stand der Technik.
Das Volkshaus ist immer noch das Volkshaus, also viel mehr als ein Hotel. Es gibt eine Brasserie, eine Bar und einen begrünten Innenhof sowie einen Überschuss an Tagungs- und Veranstaltungsräumen und sogar einen Konzertsaal…“
Kunst & Events im Volkshaus
Die Inhaber des Volkshauses Basel, Leopold Weinberg und Adrian Hagenbach, verstehen zeitgenössische Kunst als Teil der Volkshaus-DAN. Durch die Zusammenarbeit mit renommierten Galerien, der Einbindung von Künstlern in Event-Formate und der Kunstsammlung der Eigentümer wird Kunst im Alltag erlebbar gemacht: Grossformatige Skulpturen mitten in einem belebten Raum und atmosphärisch wirkende Bilder an unerwarteten Stellen provozieren subtil und zwingen den Gast, sich aktiv mit den einzelnen Positionen auseinanderzusetzen.
Seit der Übernahme des Volkshauses durch Weinberg und Hagenbach werden zahlreiche kulturelle Event-Formate durch den Volkshaus-Betrieb finanziell unterstützt. Die Unterstützung erfolgt nach den folgenden Kriterien:
– Es handelt sich um einen öffentlichen Anlass mit kulturellem Inhalt.
– Es handelt sich um einen Anlass von lokaler Bedeutung (Stadt Basel oder Kleinbasel).
– Der Anlass ist nicht (ausschliesslich) gewinnstrebend.
– Das Volkshaus Basel bietet den idealen Rahmen, um den Anlass erfolgreich durchzuführen.
„Wir bringen Architektur, Kunst, Kultur und Gastronomie zusammen.“
Leopold Weinberg
Wie ein Kunstwerk im Volkshaus Basel angeliefert wird…
Am Donnerstag, 26. Juni 2024, wurde ein modernes Gemälde des jungen Berliner Künstlers Andi Fischer im Volkshaus Basel angeliefert. Das Bild (Öl auf Leinwand) trägt den Titel „Bauch 2“. Volkshaus-Mitbesitzer Leopold Weinberg hat das Bild erworben. Wo im Volkshaus soll es hängen? In der Brasserie? Nach einigen Diskussionen hängt der „Bauch 2“ nun rechts beim Durchgang in die Brasserie…
Volkshaus Basel: Geschichte und Hintergründe
Anfang des 19. Jahrhunderts entstand das Volkshaus Basel in der Rebgasse. Hier fanden politische, soziale und kulturelle Aktivitäten statt. Im Laufe der Zeit wurden Veranstaltungsräume, eine Konzerthalle, Büroräumlichkeiten, ein Laden und ein Restaurant sowie zuoberst, unter dem Dach, Personalzimmer errichtet. Stetig an die veränderten Bedürfnisse der jeweiligen Dekade angepasst, veränderte sich das Haus innerlich und äußerlich über die Zeit, ohne je ein gesamtheitliches Konzept zu verfolgen. 2011 übernahmen die beiden Immobilienentwickler und Gastronomie-Unternehmer Leopold Weinberg und Adrian Hagenbach das Volkshaus Basel vom Kanton Basel-Stadt mit der Vision, wieder einen Ort der Begegnung im ursprünglichen Sinne aufleben zu lassen. In enger Zusammenarbeit mit den Architekten Herzog & de Meuron realisierten sie dieses Ziel nicht nur konzeptionell, sondern auch architektonisch. Entstanden ist 2012 eine grüne Oase mitten im belebten Quartier am Rhein. Bar und Brasserie sind beliebte Treffpunkte für Genießer, Kunst-, Kultur- und Architekturinteressierte. Gleiches gilt für die vier Eventsäle.
Das Volkshaus Basel wurde um ein neues Boutique-Hotel erweitert. Wie bereits im gesamten Haus haben Herzog & de Meuron auch hier mit viel Fingerspitzengefühl die historische Substanz ergründet, aufgearbeitet und modern interpretiert. Die 45 Zimmer und Suiten sind pragmatisch schlicht gestaltet, ohne dabei an Behaglichkeit und Eleganz zu verlieren. Aufgrund der historischen Bausubstanz ist jeder Raum individuell geschnitten. Allen gemeinsam ist die großzügige Raumaufteilung und Helligkeit sowie das wiederkehrende Farbkonzept in Grüntönen.
Trotz des entspannt eleganten Interieurs sind in allen Zimmern Referenzen zu den ursprünglichen, einfachen Personalzimmern zu finden. In den Grand Hotels des frühen 20. Jahrhunderts gab es in den Zimmern lediglich einen Waschtisch und eingebaute Schrankwände. Die Toiletten und Duschen befanden sich oft außerhalb der Hotelzimmer. In Analogie ist nun auch im Volkshaus nur der Waschtisch zu sehen, die Nasszellen (Dusche und Toilette) verstecken sich diskret hinter der schwarz gebeizten, massiven Eichenholz-Schrankwand. «Die Atmosphäre ist durch die Mischung aus erdigen sowie dezent warmen Farbtönen und ausgewählten Textilien, als Raumtrenner und Fenstervorhänge, behaglich und gemütlich», so Leopold Weinberg.
Wer sind die Volkshaus-Besitzer?
Leopold Weinberg, dipl. Arch. ETH, arbeitete nach seinem Freidiplom (ETH Studio Basel/Professur Herzog & de Meuron) während mehrerer Jahre im In- und Ausland als Architekt (John Pawson, Foster + Partners, Glenn Howells Architects) und schliesslich bei der Karl Steiner AG in der Akquisition im Bereich GU/TU als Verkaufsleiter. 2012 machte er sich zusammen mit dem Juristen Adrian Hagenbach selbstständig (Aufbau WAC Unternehmungen). Innerhalb der WAC-Gruppe ist er zuständig für die Kreation und treibende Kraft hinter der „WAC Art Initiative“. Seit 2017 ist Weinberg auch Mitglied des Stiftungsrates im Fotomuseum Winterthur.
Adrian Hagenbach, lic. iur., arbeitete mehrere Jahre in der Corporate-Finance-Abteilung einer Schweizer Investmentbank und beriet unter anderem Immobiliengesellschaften bei Finanz- und Strategiefragen oder auf ihrem Weg an die Börse. Im Jahr 2012 übernahm er ein eigenes Immobilienportfolio und machte sich zusammen mit dem Architekten Leopold Weinberg selbstständig (Aufbau WAC-Unternehmungen).
Wer ist Gastgeberin Manuela Voser?
Manuela Voser ist General Managerin im Boutique -und Design-Hotel Volkshaus Basel. Die diplomierte Hotelière (HF/SHL) begann ihre Karriere in Zürich, wo sie verschiedene Stationen in den Bereichen Banquet & Conference Sales im Hotel Baur au Lac durchlief, bevor sie zu Sheraton wechselte und dort für die beiden Zürcher Häuser als Groups & Events-Managerin tätig war. Nach Basel zog es sie bereits im Jahr 2016, als sie die Position der Administration & Quality Managerin im Grand Hotel Les Trois Rois übernahm. Zuletzt war sie als Director of Operations & Vice General Manager im Mövenpick Hotel Basel tätig, wo sie an der Neueröffnung im September 2021 beteiligt war. Ihre umfangreiche Erfahrung in der Hotellerie, Eventorganisation und Gastronomie bringt sie nun seit März 2024 im Volkshaus Basel ein.
Bildlegende Hauptfoto: Manuela Voser (GM) und Leopold Weinberg, Mitinhaber und Architekt ETH.