Ein Job im Ausland gilt als einer der reizvollsten Aspekte einer Karriere in der Hotellerie. Fach- und Führungskräfte aus der DACH-Region genießen international ein hohes Ansehen und sind sehr gefragt. In unserer Serie berichten Hospitality-Profis von ihren Erfahrungen in der Ferne. Diesmal: Stefan Reichl aus Ägypten.
Fragt man Stefan Reichl, was ihn an seiner Arbeit in Ägypten begeistert, kommt die Antwort prompt: „Die Menschen hier haben ein offenes Herz und sind jederzeit bereit, einen Schritt weiter mitzugehen.“ Seit 15 Jahren leitet er das 173-Zimmer-Hotel The Breakers in Soma Bay – ein Ort, der ihm besonders am Herzen liegt.
„2008 durfte ich das Hotel gemeinsam mit dem Eigentümer entwickeln. Ich habe es im Grunde für mich selbst entworfen“, sagt der leidenschaftliche Kitesurfer und Taucher. Ursprünglich ist Reichl Quereinsteiger: Der Maschinenbau-Ingenieur entdeckte durch ein Praktikum beim Robinson Club seine Begeisterung für die Hotellerie.

Storytelling mit Naturschutz
Natürliche Materialien und Nachhaltigkeit spielten beim Bau des Breakers eine große Rolle. „Unser Storytelling ist die Natur. Vor allem die Plastikvermeidung steht ganz oben auf der Agenda. Plastik ist das größte Problem für die Meere“, betont Reichl. Gemeinsam mit einem der größten deutschen Wasserfilterhersteller startete das Hotel ein Pilotprojekt, das jährlich rund 125.000 Plastikflaschen einspart.
“Ich will, dass meine Leute eine gute Zeit haben.
Denn dann habe ich sie auch.“Stefan Reichl, General Manager,
The Breakers Diving and Surfing Lodge Soma Bay
Auch sonst setzt Reichl auf Haltung statt Protz: „Unsere Gäste kommen nicht wegen des größten Buffets, sondern wegen unserer Mitarbeiter – mit ihnen entstehen echte Geschichten.“ Für ein Dinner am Strand wird kurzerhand das gesamte Restaurant umgebaut, und an ausgewählten Tagen leitet der 55-Jährige persönlich um fünf Uhr morgens eine Yoga-Session – inklusive Kaffee und Croissants. Restaurant und Pool haben keine festen Öffnungszeiten: „Jeder soll sie nutzen können, wie es für ihn am besten passt.“

“Von unten nach oben”: Führungskarrieren im Breakers
90 Prozent der Gäste kommen aus dem deutschsprachigen Raum, sind im Schnitt zwischen 35 und 50 Jahre alt. Der Anteil an Stammgästen beträgt mittlerweile 65 Prozent. Auch sein Team bedeutet Stefan Reichl viel. „Unsere Fluktuation liegt bei nur 0,7 Prozent“, sagt er stolz. Führungspositionen besetzt er bevorzugt intern: „So wächst das Gehaltsgefüge von unten nach oben.“ Reichls Arbeitstag beginnt mit der Begrüßung des Stewarding-Mitarbeiters, im Laufe des Tages wird jedes Teammitglied von ihm persönlich angesprochen. „Ich will, dass meine Leute eine gute Zeit haben. Denn dann habe ich sie auch“, erklärt der gebürtige Rodgauer.
Soma Bay schätzt Reichl als ganzjähriges Reiseziel – und wegen der Nähe zu seiner Tochter in Bayern: nur vier Flugstunden entfernt. Die abgeschlossene Destination mit spektakulärer Landschaft, Marina und bald zwei Golfplätzen sei zwar eine Art „Bubble“, biete aber viel Abwechslung, und Tagesauflüge zu den Pyramiden sind problemlos möglich.
