Die jüngste Wertschöpfungsstudie (2024) zum Bündner Tourismus zeigt: Jeder vierte Franken in Graubünden wird im Tourismus erwirtschaftet. Allein die Bündner Hotelbetriebe generieren jährlich eine touristische Wertschöpfung von 842 Millionen Franken, dazu kommen weitere 169 Millionen Franken in den reinen Gastronomiebetrieben. Hintergründe dazu in einem Hotel Inside-Fachbeitrag von Dr. Luzius Stricker.
Das Amt für Wirtschaft und Tourismus (AWT) hat in den Jahren 2022 und 2023 und in Zusammenarbeit mit den touristischen Akteuren in Graubünden eine umfassende Studie zum Wertschöpfungssystem im Bündner Tourismus durchgeführt. Im Rahmen der Studie wurden sowohl die Angebotsseite, sprich die touristischen Unternehmen, als auch die Nachfrageseite, also die Gäste, befragt. Entstanden ist dabei eine schweizweit einzigartige Datengrundlage mit wichtigen Erkenntnissen zum Ausgabe- und Investitionsverhalten der Gäste und Zweitwohnenden sowie zu den Wertschöpfungsketten im Bündner Tourismus.
Die Ergebnisse der Studie fördern zu Tage, dass unter den touristischen Leistungsträgern die Beherbergungsbetriebe die höchste touristische Wertschöpfung erwirtschaften. In Zahlen ausgedrückt, beläuft sich die touristische Wertschöpfung in den Hotelbetrieben des Kantons auf jährlich 842 Millionen Franken, dazu kommen weitere 169 Millionen Franken in den reinen Gastronomiebetrieben.
Touristische Wertschöpfung in den Kernbranchen des Tourismus nach Regionen
Lediglich 10 Prozent der Branchenwertschöpfung in der Hotellerie steht nicht in irgendeiner Form mit dem Tourismus in Verbindung. Doch wie ist es möglich, dass ein Hotelbetrieb «nicht-touristische» Wertschöpfung generiert? Für die Abgrenzung des Phänomens «Tourismus» gilt nämlich, dass alle Gäste, welche zu Freizeitzwecken und weiter als 20 Reiseminuten von ihrem Wohn- respektive Arbeitsort entfernt die Angebote der Hotelbetriebe in Anspruch nehmen, als touristische Gäste gelten. Im Umkehrschluss dazu, generieren die Einheimischen mit der Nutzung der Wellness-, Gastronomie- und Freizeitangebote in den Beherbergungsbetrieben weitere 95 Millionen Franken Wertschöpfung pro Jahr. Nicht inkludiert ist dabei die indirekte touristische Wertschöpfung, welche die Hotelbetriebe in den vor- und nachgelagerten Branchen auslösen, wie beispielsweise durch die Gebäudeerhaltung im Baugewerbe oder über den Bezug von Vorleistungen im Grosshandel.
Die Betrachtung der Beschäftigungsseite in den Beherbergungsbetrieben ergibt ein ähnliches Bild. Neun von zehn Arbeitsplätzen in den Hotelbetrieben sind touristischer Art, weitere knapp 2500 touristische Arbeitsplätze entfallen ausserdem auf die reinen Gastronomiebetriebe. Der touristische Anteil an der Beschäftigung, wie auch bei der Wertschöpfung, unterscheidet sich je nach Region aber beträchtlich. So beträgt die Tourismusintensität in den Hotels der Region Arosa / Lenzerheide 93 Prozent, im Bündner Rheintal jedoch nur 75 Prozent.
Tourismusintensität Beherbergungsbetriebe Graubünden
Die direkte touristische Wertschöpfung im Bündner Tourismus errechnet sich durch die Ausgaben der Gäste. Je nach Art des Gastes, der Region und der Saison gibt dieser nämlich unterschiedlich viel Geld aus. Spitzenreiter bei den Tagesausgaben sind die Hotelgäste in der Wintersaison in der Analyseregion Engadin / Südtäler. Pro Tag und Person wird dort im Winterhalbjahr 354 Franken ausgegeben, dies beinhaltet sowohl die Kosten für die Hotelübernachtung, wie auch für die Gastronomie, die Einkäufe im Detailhandel, für Eintritte, Tickets und Bergbahnabos.
Eine Gegenüberstellung der Gäste nach derer Unterkunftsart zeigt weiter, dass die durchschnittlichen Tagesausgaben der Hotelgäste (260 Franken pro Tag) mit Abstand am höchsten sind. Die Gäste der Parahotellerie (bewirtschaftete Ferienwohnungen, Kollektivunterkünfte, Ressorts, Berghütten und Campings) geben im Mittel 107 Franken pro Tag aus, die Tagesgäste 89 Franken. Die Tagesausgaben der Zweitwohnenden betragen im kantonalen Durchschnitt 54 Franken, dabei sind jedoch die objektbezogenen Investitionen und Ausgaben nicht miteingerechnet. Personen, die bei Freunden und Verwandten übernachten, geben schliesslich und im Mittel noch 34 Franken pro Tag aus.
Ausgaben (pro Aufenthaltstag) der Gäste in Graubünden
Die detaillierten Ergebnisse, mit vielen weiteren spannenden Daten und Fakten zur Bündner Hotellerie, sind im innovativen Webbericht zur Studie einsehbar. Dieser wartet mit verschiedenen Visualisierungen rund um das Thema «Tourismus» auf und vermittelt die wichtigsten Studienergebnisse, gegliedert sowohl nach Themenblöcken als auch nach regionalen Porträts.
Link zur Studie: www.wertschoepfung-tourismus-graubuenden.ch
Kurzfassung Wertschöpfung Tourismus GR (PDF)