Ein Rückblick auf Impulse, Diskussionen und Sessions vom SpaCamp 2024 im Schloss Fleesensee zeigt deutlich, die Wellnessbranche entwickelt sich stetig weiter, und mit ihr eröffnen sich gerade für (Wellness)Hoteliers neue Möglichkeiten, um den steigenden und veränderten Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden
Doch wie lassen sich die Wellnesstrends gewinnbringend in den Hotelalltag integrieren – insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wie Personalmangel und steigende Ansprüche an Nachhaltigkeit? Wir haben uns die Trends nicht nur genauer angeschaut, sondern auch direkt mit den Experten aus bekannten Wellnesshotels und Spa-Resorts in Deutschland, Österreich und sogar Dänemark unterhalten.
1. Wellness-Eigenverantwortung fördern
Passend dazu ist deutlich ein Trend zu spüren, weg von passiven Wellnessbehandlungen hin zu aktiver Selbstfürsorge. Hoteliers können dies aufgreifen, indem sie Räume schaffen, die zur Eigeninitiative anregen – etwa Fitnessräume mit Videoanleitungen oder Outdoor-Bereiche für individuelle Aktivitäten wie Waldbaden, Outdoor-Fitness oder Joggen. Dies erfordert nur minimale Betreuung, bietet Gästen aber einen hohen Mehrwert.
Auch der soziale Aspekt wird bei der Schaffung und Gestaltung solcher Räume immer wichtiger. Die Ideen und Möglichkeiten sind dabei vielfältig: vom gemeinsamen Kochkurs (z.B. vegetarisch, Blue Zone Diät etc.) über Gruppenmeditationen bis hin zu geselligen Saunaerlebnissen – Angebote, die Gäste miteinander verbinden, fördern nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Bindung an das Hotel.
„Unser Interalpen-Hotel Tyrol zeichnet sich durch eine einzigartige Lage aus, die vor allem Abstand von Hektik und Alltagsstress bietet. Wellness bedeutet bei uns weit mehr als luxuriöse Anwendungen oder schöne Kulissen – wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der Kommunikation und Austausch zwischen Körper und Geist sowie zwischen Therapeut und Gast fördert.
Ob bei Massagen, maßgeschneiderten Konzepten oder sozialen Interaktionen: Die heilende Kraft der Berührung – sei es auf die Muskulatur, die Durchblutung oder das Nervensystem – und die Nähe zur Natur, etwa durch natürliche Heilmethoden oder Stressbewältigung in naturbelassenen Elementen, spielen eine zentrale Rolle.
Wir setzen wir auf Spa-Bereiche, die Qualität und natürliche Elemente in den Vordergrund stellen. Perspektivisch legen wir noch stärker Wert auf die Verbindung von Natur, Berührung und individueller Betreuung. Diese steht bei uns im Einklang mit Yoga– und Meditationskursen, Massagebehandlungen und Körpertherapien.
Unser Fokus liegt weniger auf der Masse der Anwendungen, sondern vielmehr auf deren Qualität und Präzision, individuell abgestimmt auf den Gast. Ziel ist es, einen Wohlfühlort ohne Zeitdruck und hektische Abläufe zu schaffen, an dem sich der Gast voll auf sein Wohlbefinden konzentrieren kann“, so Jasmin Zwerger, Spa-Managerin des Interalpen-Hotel Tyrol (Veranstaltungsort SpaCamp 2025).
2. Weniger Personalaufwand durch hybride und smarte Lösungen
An Fitness-Räume in- und outdoor schließen auch digitale Tools an. Mit hybrider und digitaler Wellnesstechnik lässt sich Wellness effizienter gestalten. Buchungssysteme für Spa-Anwendungen, smarte Steuerungen für Licht und Musik in Ruheräumen oder sogar KI-gestützte Empfehlungen für individuelle Wellnessprogramme können nicht nur das Gästeerlebnis verbessern, sondern auch den Personaleinsatz optimieren. Massagebetten, Eiskammern, Sauerstoffsaunen und Radiofrequenztherapie haben bereits in vielen Spa- und Wellnessanlagen Einzug gehalten.
„Bereits etabliert haben sich in den letzten Jahren hybride Wellnessangebote, die mittlerweile in vielen Spas zum Einsatz kommen. Aktuell bringen jedoch spannende neue Varianten und Innovationen frischen Wind in den Markt. Es lohnt sich, die Augen offenzuhalten, sich zu informieren und neue Geräte sowie Methoden zu testen.
Passen diese ins Konzept, können sie das Problem des Fachkräftemangels zumindest etwas lindern und den Gästen auch zu Randzeiten – wenn Spa-Therapeuten noch nicht oder nicht mehr im Einsatz sind oder alle Termine ausgebucht sind – als Alternative zur Verfügung stehen.
Je nach Zielgruppe können maßgeschneiderte Angebote in den Bereichen Entspannung, Schlaf, Schönheit, Figur oder Schmerztherapie wertvolle Ergänzungen für das Spa-Konzept von Hotels oder Day Spas sein. Es bleibt spannend, welche konkreten Angebote in den nächsten Jahren noch entwickelt werden“, fasst Hotel- und Spa-Beraterin Catrin Stoppa zusammen.
3. Wellness für die Seele & Mental Health als Megatrend
Länger fit, gesund und jung zu bleiben heißt im Gegenzug, der Fokus auf mentale Gesundheit und Prävention wächst. Angebote wie Stressmanagement-Kurse, Yoga-Retreats oder digitale Detox-Wochenenden sind gefragter denn je. Für Hoteliers bietet dies die Möglichkeit, Kooperationen mit externen Experten einzugehen – etwa für Yoga-Retreats, Waldbaden, Schlaf- und Achtsamkeitsworkshops oder Coaching-Sitzungen. Dies reduziert den personellen Aufwand und erweitert gleichzeitig das Angebot.
„Im Fritsch am Berg legen wir seit über einem Jahrzehnt den Fokus auf mentale Gesundheit und ganzheitliches Wohlbefinden. Unser Gesundheitsmodell integriert die Natur – etwa unseren eigenen Fritsch-Wald –, Sport, der vor allem die „Freude an Bewegung“ fördert, ein achtsamer und genussvoller Umgang mit der Ernährung, Wellness, als Basis, sowie wissenschaftlich fundierte Methoden wie Biofeedback, Schlafmessungen, Bioimpedanz-Analysen und Seh-Checks.
Ziel ist es, eine individuelle, fundierte Gesundheitsstrategie, nachhaltige Veränderungen und einen achtsamen sowie aktiven Lebensstil zu fördern. Mental-Wellness ist unser Kernthema und wird immer wieder durch neue Angebote, wie „Augen Wellness“ und Retreats weiter ausgebaut. Wir beobachten zudem eine steigende Nachfrage nach unseren mehrfach ausgezeichneten Programmen in den Bereichen Burnout-Prävention, Begleitung in der Menopause, Schlafcoaching und Lebensberatung.
Die Zukunft der Wellness-Hotellerie liegt klar in der Spezialisierung und in Angeboten, die wirklich wirken – weg von Materialschlachten hin zu echter Lebensqualität“, erklärt Diana Sicher-Fritsch, Leiterin des Gesundheitszentrums im MentalSpaResort Fritsch am Berg und Expertin der Deutschen Longevity Gesellschaft e.V.
4. Nachhaltigkeit im Wellnessbereich
Nachhaltigkeit bleibt ein entscheidender Faktor – auch in der Wellnessbranche. Von der Ausstattung der Spa-Bereiche mit regionalen, natürlichen Materialien bis hin zu klimaneutralen Wellnessangeboten: Hoteliers können sich durch nachhaltige Maßnahmen als umweltbewusste Gastgeber positionieren. Besonders wichtig ist es, die nachhaltigen Ansätze authentisch und aktiv zu kommunizieren, z. B. durch Storytelling über regionale Lieferketten, ressourcenschonende Prozesse oder auch stetige Verbesserungsmaßnahmen, an denen kontinuierlich gearbeitet wird.
„Bei uns liegt der Fokus besonders auf nachhaltigem Verhalten – das gilt für alle Bereiche und Abteilungen im Hotel. Wir sind bestrebt, uns kontinuierlich zu verbessern – angefangen bei regionalen Spa-Produkten bis hin zu digitalen Prozessen und Angeboten (wie z. B. digitale Gästemappe, Coaches etc.) sowie minimalistischen Spa-Menüs, um den Gästen einen klaren Überblick zu geben und gleichzeitig Abfall zu vermeiden.
Passend dazu stellen wir uns immer wieder die Frage: Was können wir noch optimieren, und worauf können wir vielleicht sogar verzichten, um unsere Angebote für den Gast einfacher, noch hochwertiger und verständlicher zu gestalten? Eine verstärkte Nachfrage verspüren wir insbesondere bei kosmetisch-apparativen, nicht-invasiven Behandlungsmethoden, die zum Teil auch von den Gästen in Eigenanwendung genutzt und getestet werden können“, berichtet Camilla Holm vom Great Northern in Dänemark.
5. Micro-Wellness sorgt für kleine Erlebnisse mit großer Wirkung
Nicht jeder Gast wünscht sich gleich einen ausgedehnten Wellnessurlaub. Vielen Gästen fehlt die Zeit oder auch die umfassende Wellnesserfahrung. Hier sind Wellness-Schnupperangebote gefragt. Micro-Wellness konzentriert sich auf kurze, aber wirkungsvolle Entspannungsmomente – vom digitalen Detox, über die gesunde Ernährung bis hin zu geführten Meditationen oder Mini-Spa-Behandlungen, die auch ohne viel Personal realisierbar sind.
Hoteliers können hier punkten, indem sie unkomplizierte Angebote schaffen, wie z. B. „Selfcare-Kits“ auf dem Zimmer, Peelings die vor dem Dampfbad zur freien Verfügung bereit stehen, ausgeschilderten Walking-, Jogging- und Laufstrecken oder Apps für Achtsamkeitsübungen.
Wellness als Wettbewerbsvorteil
Die zukünftigen Wellnesstrends bieten den Gästen Impulse, die im besten Fall weit über den reinen Hotelaufenthalt hinausgehen und auch in den Alltag und den eigenen Lebensstil eingebaut werden (können), um so eine nachhaltige(re) Wirkung zu erzielen. Hoteliers bieten sie zudem eine Vielzahl von Ansätzen, um aktuelle Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Attraktivität ihres Hauses zu steigern.
Besonders wichtig ist es, flexibel auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen und innovative Ansätze zu testen. Wellness ist längst kein Zusatzangebot mehr, sondern ein entscheidender Faktor, um sich im Wettbewerb zu positionieren und langfristig erfolgreich zu bleiben.
Hoteliers, die diese Trends frühzeitig authentisch und qualitativ hochwertig aufgreifen, werden nicht nur die Zufriedenheit ihrer Gäste steigern, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg ihres Hauses sichern. Wellness ist eben schon lange nicht nur ein Trend – es ist eine Chance!
Save the date: SpaCamp 2025
Das SpaCamp 2025 findet statt vom 13.10. bis 15.10.2025 im Interalpen-Hotel Tyrol. Der „Run“ auf die Tickets für die Ideenwerkastatt für die Spa- und Wellnesshotellerie, Day Spa’s und den Gesundheitstourismus startet am 1.5.2025.