Luxus wandelt sich von einem materiellen Verständnis zu immateriellen Werten. Was bedeutet das für die Hotellerie? Darüber diskutierten hochkarätige Hoteliers und Experten bei der Herbst-Club-Tagung von Hotel Inside im Mandarin Oriental Hotel Savoy in Zürich. Neben dem „neuen Luxus“ wurde über das Wachstum der Markenhotellerie in der Schweiz debattiert.
Goldene Wasserhähne und Marmorbäder sind heutzutage nicht mehr das Symbol für modernen Luxus. „Die Definition ist viel komplexer geworden“, sagte Marc Aeberhard, Lead-Auditor beim Verband HotellerieSuisse, Luxusexperte, Buchautor, Dozent (SHL) und langjähriger Hotelier. „Luxus wandelt sich von einem materiellen Verständnis zu immateriellen Werten. Das sind heutzutage ganz andere Dimensionen, die bedient werden müssen.“
„Der Multimilliardär will nicht teilen“
Dazu gehörten neben der Hardware unter anderem die Umgebung und die Aussicht, Servicekonzepte, Frühstücka là carte rund um die Uhr, Gesundheitsangebote, Sicherheit, Paparazzi freie Zonen, geschützte Daten und Exklusivität, „Das Top End Hotel wird immer kleiner“, betonte Aeberhard. Es gehe hinunter bis auf 15 Einheiten. „Man will unter sich bleiben. Der Multimilliardär will nicht teilen.“ Der Gast definiere seinen Aufenthalt immer stärker selbst. Luxus beginne in der DNA und im Mindset. Die Einstellung des Service müsse lauten: „The answer is yes, what is the question?“ Gemeint ist, dass alles machbar und möglich ist.
„Luxus ist etwas Persönliches“
Martin R. Smura, Founder & Chairman of the Board der Grand Metropolitan Hotels und Ex-Präsident von Kempinski, erklärte: „Luxus ist etwas Persönliches. Für mich ist Luxus das knappe Gut, etwas, das nicht jeder haben kann. Luxus ist Privacy, Sicherheit, Platz, Ruhe und antizipativer Service. Dafür zahlen die Leute auch.“ Smura berichtete in diesem Zusammenhang von Durchschnittsraten von 2000 Euro in einem exklusiven Hotel in Paris und einer Ferienvilla, die sogar für mehrere Hunderttausend Euro für einen kurzen Zeitraum vermietet werden könne. Dabei komme es sehr wohl auf die Hardware an, da die Gäste an das Look & Feel gewöhnt seien. Da sei es nicht mit einer Zimmerausstattung für 30.000 Euro getan, die dürfe auch mal bei 1,5 Mio. Euro liegen.
Grand Metropolitan ist ein großer White-Label-Operator, den Smura 2022 gegründet hat und der inzwischen nach eigenen Angaben 303 Hotels mit 20.000 Zimmern im Management und 134 in der Entwicklung hat. Das Equity-Capital belaufe sich auf mehr als 200 Mio. Euro, sagte der frühere Kempinski-Chef.
Chris Franzen, Managing Director der Bürgenstock Hotels, einem der größten Hotelresorts in der Schweiz, meinte, es gehe beim Luxus in Hotels um „antizipatorische und maßgeschneiderte Experience“. Das gehe nur mit einer guten Datenlage: „Wir verwenden viel Zeit darauf zu schauen, welcher Gast heute ankommt und welche Wünsche und Bedürfnisse dieser Gast hat.“
Der General Manager des Mandarin Oriental Savoy Zürich, Dominik G. Reiner, der auch Area Vice President der Mandarin Oriental Group ist, führte aus, dass es auf einen wunderbaren, herzlichen, zuvorkommenden Service ankomme. „Wichtig ist auch, dass wir Teil der lokalen Community sind.“
Das zweite Podium des Club-Events im Ballsaal des Mandarin Oriental Savoy am Zürcher Paradeplatz war der „Entwicklung der Markenhotellerie in der Schweiz“ gewidmet. In der „Club-Lounge“ (Podium) diskutierten: Christoph Hoffmann, Mitgründer und CEO 25hours Hotels, Erik Zimmermann, Area Director Switzerland BHW Hotels, Thiemo Willms, Accor Vice President Development DACH, Thomas Kleber, COO Hotels der ZFV Unternehmungen (Sorell Hotels).
Hintergründe zum Thema Marken- und Kettenhotellerie können Sie in diversen Reports und Studien auf www.hotelinside.ch nachlesen, zum Beispiel die jüngste Studie von Horwath HTL mit aktuellen Zahlen und Fakten zur Markenhotellerie in der DACH-Region.
Eröffnet wurde der Club-Event am vergangenen Donnerstag nach 18 Uhr von Gastgeber Dominik G. Reiner, General Manager Mandarin Oriental Hotel Savoy, und Fiorenzo Fässler, Geschäftsführer Hotel Inside. Danach stellte der Hotel-Historiker Andreas Augustin sein neues Buch über die Geschichte des ehemaligen „Hotel Baur“ und „Hotel Baur en Ville“ vor. Es folgte ein kurzes Referat von Professor Dr. Christian Laesser von der Universität St. Gallen (HSG). Laesser, u.a. auch Gesellschafter von Hotel Inside, sprach über den Stand des aktuellen Forschungsprojektes, das über die Denkfabrik von Hotel Inside angeregt wurde.
Der Herbst-Club-Event
von Hotel Inside fand mit rund 60 Gästen im neuen Mandarin Oriental Savoy Hotel in Zürich statt. Die Moderation übernahm der Publizist und Gesellschafter von Hotel Inside, Hans R. Amrein. Der nächste Hotel Inside Club-Event findet im Frühjahr 2025 in Luzern statt. Dabei handelt es sich um eine Club-Tagung, wo u.a. die drei Forschungsschwerpunkte für 2025 festgelegt werden (Hotel Inside Denkfabrik).
Quellen: ahgz online, Rolf Westermann, Hotel Inside.
Bildlegende Hauptfoto: Luxus-Debatte in der „Club Lounge“ (v.l.n.r.): Marc Aeberhard, Martin R. Smura, Chris Franzen, Dominik G. Reiner, Hans R. Amrein.