Vor 20 Jahren wurde unter der Leitung von Kurt Straub das Park Hyatt Zürich eröffnet – es war das erste Hotel in Zürich, das Teil der internationalen Hyatt-Kette war. Wie hat sich das Luxushaus an bester Lage in der City von Zürich entwickelt? Hotel Inside sprach mit Michel Wittwer, dem aktuellen General Manager des 138-Zimmer-Hauses. Übrigens: Ex-Kempinski-Präsident Reto Wittwer ist der Onkel von Michel Wittwer…
Michael Wittwer, wie würden Sie die aktuelle Positionierung des Park Hyatt Zürich umschreiben? Was ist einzigartig, wie und wodurch differenzieren Sie Ihr Haus von den Mitbewerbern im Luxussegment in Zürich?
Das Park Hyatt Zürich positioniert sich als modernes, urbanes Luxushotel, das persönliche und maßgeschneiderte Erlebnisse bietet. Unsere einzigartigen Kunstinstallationen und unser engagiertes Team schaffen eine Atmosphäre, die sowohl lokal als auch international inspiriert ist, was uns von anderen Hotels abhebt.
Was steckt denn eigentlich hinter der Marke «Park Hyatt»?
Die Marke Park Hyatt steht für zeitlose Eleganz, modernen Luxus und einen exzellenten, individuellen Service. Unser Ziel ist es, unseren Gästen ein authentisches Erlebnis zu bieten, das sie mit der jeweiligen Destination verbindet.
Nun, in Zürich gibt es einige Top-Häuser im Luxussegment: The Dolder Grand, Baur au Lac, Mandarin Oriental Savoy usw. Was bieten Sie dem Gast, was die andren nicht bieten (können)?
Wir bieten eine Kombination aus persönlichem Service und einem einzigartigen Design-Ansatz. Unsere Gäste schätzen die intime Atmosphäre und die Möglichkeit, lokale Kultur und Kunst in einem luxuriösen, aber dennoch intimen Rahmen zu erleben.
Hyatt ist ein amerikanisch geprägtes Hospitality-Unternehmen. Viele Dinge bei US-amerikanischen Hotels sind stark standardisiert. Wie frei sind Sie als General Manager in Zürich, eigene Ideen, Konzepte und andere Dinge im Hotel umzusetzen? Oder läuft mehr oder weniger alles über den Konzern?
Ich habe viel Handlungsspielraum, um lokale Ideen und Konzepte umzusetzen, die zur Marke Park Hyatt passen. Dennoch arbeiten wir innerhalb des Rahmens der Unternehmensstandards, um die Qualität und Konsistenz zu gewährleisten.
Standardisierung schliesst in einem gewissen Sinne individuelle Serviceleistungen aus. Andererseits ist Service Exzellenz gerade in der Luxushotellerie das eigentliche Erfolgsprinzip. Wie schaffen Sie diesen Spagat?
Bei uns geht es vielmehr darum, unseren Gästen ein einheitliches Erlebnis in allen Park Hyatt Hotels zu bieten – eine konsistente Servicequalität auf höchstem Niveau, einheitlicher Luxus und exklusive Annehmlichkeiten. Gleichzeitig leben alle Park Hyatt Hotels den Grundsatz „Luxury is personal.“ Obwohl jeder Gast einzigartige Wünsche und Wahrnehmungen hat, wird diese Individualität durch unser gemeinsames Bewusstsein und unsere Anpassungsfähigkeit in einen standardisierten Service integriert.
Sie haben in einem Interview gesagt: «Wir wollen ein integraler Bestandteil der Zürcher Gesellschaft sein und Zürich eine Verbindung zu internationalen Perspektiven bieten.» Wie schaffen Sie das? Und was bedeutet «internationale Perspektiven»?
Mit unserer Lage im Herzen der Stadt sind wir ein integraler Bestandteil von Zürich! Wir schaffen Arbeitsplätze sowohl für Zürcherinnen und Zürcher als auch für Menschen aus aller Welt. Internationalen Gästen ermöglichen wir, die Schweizer Kultur hautnah zu erleben – sei es beim gemütlichen Fondue in unseren Winter-Iglus oder bei einer exklusiven Uhrmacher-Erfahrung. Umgekehrt gilt das Gleiche: Ein Aufenthalt im Park Hyatt Zürich öffnet die Türen zu unserem Bonusprogramm „World of Hyatt“. Dadurch profitieren unsere Gäste von attraktiven Vorteilen und können ihre Reisen in unseren Häusern weltweit noch mehr genießen. Mit jedem Aufenthalt im Park Hyatt Zürich investieren sie nicht nur in ein einmaliges Erlebnis, sondern auch in ihre zukünftigen Reisen, sei es durch spezielle Angebote, Upgrades oder personalisierte Services in unseren globalen Hotels.
Sie haben im erwähnten Interview auch gesagt: «Die Klientel des Park Hyatt Zürich ist eine andere als die der bekannten Grandhotels in der Stadt. Diese Hotels haben ihre eigene Kundschaft». Und: «Die Besucher des Park Hyatt haben andere Wünsche und Vorstellungen.» Was heisst «eigene Kundschaft»? Welche Wünsche und Vorstellungen haben denn Ihre Gäste?
Unsere Gäste sind anspruchsvolle Vielreisende, die Wert auf Individualität und ein einzigartiges Erlebnis legen. Sie wünschen sich nicht nur Luxus, sondern auch authentische und kulturelle Erlebnisse.
Wie strak setzen Sie eigentlich auf die Digitalisierung? Stehen nächstens Roboter in der Lobby oder auf der Etage, welche die Menschen ersetzen? Oder checkt der Gast schon bald selbst ein uns aus – per Smartphone?
Wir integrieren digitale Lösungen, um den Service zu verbessern, aber der persönliche Kontakt bleibt für uns entscheidend. Roboter werden nicht unser Team ersetzen, sondern vielmehr unterstützend eingesetzt, um die Effizienz zu steigern. Wenn wir einen digitalen Check-out integrieren, dann nur, um dieses Ziel zu erreichen. Der Gast wird nach wie vor die Möglichkeit haben, ganz traditionell an der Rezeption auszuchecken.
Wo sehen Sie im Park Hyatt die Grenzen der Digitalisierung?
Die Grenzen liegen dort, wo die persönliche Note und die zwischenmenschliche Interaktion entscheidend sind. Es gibt Aspekte des Gästeservices, die einfach nicht digitalisiert werden können, wenn man den Gästen ein gewisses Level an Qualität bieten möchte.
Sie setzen vermehrt auf Regionalität – in der Küche und im Team. Wie schaffen Sie es, lokale Mitarbeitende zu finden? In Zeiten des sogenannten «Fachkräftemangels» kein leichtes Unterfangen…
Wir pflegen enge Beziehungen zu lokalen Schulen und Ausbildungsstätten und bieten attraktive Arbeitsbedingungen sowie Weiterbildungsangebote, um talentierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten.
Wie sieht denn Ihre aktuelle Marketing-Strategie aus?
Unsere Marketing-Strategie konzentriert sich auf digitale Kanäle und soziale Medien, um eine breite und engagierte Zielgruppe zu erreichen. Wir nutzen Plattformen wie Instagram, Facebook und LinkedIn, um unsere einzigartigen Angebote und Erlebnisse zu präsentieren, interaktive Inhalte zu teilen und direkt mit unseren Gästen zu kommunizieren. Darüber hinaus setzen wir auf die Schaffung von strategischen Partnerschaften mit lokalen Unternehmen und Kulturinstitutionen. Diese Kooperationen ermöglichen es uns, exklusive Erlebnisse und Veranstaltungen zu bieten, die sowohl unsere Marke stärken als auch den Gästen einen authentischen Einblick in die lokale Kultur geben. Durch gezielte Kampagnen und Promotionen sprechen wir unterschiedliche Zielgruppen an, von internationalen Reisenden bis hin zu einheimischen Gästen, und fördern so das Bewusstsein für unser Hotel und die Annehmlichkeiten, die wir bieten. Unser Ziel ist es, eine lebendige und einladende Community zu schaffen, die die Werte und das Angebot des Park Hyatt Zürich widerspiegelt.
Wie wichtig sind dabei die Sozialen Medien?
Soziale Medien sind ein entscheidendes Werkzeug, um mit unserer Zielgruppe zu kommunizieren und unsere Marke zu stärken.
Wie viele Gäste im Park Hyatt buchen über Online-Buchungsplattformen wie Booking.com? Und was tun Sie, um den Direktvertrieb zu fördern?
Um den Direktvertrieb zu fördern, bieten wir exklusive Angebote und Pakete an, die nur über unsere Website verfügbar sind.
«Die Leute wollen ein massgeschneidertes Erlebnis und wir müssen versuchen, diesen Wünschen gerecht zu werden», haben Sie gesagt. Wie schafft man es in einem Stadthotel mit über 130 Zimmern und Suiten, solche «massgeschneiderten Erlebnisse» zu bieten? Haben Sie ein Beispiel?
Wie gesagt, wir bieten personalisierte Services an, wie maßgeschneiderte Stadtführungen oder individuelle Wellness-Pakete, die auf die Bedürfnisse und Wünsche unserer Gäste abgestimmt sind. Wir sammeln außerdem wertvolle Informationen über unsere Kunden. Ein Gast, der einmal in einem Hotel der Hyatt-Gruppe genächtigt hat, wird in unserem System erfasst. Dies ermöglicht uns, seine Präferenzen zu speichern und bei zukünftigen Aufenthalten zu berücksichtigen. So können wir ihm ein noch individuelleres Erlebnis bieten, sei es durch besondere Annehmlichkeiten in seinem Zimmer, personalisierte Empfehlungen für Aktivitäten oder bevorzugte Tischreservierungen in unseren Restaurants. Durch diesen personalisierten Ansatz schaffen wir nicht nur ein Gefühl von Exklusivität, sondern fördern auch die Loyalität unserer Gäste zur Marke Hyatt.
Das «Parkhuus» im Park Hyatt war bis anhin ein erfolgreiches Restaurant. Vor einigen Jahren setzte der damalige Küchenchef Frank Widmer auf Fleisch- und Grillgerichte und schaffte damit eine klare Positionierung des Lokals. Was wir dort heute geboten?
Heute bietet das Parkhuus ein abwechslungsreiches Menü, das lokale und saisonale Zutaten in den Mittelpunkt stellt, mit einem Fokus auf kreative und gesunde Gerichte, die die Vielfalt der Schweizer Küche widerspiegeln.
Haben Sie neue Projekte in der Pipeline? Sind Umbauten geplant?
Ja, wir haben einige spannende Projekte in der Pipeline, darunter umfassende Renovierungen und innovative gastronomische Konzepte, die darauf abzielen, das Gästeerlebnis weiter zu verbessern und unser Engagement für höchste Qualität zu stärken. Die Lobby wird dabei einer kompletten Neugestaltung unterzogen, und wir planen zudem den Ausbau von zwei Etagen, wo neue, luxuriöse Zimmer sowie elegante Wohnsuiten entstehen werden.
Michel Wittwer, vielen Dank für das Interview!
Wer ist Michel Wittwer?
Der 50-jährige Hotelprofi hat im April 2024 die Position des General Managers im Park Hyatt Zürich übernommen. Michel Wittwer bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Hotellerie mit. Dennoch blieb er immer eng mit seiner Heimat verbunden. Die Kindheit verbrachte er oft bei seinen Grosseltern in Zürich, wo sein Grossvater über mehrere Jahre das Restaurant Kaufleuten führte. Sein Onkel, der bekannte Hotelier und Ex-Kempinski-Präsident Reto Wittwer, führte ihn schließlich in die Hotellerie und wurde zu seinem Mentor.
Reto Witter, Ex-Präsident von Kempinski und Onkel von Michel Wittwer.
Michel Wittwer absolvierte sein Studium an der Hotelfachschule Vieux Bois in Genf und begann seine Karriere als Sales Manager in Peking. In den folgenden 24 Jahren folgten Stationen in Kirgisistan, Kasachstan, Kanada, Russland, Aserbaidschan, Frankreich und schliesslich Österreich, wo er jeweils für die Hyatt-Gruppe tätig war.
Die Hyatt-Story
Hyatt wurde 1957 von Jay Pritzker gegründet, als er das Hyatt House Motel neben dem internationalen Flughafen von Los Angeles kaufte. In den folgenden zehn Jahren bauten Jay Pritzker und sein Bruder Donald Pritzker in Zusammenarbeit mit der Familie Pritzker das Unternehmen zu einer Management- und Hotelbetreibergesellschaft aus, die 1962 an die Börse gebracht wurde. Im Jahr 1968 wurde Hyatt International gegründet und anschließend als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht. Die Hyatt Corporation und die Hyatt International Corporation wurden 1979 bzw. 1982 von der Familie Pritzker übernommen. Am 31. Dezember 2004 wurden im Wesentlichen alle Vermögenswerte des Konzerns, die sich im Besitz der Pritzker-Familie befanden, einschließlich der Hyatt Corporation und der Hyatt International Corporation, in einem einzigen Unternehmen konsolidiert, der heutigen Hyatt Hotels Corporation. Das Portfolio von Hyatt umfasst derzeit mehr als 1300 Hotels weltweit. Hyatt ist in 76 Ländern aktiv und beschäftigt mehr als 200 000 Mitarbeitende.
Bildlegende Hauptfoto: Michel Wittwer, General Manager im Park Hyatt Zürich.