Kohl & Partner, eines der führenden Beratungsunternehmen im Tourismus in der DACH-Region, publizierte soeben den «Stimmungsbarometer 2024» für Deutschland, Österreich und das Südtirol. Wie also ist die Stimmung bei unseren Nachbarn? Worin sehen sie die grössten Herausforderungen? Es wurden 355 Hotels in drei Ländern befragt.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass sich die Stimmung in der Tourismusbranche in Deutschland, Österreich und im Südtirol – im Vergleich zum Vorjahr – deutlich verbessert hat. Der Tourismus im Alpenraum ist also auf gutem Wege, wenngleich die Herausforderungen wachsen. Es sind vor allem Faktoren wie steigende Mitarbeiterkosten, die Nachwehen der Inflation und das veränderte Gästeverhalten, die den Hotelbetrieben zu schaffen machen. Die Betriebe müssen noch flexibler werden, um auf volatile Rahmenbedingungen zu reagieren.
Die Ergebnisse zeigen jedoch regionale Unterschiede. In Österreich bewerten 50% der Befragten die Stimmung als neutral, 31% sind optimistisch und 19% pessimistisch. In Bayern ergibt sich ein ähnliches Bild, wobei 41% optimistisch und 44% neutral sind, aber 15% eine pessimistische Einschätzung haben. Besonders positiv ist die Lage in Südtirol, wo 55% der Befragten eine neutrale und 45% eine optimistische Haltung haben. Keiner der Befragten aus Südtirol bewertet die Stimmung negativ, was als deutliches Signal gewertet werden kann.
Größte Herausforderungen: Mitarbeitende, Kosten & Auslastung
Die Teilnehmer der Umfrage konnten bis zu drei Nennungen zu den größten Herausforderungen machen. Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede zwischen den Regionen:
- Mitarbeitergewinnung ist in Deutschland (51%) und Südtirol (49%) ein größeres Problem als in Österreich (31%). Im letzten Stimmungsbarometer waren es noch fast 60% der Befragten, die darüber klagten.
- Die Erhöhung der Mitarbeiterkosten wird insbesondere in Deutschland (51%) und Österreich (48%) als Herausforderung genannt, während dieses Thema in Südtirol (25%) weniger relevant ist.
- Preissteigerungen und Inflation sind in Österreich (50%) und Deutschland (46%) ein zentrales Problem, während nur 18% der Südtiroler Betriebe dies als größte Herausforderung sehen. Die eigene Preisdurchsetzung scheint im Vergleich zum Vorjahres-Barometer hingegen nicht mehr so brisant zu sein.
Auslastung im Sommer 2024: Meinungen driften auseinander
Ein weiteres zentrales Thema war die Auslastung im Sommer 2024. Die deutschen Betriebe berichten mit 41% am häufigsten von einer schlechteren Auslastung als erwartet, gefolgt von den österreichischen Betrieben (33%). In Südtirol waren es nur 20% der Betriebe, die eine schlechtere Auslastung verzeichneten. Die Mehrheit der Betriebe in allen Regionen gibt an, dass die Auslastung den Erwartungen entsprach: 45% in Österreich, 49% in Südtirol und 44% in Deutschland. Eine über den Erwartungen liegende Auslastung wurde in Südtirol mit 31% am häufigsten genannt.
Preisdurchsetzung Sommer 2024: Preiserhöhungen am Markt großteils akzeptiert
Die Frage nach der Preisdurchsetzung zeigt erfreuliche Ergebnisse. In Deutschland sind 73% der Befragten mit der Preisdurchsetzung zufrieden oder sehr zufrieden, in Südtirol sind es 67% und in Österreich 60%. Dies deutet darauf hin, dass die Preissteigerungen der letzten Jahre gut umgesetzt werden konnten.
Konsumverhalten der Gäste: Weiterhin Zurückhaltung
Das Konsumverhalten der Gäste zeigt klare Spartrends. In Österreich geben 73% der Betriebe an, dass ihre Gäste weniger ausgeben, in Deutschland sind es 53% und in Südtirol 46%. Die Zusatzkonsumation der Gäste hat sich laut Umfrage nur bei sehr wenigen Betrieben verbessert.
Wo Gäste sparen: Gastronomie sowie Zimmerkategorie & Aufenthaltsdauer
Die Umfrage hat ebenfalls gezeigt, in welchen Bereichen die Gäste am meisten sparen. Die Gastronomie ist dabei mit 59% der am häufigsten genannter Bereich, gefolgt von Übernachtungen (16%) und Wellness-Angeboten (13%).
Umsatzerwartungen Sommer 2024: Deutliche Verbesserung zum Vorjahr
Die Umsatzerwartungen der Betriebe sind insgesamt positiv. Fast 80% der Befragten sagen, dass ihre Umsätze gleich oder besser als im Vorjahr sein werden. In Österreich und Deutschland gibt ein Viertel der Befragten an, dass die Umsätze schlechter ausfallen könnten. Im Vergleich zum Vorjahr insgesamt ein ernüchterndes Bild, wo noch knapp 45% der Befragten von einer besseren Umsatzerwartung gesprochen haben.
Mitarbeitersituation: Eine überraschend positive Entwicklung
Im Vergleich zum letzten Jahr gab es eine überraschend positive Entwicklung bei der Mitarbeitersituation. In Österreich und Südtirol sagen nur noch 9% bzw. 6% der Betriebe, dass ihnen Mitarbeiter fehlen. In Deutschland ist die Lage etwas angespannter, hier geben 15% an, dass sie einen Mangel an Mitarbeitern haben. Im Vorjahr haben noch 45% der Befragten angegeben, dass akuter Mitarbeitermangel besteht. Auch dieses Jahr sind es wieder die Bereiche Küche, Service und Reinigung, wo der größte Mangel vorhanden ist.
Vorschau auf den Herbst: Kurzfristige Rahmenbedingungen entscheidend
Die Umfrage zeigt eine überwiegend positive Erwartung für den aktuellen Herbst. 70% der Befragten sind optimistisch und gehen davon aus, dass die Auslastung wie erwartet oder sogar besser sein wird, wenn die Rahmenbedingungen wie das Wetter stimmen.
Blick auf die kommende Wintersaison: Mehr Optimismus als im Vorjahr
Auch in Bezug auf die kommende Wintersaison sind die meisten Befragten neutral gestimmt (54%). Mit 25% blicken deutlich mehr als im Vorjahr (16%) optimistisch auf die kommende Wintersaison. So sind es nur noch 12% die den Winter pessimistisch einstufen.
Winter-Buchungsvorschau: Großteil gleich auf oder sogar vorne
Die Buchungsvorschau zeigt, dass 15% der Betriebe bereits mehr Buchungen als im Vorjahr „on the books“ haben, während 31% noch hinter den Buchungen des Vorjahres zurückliegen. Mehr als die Hälfte bewegt sich auf Vorjahresniveau.
Fazit des Stimmungsbarometers Sommer-Herbstsaison 2024
Die Ergebnisse des Stimmungsbarometers zeigen deutliche regionale Unterschiede im Alpenraum. Während in einigen Bereichen Optimismus herrscht, stehen viele Betriebe vor erheblichen Herausforderungen. Die Schere zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen scheint sich immer weiter zu öffnen. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind heute wichtiger denn je, um sich in einem zunehmend volatilen Umfeld zu behaupten.
Wir sehen positive Entwicklungen in der Stimmung, was unserer Branche insgesamt gut tut. Gleichzeitig nehmen die Herausforderungen zu. Die Vorzeichen für den weiteren Verlauf der Saison sind zwar gut, doch wie immer wird die endgültige Rechnung erst am Ende der Saison gemacht.
Bildlegende Hauptfoto: Sonnenalp Resort im Allgäu.