Der neue Ausbildungsreport der DGB-Jugend zeigt, wie glücklich Lehrlinge mit ihrer Ausbildung sind. Zwischen den Branchen gibt es deutliche Unterschiede.
Die Mehrheit der Auszubildenden ist mit ihrer Ausbildung und mit ihren Ausbildern in den Betrieben zufrieden. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch zwischen einzelnen Branchen. Entscheidende Indikatoren sind die Bezahlung nach Tarif, die Zahl der geleisteten Überstunden und die sogenannten ausbildungsfremden Tätigkeiten, die viele Azubis übernehmen müssen. Dies sind nur einige Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend. Sie spiegeln die unterschiedlichen Lebensrealitäten, die junge Menschen in ihrer Ausbildung erleben.
Die überwiegende Mehrheit, fast 70 Prozent der befragten Azubis, ist grundsätzlich mit ihrer Berufsausbildung zufrieden. Am Ende der Skala fanden sich mit den Zahnmedizinischen Fachangestellten (Zufriedenheit von 58,5 Prozent), den Hotelfachmänner (60,4 Prozent) und den Fachlageristen (61 Prozent) jene Ausbildungsberufe wieder, die oft nicht nach Tarif bezahlt werden. Bestnoten gab es für den Beruf der Industriemechaniker (Zufriedenheit von 81,6 Prozent) und für die Industriekaufmänner (80,3 Prozent). Überdurchschnittlich viele von ihnen fallen unter den Schutz eines Tarifvertrags.
Einzelne Indikatoren lassen laut DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) darüber hinaus auf gravierende Mängel in manchen Betrieben schließen: So gaben über 15 Prozent – so viele Auszubildende wie nie zuvor – an, “immer” oder “häufig” ausbildungsfremde Tätigkeiten leisten zu müssen, wie zum Beispiel Kaffee kochen oder putzen in der Firma.
Koch-Azubi machen die meisten Überstunden
Außerdem gab über ein Drittel (34,5 Prozent) der Auszubildenden an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen – deutlich mehr als in den Vorjahren. “Wer Überstunden machen muss, erhält dafür oftmals weder eine zusätzliche Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Dabei ist das schlicht illegal”, sagt dazu DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker. Spitzenreiter sind Köchinnen und Köche, von denen mehr als die Hälfte regelmäßig Überstunden machen muss. Im Schnitt sind es bei ihnen 6,1 Überstunden pro Woche.
Jeder dritte Azubi im dritten Ausbildungsjahr weiß zudem nicht, ob er nach Berufsabschluss übernommen wird. Das verunsichere viele der Befragten. Die Chancen hängen dabei stark vom jeweiligen Ausbildungsberuf ab. Besonders Hotelfachleute und Verkäufer müssen lange bangen.
Ausbildungspersonal kann positiven Einfluss nehmen
Einen großen Einfluss auf die Ausbildungszufriedenheit könne das Ausbildungspersonal in den Betrieben haben – der Schwerpunkt des Reports dreht sich deshalb in diesem Jahr um die Ausbilder. Die Ergebnisse bestätigen es: Werden die Azubis vom Ausbildungspersonal in den Betrieben korrekt behandelt, bekommen sie Arbeitsvorgänge gut erklärt und wird auf ihre individuelle Lernbedürfnisse eingegangen, dann ist die Zufriedenheit überdurchschnittlich. “Aber nicht alle Ausbilder haben ausreichend Zeit, um ihre Azubis so intensiv zu betreuen, wie es notwendig wäre”, betont Becker.
Insbesondere kommt oft ein persönliches Feedback über bereits erworbene Fähigkeiten und über Nachholbedarf zu kurz. Nur 45 Prozent erhalten mindestens einmal im Monat eine persönliche Rückmeldung, bei der Mehrheit ist dies “seltener” oder sogar “nie” der Fall. Becker: “Klar ist: Auch hier drückt der Schuh bei den Zeitkapazitäten, die die Ausbilder in den Betrieben für ihre Azubis haben. Dabei würden von kleineren Betreuungsschlüsseln am Ende alle profitieren.”
Problematische Lage auf dem Ausbildungsmarkt
Noch nie hatten laut DGB so viele junge Menschen keinen Berufsabschluss. Insgesamt sind es 2,9 Millionen Menschen zwischen 20 und 24 Jahren ohne Ausbildung. Auf der anderen Seite bildet nicht einmal mehr jeder fünfte Betrieb aus – aus sich des DGB ein Negativrekord. “Es zerreißt unsere Gesellschaft, wenn immer mehr jungen Menschen ein Berufsabschluss fehlt und ihnen somit ein Leben mit prekärer Beschäftigung und Armut droht. Deshalb wenden wir uns an die Arbeitgeber: Bildet wieder mehr aus! Gebt auch denjenigen eine Chance, die bisher zu oft durchs Raster fallen! Es gibt unterstützende Angebote der Arbeitsagenturen. Sie müssen nur genutzt werden”, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack abschließend. red/sar
Zur Methode
Die repräsentative Befragung wurde von September 2023 bis April 2024 durchgeführt. Insgesamt 10.289 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen haben sich beteiligt.