Die Gastronomie und Hotellerie in Deutschland beklagen Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge. Das geht aus einer Erhebung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes hervor.
Hoteliers und Gastronomen haben im ersten Halbjahr 2024 nominal 10,9 Prozent weniger um als im Vorjahresmonat. Das zeigen die Ergebnisse einer Dehoga-Umfrage. Noch mehr zurückgegangen seien die Gewinne. Von Januar bis Juni beträgt das Minus 22,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Auch im Juni lagen die nominalen Umsatzverluste bei 11,1 Prozent. „Die aktuellen Umfrageergebnisse verdeutlichen die weiter sehr angespannte Lage im Gastgewerbe“, sagt Zöllick. Überdurchschnittlich hoch seien die Umsatz- und Gewinneinbußen bei Gasthöfen, speisengeprägten Gastronomiebetrieben sowie Clubs und Discotheken.
Welchen Effekt hatte die Fußball-Europameisterschaft?
Durch die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land verzeichneten die meisten Betriebe keine Umsatzzuwächse. Laut der aktuellen Umfrage melden 88 Prozent der Umfrageteilnehmer keine positiven Effekte durch die EM. Nur für 8,1 Prozent ergaben sich positive Impulse durch das sportliche Großevent. Dabei gab es deutliche standort- und konzeptabhängige Unterschiede.
Nicht überraschend sei das Ergebnis, dass in den Austragungsorten wie Berlin und Hamburg mit 17,5 Prozent mehr als doppelt so viele Betriebe von der EM profitierten. Eine besonders gute Resonanz melden mit 32,1 Prozent Kneipen, Bars und Biergärten. „Etwas getrübt wurde die Feierlaune insbesondere durch das wechselhafte Wetter und das Ausscheiden unserer Mannschaft im Viertelfinale“, berichtet Zöllick, zeigt sich insgesamt zufrieden. “Die Stimmung war gut. Unsere Betriebe präsentierten sich als tolle Gastgeber mit kreativen Angeboten für die Fußballfans aus ganz Europa. Die EM ist auf jeden Fall ein wichtiger Impulsgeber zur Stärkung des Deutschlandtourismus.“
Getrübte Aussichten auf das dritte Quartal
Die Geschäftsaussichten auf die kommenden drei Monate sind getrübt. Nur 18 Prozent melden „gute“ und 4,4 Prozent „sehr gute“ Vorbuchungszahlen für die Monate Juli, August und September. Jeder Dritte beurteilt seine Buchungs- beziehungsweise Reservierungslage als „schlecht“ (32,2%), 8,8 Prozent bezeichnen die Aussichten auf das dritte Quartal sogar mit „sehr schlecht“. Rund ein weiteres Drittel der Befragten bewertet seine Buchungslage mit „befriedigend“ (36,6%).
Mehrwertsteuererhöhung verschärft Lage der Gastronomie
Die speisengeprägten Betriebe beklagen insbesondere die Folgen der Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie zum Jahresanfang. 66,1 Prozent melden Ertragsrückgänge, 63,3 Prozent zählen weniger Gäste, 62,4 Prozent berichten von sinkenden Umsätzen und 41,7 Prozent von niedrigeren Durchschnittsbons.
Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung sahen sich laut der Dehoga-Umfrage 87 Prozent der Betriebe gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. „Nach vier Verlustjahren ließen die massiv gestiegenen Kosten den Betrieben keine andere Wahl, als die Preise anzupassen“, so Zöllick. Zudem versuchen die Betriebe, ihre Kosten in den Griff zu kriegen. Sie fahren geplante Investitionen zurück (77,8%), passen ihr Angebot an (62%) und haben ihre Öffnungszeiten reduziert (40,5%).
5,7 Prozent der befragten Unternehmer sehen sich sogar gezwungen, ihren Betrieb aufzugeben. 23,5 Prozent ziehen eine Betriebsaufgabe in Erwägung. „Trotz größter Anstrengungen wird es für unsere Betriebe immer schwieriger, wirtschaftlich zu arbeiten“, schlägt Zöllick Alarm. „Wenn sich nichts ändert, stehen weitere Tausende Betriebe vor dem Aus.“
Verband fordert Bürokratieabbau und fairen Wettbewerb
Auch die zunehmende Bürokratie gehört zu den großen Herausforderungen für die Branche, so die Dehoga-Umfrage. Mehr denn je käme es deshalb auf die politischen Rahmenbedingungen an, betont Zöllick und bekräftigt die zentrale Branchenforderung: „Die einheitliche Besteuerung von Essen mit sieben Prozent ist für die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer von elementarer Bedeutung.“ Es könne nicht sein, dass Restaurants und Cafés im Wettbewerb gegenüber Lieferdiensten und Mitnahmeangeboten aus dem Lebensmitteleinzelhandel weiter benachteiligt würden. Die Politik sei gefordert, konsequent Bürokratie abzubauen und insbesondere drohende Neuregelungen zu stoppen. „Unsere Betriebe haben eine hohe gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz in den Städten wie im ländlichen Raum. Dies gilt es durch konkretes politisches Handeln anzuerkennen und zu fördern.“ red/sar