Ein Job im Ausland zählt für viele zu den großen Verlockungen einer Karriere in der Hotellerie. In unserer Serie berichten Hospitality-Profis von ihren Erfahrungen in der Ferne. Diesmal Petra Baumann aus Kenia.
Petra Baumann hat die richtige Entscheidung getroffen. „Ich bin in einem Gasthaus in Unterfranken aufgewachsen, das meine Familie in fünfter Generation betreibt. Da überlegt man sich zwischendurch schon, eine Banklehre zu machen“, scherzt die 49-Jährige. Doch die Freude am Umgang mit Menschen und ihre vom Vater geerbte Reiselust überwogen. Petra Baumann absolvierte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Colombi Hotel in Freiburg und ist heute General Managerin des Hotel Kempinski Villa Rosa in Kenias Hauptstadt Nairobi. „Als ich 2021 um fünf Uhr morgens hier ankam, überraschte mich sofort die wahnsinnige Lebensfreude der Menschen“, erinnert sie sich. „Trotz vieler Probleme im Land sind alle enorm freundlich.“
Das Bildungsniveau in Kenia sei vergleichsweise hoch, ab den 1970er-Jahren hatten dort Italiener maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Tourismus, und es gibt mehrere Hospitality Colleges. „Wir kooperieren mit einem Frauen-College, dessen Studentinnen an drei Tagen in der Woche bei uns arbeiten“, erläutert Petra Baumann. „Die Auslandshandelskammer möchte ein duales Ausbildungssystem analog zum deutschen aufbauen, und über unsere Kempinski Akademie bieten wir außer den klassischen Bereichen Service, Housekeeping und Küche auch Internships in den Abteilungen IT und Engineering an.“
“Kenia hat viel zu bieten”
Neben dem Hotel Kempinski Villa Rosa in Nairobi, das als Hub für Ostafrika gilt und entsprechend viele Business-Gäste anzieht, ist Baumann für die per Kleinflugzeug in einer Stunde erreichbare Luxus-Lodge Olare Mara in Masai Mara verantwortlich. „Die Lodge wird bewacht, hat aber keinen Zaun. Da kann es schon mal passieren, dass morgens eine Giraffe im Garten steht.“ An ihren freien Tagen besucht sie die Nationalparks des Landes. „Kenia hat viel zu bieten: spannende Game Drives (Anm. d. Red.: organisierte Safari-Tour in einem Fahrzeug), seine beeindruckende Weite, Trekkingangebote rund um den Mount Kenya und herrliche Strände.“ Das Farbenspiel sei spektakulär: Das Beige der Wüste, das Grün der Natur und das Blau des Meeres. Kenia will künftig seine Historie und Kultur noch stärker bewerben. Für Touristen gibt es bereits Visafreiheit.
Vor Nairobi leitete Petra Baumann die Kempinski Residences in Guangzhou in China. „In China wird alles sehr schnell geregelt. Wir hatten für alles eine App. Was immer man benötigte, wurde prompt geliefert.“ Mit Kenia sei dies nicht vergleichbar. „Die Unterschiede von Land zu Land machen einen großen Reiz aus, außerdem kann ich mich schnell einleben.“ Ihren ersten Job im Ausland hatte sie direkt nach der Ausbildung angetreten. „Ich war im Urlaub in Thailand und so fasziniert von der Hospitality, dass ich in Bangkok spontan Hotels abklapperte und einen Praktikumsplatz im Shangri-La-Hotel bekam.“ Danach folgten unter anderem Stationen in Paris, München, Berlin und auf der MS Europa. In Kenia will sie noch einige Zeit bleiben und dann ihre Reise fortsetzen. „Ein Traum wäre Südamerika“, verrät sie.