Hoteliers können E-Ladestationen selbst managen, aber auch von der Planung über den Betrieb bis zur Instandhaltung an einen Full-Service-Dienstleister auslagern. Ein Überblick über mögliche Kooperationsformen.
Die Planung, die Umsetzung und der Betrieb von E-Ladesäulen können anspruchsvoll sein. Doch kein Hotelier muss in Eigenregie tätig werden. Neben reinen Hardware-Spezialisten gibt es eine Vielzahl von Dienstleistern, die passgenau unterstützen. Die Angebotspalette reicht dabei von der Analyse der Ausgangssituation und Machbarkeitsstudien über die Planung und Installation der Ladesäulen bis hin zu Betrieb und Abrechnung inklusive Übernahme der Investitionskosten.
Hoteliers müssen also nicht zwangsläufig eigene Kompetenzen auf diesem Gebiet aufbauen, mitunter nicht einmal eigenes Geld in die Hand nehmen, um ihren Gästen einen Lade-Service zu bieten. Anders ausgedrückt: Sie können sogenannte „Chargepoint Operator (CPO)“ sein – das ist der Fachbegriff für Betreiber von einer oder mehreren Ladesäulen auf eigene Rechnung –, oder diese Funktion auslagern.
Hotel ist erste Anlaufstelle
Der Vorteil von Full Service besteht im erheblich geringeren Aufwand. Der Hotelbetrieb schließt einen Dienstleistungsvertrag ab. Dadurch ergibt sich jedoch auch eine gewisse Abhängigkeit, zum Beispiel bei Preiserhöhungen. Treten Schwierigkeiten bei der Nutzung auf, ist zudem häufig das Hotel die erste Anlaufstelle der Gäste. „Der Betrieb in Eigenregie ist nur zu empfehlen, wenn genug Kapazitäten zur technischen und kaufmännischen Abwicklung zur Verfügung stehen“, lautet die Einschätzung von Lara Kipphan von der Firma Ladegrün. „Wir versuchen stets kundenindividuelle Lösungen zu finden und bieten verschiedene Pakete der Betriebsführung an, bei denen beispielsweise auch nur der technische Support gebucht werden kann. Insgesamt reicht unser Spektrum von der Beratung über die Planung bis hin zum Ausbau und Betrieb. Gerade die Koordination der Gewerke kann eine Herausforderung sein, die wir gern als Projektentwickler für Hoteliers übernehmen.“
H World International kooperiert beim Ausbau der Ladeinfrastruktur mit Wattif Europe. Die deutsche Tochtergesellschaft der norwegischen Wattif EV-Gruppe ist auf Komplettlösungen spezialisiert. H World International hat sich jedoch für ein hybrides Modell entschieden. Das bedeutet, dass die Investitions-, Preis- und Produktgestaltung gemeinschaftlich erfolgen, der Betrieb jedoch in der Verantwortung des Dienstleisters liegt. „In dem Modell werden Elemente der Fremdvergabe und reiner Eigenverantwortung sinnvoll kombiniert“, so Lars Schmid, Senior Vice President Supply Chain bei H World International. „Aus der Vergangenheit haben wir im Bereich WLAN-Infrastruktur gelernt, dass vollständiges Outsourcing mittelfristig zu einer suboptimalen Preis-Produkt-Relation führt.“ Im ersten Schritt sind 120 Ladepunkte in 20 Hotels in Deutschland sowie Österreich geplant.
Grüner Strom für Ladesäulen
Die Living Hotels zählen nach eigenen Angaben zu einem der ersten Unternehmen in der Hotellerie, die damit begannen, Parkplätze mit Ladeinfrastruktur zu versehen und in Eigenregie zu betreiben. Das ist jetzt neun Jahre her. Inzwischen kooperiert die Kette mit Dienstleister Wirelane und setzt auf Full Service. „Ausschlaggebend für uns war, stets auf dem neuesten Stand der Technik zu sein – gerade auch, weil sich die Technologie in diesem Feld derart rasant entwickelt“, so COO Wolfgang Skuballa. Was ebenfalls ein Kriterium war: Wirelane verwendet für die Ladesäulen grünen Strom. „Wir bedienen jedes Hotel mit eigenen Parkmöglichkeiten, auch kleinere Betriebe“, so Vice President Hospitality Hakan Ardic. „Bei Full-Service-Wahl übernehmen wir die Investition, bezahlen auch den Strom. Das Hotel bekommt von uns eine Vergütung je nach Umsatz. Durch ein aktives Yield Management können wir die Auslastung der Ladepunkte sehen und die Anzahl bei Bedarf erhöhen.“
Die Plaza Hotelgroup stellt im Laufe der nächsten Monate an mehr als 50 Standorten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden öffentliche Ladeinfrastruktur bereit – gemeinsam mit Virta. Dessen Ladenetz verfügt bereits über 500.000 Ladepunkte inklusive Roaming. Im „Powered-by-Virta“-Ladenetz können E-Fahrer die Ladepunkte der Plaza Hotelgroup einfach finden, Ladevorgänge steuern und bezahlen sowie Rechnungen einsehen. Auch ein 24/7-Kunden-Support ist Teil der modular aufgebauten Service-Pakete.
Frei von Risiken
The Chocolate on the Pillow befindet sich in der Planung von mehr als 200 neuen Ladestationen an 21 Hotelstandorten. Partner/CPO ist Charge One. Der Dienstleister wird die Ladeinfrastruktur für zehn Jahre unter eigener Marke betreiben. „Mit Charging as a Service von Charge One wird uns als Organisation der Einstieg in die Elektromobilität erleichtert – ohne eigene Investitionen und Risiken“, sagt Mirko Wanzlik, Head of Maintenance bei The Chocolate on the Pillow. „Charge One kümmert sich um alles – von Genehmigungsverfahren und Montage über den laufenden Betrieb bis zur Abrechnung. Das reduziert ganz klar unsere Komplexität.“ |