Man dürfe den Tourismus-Arbeitsmarkt nicht auf die Debatte um die Saisonnier-Kontingente reduzieren, erklärt Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung, am Stakeholder-Gipfel im Staatssekretariat: „Über weite Strecken decken sich ja die Analysen der Expert:innen über alle Grenzen hinweg: Alle sitzen im gleichen Boot, jede hat Branche Nachwuchssorgen. Und es braucht mehr als einen Hebel und es wird länger dauern, bis eine merkliche Verbesserung eintritt.“
Geht’s dem Tourismus gut, geht es allen gut: also bedarfsorientierte Arbeitsmarktöffnung
Die ÖHV brachte eine Vielzahl an Verbesserungsvorschlägen ein, von mitarbeiterfreundlicheren Sachbezugsgrenzen für Unterkünfte über die Entlastung mitarbeiterintensiver Branchen durch eine merkliche Senkung der Lohnnebenkosten bis hin zur bedarfsorientierten Arbeitsmarktöffnung: „In guten Jahren, zuletzt 2019, steuert Österreichs Tourismus mehr als 10 Milliarden Euro zur Leistungsbilanz bei, mehr als doppelt so viel wie der Güterexport. Wenn wir dort wieder hinwollen, und das wäre für alle gut, müssen wir die gesamte Klaviatur der Arbeitsmarktpolitik 1a beherrschen und spielen“, plädiert Veit für die Umsetzung „jeder Maßnahme, die dazu beiträgt, dass wir alle Dienstleistungen in vollem Umfang und höchster Qualität anbieten können. Das macht uns wettbewerbsfähig und Österreich stark!“
Kontingente helfen nicht, schaden nur
Die Erhöhung der Saisonnier-Kontingente auf 4.295 durch schwarz-grün war wichtig, dennoch waren laut Wirtschaftsbund-Stellenmonitor im Jänner 15.550 Stellen im Tourismus unbesetzt. „Das sind 15.550 Lohnsteuer- und Sozialversicherungsbeiträge, 15.550 Kolleg:innen, die unsere Teams unterstützen. Daher weg mit den Kontingents-Obergrenzen. Es wird ohnehin in jedem einzelnen Fall geprüft, ob sich Bewerber:innen im Inland bzw. aus dem EU-Ausland melden. Nur wenn nicht, kommen Drittstaatsangehörige zum Zug“, klärt Veit auf.
Deutsches Westbalkan-Kontingent ab Juni auf 50.000 verdoppelt
Als erste dringende Maßnahmen wäre nach deutschem Vorbild eine Westbalkanregelung zu beschließen: Ab Juni werden bis zu 50.000 Beschäftigte aus sechs Ländern dort arbeiten: „Dass die dann nicht mehr oder nur mehr schwer zu uns kommen, liegt auf der Hand. Das geht besser“, so Veit.