In den letzten Jahren haben viele Schweizer Alpen‑Destinationen massiv in ihre Bergbahn‑Infrastruktur investiert – neue Bahnen, spektakuläre Stationen, Panorama‑Erlebnisse und modernste Technik. Projekte wie das Titlis Tower‑Projekt oder die V-Bahn in der Jungfrau-Region zeigen: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, setzt auf Qualität, Erlebnis und Schneesicherheit.

Investitionen in Bergbahnen und Skilifte sind teuer und riskant – für Betreiber wie Gemeinden. Der Hotel Inside-Report beleuchtet, was sich konkret tut, wie viel investiert wird, wo es hingeht – und was das für Gäste und Regionen bedeutet.
In der Schweiz herrscht ein Bergbahn‑Boom. Regionen wie Zermatt, Titlis/Engelberg, Jungfrau oder Andermatt investieren in großem Stil – in Verbindung mit sich verändernden Erwartungen der Gäste, technischen Anforderungen und dem Druck des Klimawandels. Die Entwicklungen reichen von spektakulären Neubauten über Modernisierungen bis hin zu Projekten, die Erlebnis, Architektur und Gästeversorgung neu denken.

Ein relevantes Beispiel sind die «Zermatt Bergbahnen»: Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen gab das Unternehmen bekannt, über die kommenden zwei Jahre weitere rund 60 Millionen Franken in zwei neue Seilbahnanlagen zu investieren. Ein weiteres Großprojekt ist die Matterhorn Alpine Crossing, eine Verbindung zwischen Zermatt und dem Matterhorn Glacier Paradise mit Cervinia auf der italienischen Seite. Dieses Projekt hat allein bis heute Kosten von über 67 Millionen Franken verursacht. Außerdem wurde in Zermatt über die Jahre hinweg, seit rund 2002, ein Gesamtinvestitionsvolumen von 336 Millionen Franken getätigt – aufgeteilt in Verkehrseinrichtungen, Pisten, Kunstschnee, Maschinen und weitere Infrastruktur.

In der Region Titlis/Engelberg ist das Projekt «TITLIS: Modernisierung und Innovation auf über 3.000 Metern» ein zentraler Bestandteil der Bergbahnentwicklung. Dazu gehört der Bau des sogenannten Titlis Tower, der im Mai 2026 eröffnet werden soll, sowie eine neue Bergstation (Titlis Peak Station), die bis 2029 geplant ist. Diese Bauwerke erweitern nicht nur die Kapazitäten, sondern auch die Erlebnisqualität – mit Restaurants, Aussichtsterrassen und modernen Gästebereichen.
Auch Andermatt Swiss Alps zählt zu den großen Investoren. Die Andermatt Swiss Alps AG hat bis Ende 2022 ein Investitionsvolumen von rund 1,4 Milliarden Franken realisiert. Dazu gehören Immobilienprojekte, Hotels, Infrastruktur, aber auch Bahnen und Lifte als Teil der Ganzjahresdestination. Infrastrukturprojekte wie Hotels, Hotelsiedlungen und die Erweiterung und Modernisierung des Angebots sind Teil dieser Strategie.

Weitere Projekte: Die Seilbahnprojekte rund um das Klein Matterhorn sind auch Beispiele für ambitionierte Technik‑Bauten. So kostet etwa die «Highest Alpine Crossing by Ropeway» auf dem Klein‑Matterhorn schätzungsweise 35 Millionen Franken.
Doch nicht nur Luxusprojekte werden umgesetzt. Viele Bahngesellschaften integrieren neue Elemente wie moderne Stationsinfrastruktur, Nachhaltigkeitsaspekte (z.B. Energieversorgung, Materiallogistik, Wasser‑ und Abwassertechnik), neue Gastronomie am Gipfel und architektonisch anspruchsvolle Bau-Ideen. TITLIS hebt das mit dem Tower und der neuen Bergstation hervor – nicht allein als touristisches Statement, sondern als Teil einer langfristigen Strategie, Qualität und Erlebnis anzubieten auch unter schwierigen Umweltbedingungen.

Diese Investitionen haben ihre Schattenseiten: Hohe Kapitalkosten, lange Bauzeiten, Genehmigungsverfahren und Umweltauflagen. Einige Projekte sind auch politisch oder öffentlich kontrovers diskutiert, etwa wegen Naturschutz, Landschaftsbild oder Verkehrsbelastung. Außerdem stellt sich die Frage: Für welche Gästeschichten und zu welchen Preisen ist dieses Angebot gedacht? Manche Bergbahnprojekte betonen bewusst, dass sie Premium‑Marken sein wollen, weniger Masse, mehr Erlebnis.
Für die Gäste bedeutet das: Mehr Komfort, modernere Anlagen, bessere Aussicht, oft neue gastronomische Angebote. Für Regionen: Potenziell größerer Wettbewerbsvorteil, höhere Attraktivität, aber auch Risiko, wenn Investitionen nicht ausgelastet werden oder Witterung und Klima die Betriebsbedingungen verschlechtern.

In den kommenden fünf bis zehn Jahren werden sich diese Trends voraussichtlich noch verstärken. Diejenigen Regionen, die jetzt in hochgelegene Infrastruktur, Schneesicherheit, Erlebnisangebote und Nachhaltigkeit investieren, haben gute Karten. Ziel: Bergbahnnetze, die nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer funktionieren; stationäre Erlebnisse wie Panorama‑Tower, Aussichtsplattformen und gastronomische Angebote; Technik, die effizienter, nachhaltiger und belastbarer gegenüber Wetterwechseln ist.


Allerdings: Nicht jedes Projekt wird automatisch erfolgreich sein. Regionen mit geringer Schneesicherheit in niedrigeren Lagen müssen abwägen, ob der Aufwand sich rechnet. Finanzierung, Kapitalkosten und laufende Betriebskosten können enorme Hürden sein. Auch die Nachfrage muss mitziehen – Luxusgäste, Erlebnisreisende, aber auch mittlere Einkommen und Familien dürfen nicht ignoriert werden, wenn nicht eine Zweiteilung der Gesellschaft erfolgen soll.
