KI und Handwerk schließen sich nicht aus – sie ergänzen sich. Unter dem Motto „Craft is a verb“ zeigt die Heimtextil 2026, wie digitale Tools und manuelles Können neue textile Ideen hervorbringen.
Die kommende Fachmesse Heimtextil in Frankfurt rückt die ganzheitliche Gestaltung von Innenräumen in den Fokus. Vom 13. bis 16. Januar 2026 erwartet Fachbesucher aus Hotellerie, Handel und Objektplanung ein erweitertes Angebot: Erstmals sind auch non-textile Bodenbeläge Teil der Messe. Damit vereint die Heimtextil textile und nicht-textile Lösungen unter einem Dach – von Möbel- und Dekostoffen über Tapeten, Teppiche und Vorhänge bis zu Bettwaren und Matratzen. Ein neues Hallenlayout sorgt für eine bessere Orientierung. In Halle 6.1 werden beispielsweise die von Studio Alcova – bekannt für seine experimentellen Ansätze – formulierten Trends räumlich inszeniert, von „Sensing Nature“ bis „Visible Co-Work“. Ein Überblick:


# Sensing Nature
Die Natur dient hier nicht als Dekoration, sondern als Impulsgeber. Formen, Strukturen und Farben werden digital interpretiert und in textile Oberflächen übersetzt – etwa als feine Reliefs, changierende Webmuster oder sanfte Farbverläufe. Das Ergebnis wirkt ruhig und organisch. Materialien mit naturinspirierter Struktur schaffen eine entspannte Atmosphäre, besonders in Lobbys, Spa-Bereichen oder Zimmern.
Bild: Federico Floriani. Image courtesy of TRAME Paris
# Re-Media
Analoge und digitale Medien treffen hier direkt aufeinander. Zeichnungen, Skizzen oder handschriftliche Notizen werden digitalisiert, bearbeitet und anschließend wieder in Textilform gebracht – etwa als Jacquard, Stickerei oder Druck. So entstehen Oberflächen, die den Dialog zwischen Hand und Maschine sichtbar machen, ohne künstlich zu wirken. Kombinierte Techniken – zum Beispiel digitaler Druck mit echten Stickdetails – bringen Tiefe und Individualität in Flächen. Besonders reizvoll bei Akzentstoffen, Wandpaneelen oder dekorativen Kissen, wo kleine Unregelmäßigkeiten Charakter zeigen.
Bild: Pierre Castignola


# Visible Co-Work
Hier wird das Zusammenspiel von Mensch und Maschine selbst zum Gestaltungselement. KI liefert Vorschläge, der Mensch greift ein, verändert, korrigiert – das Ergebnis zeigt beide Handschriften. Nähte, Übergänge oder technische Details werden nicht versteckt, sondern bewusst betont. Sichtbare Verbindungen und offene Strukturen können bewusst eingesetzt werden – etwa bei Polstern, Wandverkleidungen oder Leuchten. Das schafft Authentizität und zeigt handwerkliche Qualität, auch in modernen Umgebungen.
Bild: BIG / Bjarke Ingels Group
# A playful Touch
Nach Jahren des Minimalismus darf Design wieder fröhlicher sein. Der „Playful Touch“ bringt Leichtigkeit und Humor in die Gestaltung: unerwartete Farbakzente, verspielte Details oder Materialien, die bewusst brechen – etwa eine Rüsche an einem schlichten Vorhang, ein bunter Akzent an einem sonst klaren Objekt. Die feinen Störungen machen den Unterschied zwischen glatt und lebendig. Dies funktioniert besonders gut in Bereichen, die Persönlichkeit zeigen dürfen – etwa in Lounges, Restaurants oder Boutique-Hotel-Zimmern.
Bild: Image courtesy of Laurids Gallée


# Crafted Irregularity
Unregelmäßige Webstrukturen, handgefärbte Stoffe oder sichtbare Nähte und Knötchen werden nicht als Makel verstanden, sondern als Teil des Designs. Der Reiz liegt im Spontanen: Kein Stück gleicht dem anderen, jedes trägt Spuren seines Entstehungsprozesses. Das Ergebnis wirkt ehrlich, warm und nahbar – ein Gegengewicht zur glatten Perfektion industrieller Fertigung. Stoffe mit handwerklicher Anmutung – etwa Garne mit wechselnder Dicke oder strukturierte Leinen – bringen Charakter in Räume, in denen Individualität spürbar sein soll.
Bild: ETerweduwe
# The uncanney Valley
Ursprünglich ein Begriff aus der KI: das unheimliche Tal. Was sonst verborgen bleibt, wird hier sichtbar gemacht: Kabel, Anschlüsse werden nicht versteckt, sondern betont. Es geht um die Schnittstelle zwischen analog und digital. Technische Elemente können gestalterisch genutzt werden – etwa sichtbare Lichtschienen, funktionale Nähte oder kontrastierende Verbindungsdetails. In modernen Hotelkonzepten mit Industrial- oder Tech-Touch unterstreicht das eine klare, ehrliche Designsprache.
Bild: Image courtesy of Jean Baptiste Durand

