Der neue «Alpine Destination Report 2026» von Prodinger – in Kooperation mit Hotel Inside und der SGH – kommt zum Schluss: Die Schweiz setzt im Premiumsegment neue Maßstäbe, während Österreich mit Angebotsbreite und Ganzjahreskompetenz punktet. Erstmals werden im Report 2026 Schweizer Top-Destinationen systematisch mit Österreich verglichen. Hier die Resultate – exklusiv auf Hotel Inside.
Die Aufnahme der Schweiz in den Alpine Destination Report von Prodinger markiert eine Zäsur im Verständnis des alpinen Tourismus. Der Schweizer Bergtourismus zeigt, wie ein radikal wertorientiertes Modell aussieht: hochpreisig, global sichtbar, infrastrukturell herausragend. Zermatt, St. Moritz, Grindelwald und Gstaad dominieren viele Parameter, die für internationale Premiumgäste entscheidend sind: Schneesicherheit, Höhenlage, Auslastung, Preis-Premium und Markenwahrnehmung.

Auffällig ist die Effizienz: Zermatt und Grindelwald erreichen Bettenauslastungen über 65 Prozent – Werte, die im Alpenraum kaum übertroffen werden. Hier zahlt sich ein Mix aus Höhenlage, Gletscherzugang und globaler Markenstärke aus. Der Markt ist anders strukturiert als in Österreich: Der Anteil an Schweizer Gästen liegt über 60 Prozent, gleichzeitig gelingt es, kaufkräftige Fernmärkte wie USA, Südkorea und UK anzuziehen. Dieses Modell erzeugt eine extrem stabile Nachfragebasis – unabhängig von kurzfristigen Trends.


Preislich zeigt die Schweiz eine Dominanz, die kein anderes Alpenland erreicht. Zermatt (€ 632 pro Nacht), St. Moritz (€ 568) und selbst mittelpreisige Orte wie Engelberg bewegen sich über dem österreichischen Durchschnitt. Skipässe zwischen 96 und 106 Euro pro Tag setzen ebenfalls neue Benchmarks. Trotz dieser hohen Preise wirken die Schweizer Zahlen keineswegs überhitzt – im Gegenteil: Die Zahlungsbereitschaft bleibt hoch, die Auslastungen stabil.

Die Schweiz profitiert zudem von einem klaren Wettbewerbsvorteil: der Natur. Die Höhenlagen vieler Skigebiete liegen deutlich über jenen Österreichs. Zermatt mit fast 4.000 Metern, St. Moritz und Engelberg mit Höhen über 3.000 Metern schaffen eine Saisonalität, die praktisch wetterunabhängig ist. Der Klimawandel verändert den Alpenraum – und die Schweiz ist strategisch besser positioniert.

Österreich ist und bleibt ein hochattraktiver alpiner Wirtschafts- und Tourismusstandort, dessen Stärke weniger im Premiumsegment liegt, sondern im breiten, stabilen und internationalen Markt. Die im Alpine Destination Report 2026 dargestellten Entwicklungen zeigen, dass Österreich sich zunehmend als vielseitiger Ganzjahresmarkt profiliert.

Das zentrale Merkmal: Stabilität. Österreichs Destinationen überzeugen durch eine robuste Nachfrage über alle Saisonen hinweg – und zunehmend durch eine ausgewogene Balance von Winter- und Sommergeschäft. Schladming-Dachstein, Zell am See–Kaprun und Achensee zeigen klar, wie Destinationen durch Diversifikation, Investitionen in Infrastruktur und Produktqualität ihre Jahresauslastung steigern. Im internationalen Vergleich zeigt Österreich eine im Alpenraum einzigartige Nachfragebreite. Rund 70 bis 80 Prozent der Nächtigungen stammen aus europäischen Quellmärkten, besonders aus Deutschland und den Niederlanden. Dies stabilisiert die Nachfrage und macht Österreich weniger abhängig von globalen Schwankungen. Zugleich gelingt es vielen Regionen, auch neue Märkte anzuziehen, etwa aus Osteuropa und zunehmend aus urbanen Metropolen Westeuropas.

Österreich bleibt außerdem ein Preis-Leistungs-Markt: moderat, attraktiv und flexibel. Die hohe Angebotsdichte an Mittelklassehotellerie, aber auch eine wachsende Zahl hochwertiger Betriebe im Premiumsegment schaffen eine Mischung, die breite Gästeschichten anspricht. Dieses Modell unterscheidet sich fundamental von der Schweiz – und ist dennoch ebenso erfolgreich.
Der neue Report zeigt: Österreich ist nicht weniger stark, sondern anders stark. Nicht durch Preishöhe, sondern durch Volumen, Vielfalt und eine breit abgestützte Nachfrage. Ein Alpenmarkt, der das Premiumsegment nicht dominieren will – und dennoch zu den erfolgreichsten Tourismusländern Europas zählt.
PDF Alpine Destination Report 2026

Wir Schweizer neigen dazu, unseren alpinen Tourismus fast schon als Naturgesetz zu betrachten. Aber der Blick nach Österreich zeigt: Unser Premiumvorteil ist real – und gleichzeitig brüchiger, als manch einer wahrhaben möchte.
Ein Schweizer Blick auf die eigene Stärke
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich den alpinen Tourismus der Schweiz als unverrückbare Konstante betrachte – fast so sicher wie die erste Pistenfahrt am Morgen unter dem Matterhorn. Doch der Alpine Destination Report 2026 führt mir erneut vor Augen, dass wir uns in einer bequemen Position eingerichtet haben. Und bequem ist selten gut im Wettbewerb.
Warum die Schweiz glänzt
Die Schweiz bleibt unbestritten die Premiumdestination Europas. Die Höhenlage ist unser Naturjoker – kein Marketingtrick, keine künstliche Aufwertung. Sie ist schlicht da. Die Schneesicherheit, die verlässliche Qualität, die internationale Anziehungskraft: Das sind Pfunde, mit denen wir wuchern können. Zermatt, St. Moritz, Gstaad – diese Namen funktionieren weltweit wie Luxusmarken. Unsere Auslastungen gehören zur Spitze, unser Preisniveau sowieso.

Wo wir uns täuschen
Doch genau hier beginnt die Selbsttäuschung. Denn während wir obenauf glänzen, arbeitet Österreich an einer ganz anderen Strategie. Einer, die weniger spektakulär wirkt – aber enorm robust ist.
Österreichs Modell: Breite statt Prestige
Österreich ist unser Gegenmodell. Vielfalt statt Premium, Breite statt Exklusivität, Preis-Leistung statt Prestige. Man kann das belächeln – oder bewundern. Regionen wie Schladming oder Zell am See beweisen, dass man sowohl den Sommer als auch den Winter beherrschen kann. Österreich zieht halb Europa an – Deutschland, Niederlande, Tschechien – ein breites Band an Gästen, das Stabilität schafft. Die Schweiz dagegen hängt strukturell am Inlandsmarkt. Das ist bequem – aber riskant.

Das Unkopierbare bleibt unser Vorteil
Und dennoch: Österreich beneidet uns um das, was man nicht kopieren kann. Höhe. Schneesicherheit ab 2.000 Meter. Dieses Gefühl, dass die Berge hier einfach etwas mächtiger wirken. Das bleibt unser struktureller Vorteil – auch im Klimawandel.

Stärken der Schweiz:
- Höchste Höhenlagen und maximale Schneesicherheit
- Premium-Positionierung mit globaler Markenwirkung
- Höchste Erträge pro Bett
- Klare Qualitätsführerschaft im Wintersegment
Schwächen der Schweiz:
- Geringere Internationalität der Gäste (Winter)
- Schwache Ganzjahresentwicklung in vielen Destinationen
- Sehr hohes Preisniveau – steigend riskant für die Mittelklasse
- Starke Abhängigkeit vom Wintergeschäft

Stärken Österreichs:
- Vielfalt der Angebote und Zielgruppen
- Herausragendes Preis-Leistungsverhältnis
- Hohe Internationalität der Gäste (Europa)
- Starke Sommerentwicklung und Saisonalitätsbalance
Schwächen Österreichs:
- Geringere Höhenlagen und höhere Klimarisiken
- Weniger Premium-Destinationen mit globaler Strahlkraft
- Hohe touristische Belastung in Spitzenregionen
- Abhängigkeit von europäischen Märkten

Beide Länder sind stark – aber auf völlig unterschiedliche Weise. Wir Schweizer haben die Höhe. Österreich hat die Breite. Und wer langfristig gewinnt, entscheidet nicht der Zufall, sondern die Fähigkeit, aus den eigenen Stärken Zukunft zu bauen.


Bettenauslastung (ganzjährig):
– Schweiz – Zermatt: 66,1 %
– Schweiz – Grindelwald: 65,7 %
– Österreich – Achensee: 58,2 %
– Österreich – Schladming-Dachstein: 47,5 %
Umsatz pro Bett:
– Schweiz – Saanen/Gstaad: € 58.668
– Schweiz – St. Moritz: € 54.769
– Österreich – Achensee: € 25.797
– Österreich – Kitzbühel Tourismus: € 22.101

Übernachtungspreise Winter:
– Schweiz – Zermatt: € 632
– Schweiz – St. Moritz: € 568
– Österreich – Lech Zürs/Warth-Schröcken: € 540 –
– Österreich – St. Anton am Arlberg: € 478
Skipasspreise:
– Schweiz – Zermatt: € 106
– Schweiz – St. Moritz: € 105
– Österreich – Erste Ferienregion Zillertal: € 80
– Österreich – Ötztal: € 81,50
Höhenlage größter Skigebiete:
– Schweiz – Zermatt: bis 3.899 m
– Schweiz – St. Moritz: bis 3.057 m
– Österreich – Pitztal: bis 3.440 m
– Österreich – Stubai: bis 3.340 m

Saisonalität (Sommer/Winter-Verhältnis):
– Schweiz – Scuol: 43 % Sommer / 57 % Winter (sehr ausgeglichen)
– Schweiz – Engelberg: 57 % Sommer / 43 % Winter
– Österreich – Zell am See-Kaprun: nahezu 50/50
– Österreich – Hochkönig: ebenfalls sehr ausgeglichen
Internationalität (Top-3 Herkunftsländer):
– Schweiz: hoher Inlandsanteil, z.B. Arosa 87 % Schweiz/Deutschland/UK
– Österreich: stärker internationalisiert, ca. 75 % aus den Top-3 Quellmärkten (Deutschland, NL, CH)

Interpretation:
Die Schweiz dominiert im Premiumsegment – höhere Preise, höhere Auslastung, größere Schneesicherheit. Österreich bleibt jedoch Spitzenreiter im breiten Marktsegment mit internationaler Nachfragebasis, Ganzjahresattraktivität und ausgewogener Preisstruktur.
PDF Diagramme Schweiz vs Österreich

Bettenauslastung:
– Zermatt: 66,1 %
– Grindelwald: 65,7 %
– St. Moritz: 49,6 %
– Arosa: 43 %
– Davos: 37,4 %
Umsatz pro Bett:
– Saanen/Gstaad: € 58.668
– St. Moritz: € 54.769
– Zermatt: € 50.804
– Grindelwald: € 37.095
Übernachtungspreise (Winter 2025/26):
– Zermatt: € 632
– St. Moritz: € 568
– Arosa: € 505
– Davos: € 406
– Engelberg: € 377
Skipasspreise (Hauptsaison):
– Zermatt: € 106
– St. Moritz: € 105
– Davos: € 100
– Arosa: € 95,50
– Grindelwald: € 89,50
Höhenlage der größten Skigebiete:
– Zermatt: bis zu 3.899 m
– St. Moritz: bis zu 3.057 m
– Engelberg: bis zu 3.020 m
– Grindelwald: bis zu 2.865 m
