Von Automatisierung bis Energiemanagement – auf der Independent Hotel Show Munich (IHM) ging es auch um die Frage, wie Technologie Hoteliers unterstützt, aber den menschlichen Faktor nicht verdrängt.
Die Digitalisierung verändert die Hotellerie mit rasanter Geschwindigkeit. Panels, Vorträge und Praxisbeispiele auf der Independent Hotel Show Munich zeigten, wie Künstliche Intelligenz, Automatisierung und smarte Systeme Prozesse vereinfachen, Kosten senken und gleichzeitig das Gästeerlebnis verbessern. Hotel+Technik war vor Ort und hat Impulse und Erkenntnisse aus den Panels zusammengefasst.
KI und Automatisierung: Chancen mit Augenmaß
Wie verändert Künstliche Intelligenz die Hotelwelt – vom digitalen Concierge über automatisierte Backoffice-Prozesse bis zur Roboterküche? Unter der Moderation von Tobias Köhler, Chief Commercial Officer bei Onsai, diskutierten Branchenexperten über Chancen und Grenzen intelligenter Technologien in der Hotellerie.
KI könne heute viele Gästeanfragen präzise und schnell beantworten, ohne dass der persönliche Charakter der Kommunikation verloren gehe, berichtete Patrick Kolacki, Gründer von Contastic. „Die Schnittstelle bleibt vertraut – aber im Hintergrund läuft vieles effizienter“, erklärte er und zeigte, wie digitale Systeme die tägliche Arbeit in Hotels deutlich erleichtern können. Für Tim Rohnalter, Head of Hospitality Solutions bei Allinvos, liegt der eigentliche Mehrwert der Technologie jedoch nicht in Effizienz allein, sondern darin, den Menschen wieder stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Routinearbeiten ließen sich automatisieren, damit Mitarbeitende wieder Gastgeber sein können: „Erlebnisse entstehen durch Menschen, nicht durch Maschinen. Deshalb sollten wir Aufgaben automatisieren, die Zeit kosten, aber keinen Mehrwert schaffen.“

„Erlebnisse entstehen durch Menschen, nicht durch Maschinen.“
Tim Rohnalter, Head of Hospitality Solutions, Allinvos
Hendrik Susemihl, Co-Founder und CEO von GoodBytz, hob die wirtschaftlichen Potenziale hervor, insbesondere für Hotels mit saisonalen Schwankungen oder variabler Auslastung. Gleichzeitig warnte er vor blindem Aktionismus: „Viele beginnen bei der Technologie, statt beim Nutzen. Am Anfang sollte immer die Frage stehen: Welches Problem will ich lösen?“
Das Fazit der Diskussion: Automatisierung bietet große Chancen, wenn sie bewusst eingesetzt wird. KI kann Prozesse vereinfachen, Kosten senken und Mitarbeitende entlasten – doch Empathie, Intuition und Gastfreundschaft bleiben Aufgaben, die keine Maschine übernehmen kann.
Menschlichkeit als neue Königsdisziplin der Digitalisierung
Im Panel „Hospitality Reloaded – Wenn Menschlichkeit zur größten Herausforderung der Digitalisierung wird“ diskutierten bekannte Technologieanbieter über die Rolle von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung in der Hotellerie – und darüber, wie sich digitale Prozesse mit echter Gastfreundschaft vereinen lassen. Moderiert von Daniel Zelling, Founder & Hospitality Expert von Opensmjle, stand die Frage im Mittelpunkt, wie Technologie dazu beitragen kann, Menschlichkeit nicht zu ersetzen, sondern erlebbarer zu machen.

Elisabeth Maier, Senior Country Lead DACH bei HiJiffy, plädierte dafür, KI als Werkzeug zur Entlastung der Mitarbeiter zu begreifen. „Es geht nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern das Langweilige zu automatisieren, damit mehr Zeit für echte Gastfreundschaft bleibt“, betonte sie. Markus Feller, CEO von Like Magic, unterstrich, dass Technologie nur dann Akzeptanz findet, wenn sie einfach nutzbar, funktionssicher und spürbar vorteilhaft ist – sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende. Martin Tauber, CEO & Co-Founder von Guestnet, ergänzte, dass digitale Lösungen einen klaren Mehrwert für den Gast schaffen müssen. „Der Gast darf nicht das Gefühl haben, dass Digitalisierung nur dem Hotel nützt – er muss selbst den Nutzen erleben.“
„Der Gast darf nicht das Gefühl haben, dass Digitalisierung nur dem Hotel nützt.“
Martin Tauber, CEO & Co-Founder, Guestnet
Die Gesprächspartner waren sich einig, dass der entscheidende Moment der Übergang zwischen Maschine und Mensch ist. Technologie soll die Effizienz steigern, aber an den richtigen Stellen emotionale Momente ermöglichen. Feller verwies auf Systeme, die automatisch erkennen, wenn ein digitaler Prozess scheitert und dann an Mitarbeiter übergeben – ein Beispiel dafür, wie KI Menschlichkeit unterstützen kann. Auch Messbarkeit und Wirtschaftlichkeit spielen dabei eine Rolle: Laut Tauber sei es entscheidend, dass digitale Tools neben Zeitersparnis auch messbaren Umsatz generieren, etwa durch gezieltes Upselling.
Ein Ausblick rundete das Panel ab: Intelligente KI-Systeme, integrierte Gäste-Experience-Plattformen und strukturierte Datennutzung werden die Hotellerie der Zukunft prägen. Dennoch, so das Fazit der Runde, bleibt der Kern der Branche menschlich. Technologie müsse Räume schaffen – nicht nur für Effizienz, sondern vor allem für Herz und Empathie.

Energiemanagement ganzheitlich gedacht
Warum Energiemanagement mit KNX weit über ein technisches Protokoll hinausgeht, erläuterte André Hänel, Systementwickler bei der KNX Association in Brüssel, in seiner Keynote auf der Independent Hotel Show. Der Experte machte deutlich, dass erfolgreiche Energieoptimierung in Hotels weniger eine Frage der Technik als vielmehr der richtigen Planung und Umsetzung ist.
Bevor ein Energiemanagementsystem eingeführt wird, sollten sich Hoteliers laut Hänel drei zentrale Fragen stellen:
1. Wer berät mich herstellerunabhängig bei Planung und Installation?
2. Wie wird die Wartung langfristig gewährleistet – etwa bei Geräteausfällen?
3. Und woher bekomme ich nach Projektabschluss die elektronischen Daten zur aktuellen Gebäudekonfiguration?
Sein Rat: „Der wichtigste Schritt ist, einen qualifizierten Installateur oder Planer zu finden, der das Gesamtsystem versteht – und den Überblick behält, wenn mehrere Gewerke aufeinandertreffen.“ Nur so entstehe ein ganzheitliches, dauerhaft funktionsfähiges Energiemanagement.
Das KNX-System gilt als international anerkannter Standard in der vernetzten Gebäudeautomation. Es ermöglicht die herstellerübergreifende Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Lüftung oder Beschattung über ein gemeinsames Protokoll – und bietet damit Hotels eine flexible, effiziente und zukunftssichere Grundlage, um Energieverbrauch und Betriebskosten nachhaltig zu senken.
Smart, nachhaltig, menschlich – das Fazit
Die Independent Hotel Show Munich zeigte, dass Digitalisierung und Automatisierung längst keine Zukunftsthemen mehr sind, sondern fester Bestandteil moderner Hotellerie. Doch der Erfolg hängt davon ab, wie intelligent Systeme eingesetzt werden – und ob sie den Menschen den Raum geben, Gastgeber zu bleiben.
Technologie kann Zeit sparen, Prozesse optimieren und Nachhaltigkeit fördern – aber jene Entscheidungen, die Empathie, Kreativität und Servicekultur erfordern, bleiben auch in Zukunft menschlich. brg/ik/nz
Independent Hotel Show Munich
Die Fachmesse Independent Hotel Show Munich wurde 2012 in London gegründet, Veranstalter ist die britische Montgomery Group. Für die Zweitauflage in München wurden 2000 Fachbesucher aus dem deutschsprachigen Raum erwartet – darunter viele Entscheider, die ihre Häuser individuell und zukunftsorientiert positionieren wollen.
