Linda Hilton wurde buchstäblich in der Welt der Hotellerie geboren – im 17. Stock eines Hilton-Hotels in Houston (Texas). Heute, als Vorsitzende des Verwaltungsrats der Conrad N. Hilton Foundation, führt sie das Erbe ihres berühmten Grossvaters weiter. Wer ist Linda Hilton? Was steckt hinter dem Erbe ihres Grossvaters Conrad N. Hilton, dem Gründer der Hiltons Hotels & Resorts? Ein Hotel Inside-Porträt.

„Mein Geburtsort war ein Hotel – und auf meiner Geburtsurkunde steht keine Strasse, nur der Name des Hilton“, sagt Linda Hilton mit einem Lächeln. Ihr Vater, Eric Hilton, war damals Resident Manager des Shamrock Hilton in Houston. Schon als Kind wuchs sie zwischen Lobbygesprächen, Konferenzsälen und dem Duft frisch polierter Marmorböden auf. Gastfreundschaft war für sie nie bloss ein Beruf – sondern ein Lebensgefühl.

Eine Familie mit Geschichte
Als Enkelin von Unternehmensgründer Conrad N. Hilton hatte Linda einen privilegierten Blick auf die Entstehung einer globalen Marke – und auf die Werte, die sie trugen. „Ich durfte Conrad erleben – als Geschäftsmann, Politiker, Wohltäter und Familienmensch“, erinnert sie sich. „Er war warmherzig, humorvoll und bescheiden. Seine Werte prägen mich bis heute.“

Die Geschichte der Familie Hilton beginnt lange vor den Hochhäusern und Hotelpalästen. Conrads Vater, ein norwegischer Einwanderer, betrieb im 19. Jahrhundert einen kleinen Laden in San Antonio. Dort lernte der junge Conrad mit 13 die Grundlagen des Geschäfts – und den Wert des Dienens. Als Reisende nach einer Unterkunft fragten, baute der Vater kurzerhand ein Zimmer hinter dem Laden. „Das war der Beginn von Conrads Verständnis von Gastfreundschaft“, sagt Linda. „Er wollte Menschen ein Zuhause geben.“

Die nächste Generation
Auch Lindas Vater, Eric Hilton, trug zur Expansion des Unternehmens bei. Während Conrad die Marke international aufbaute, trieb Eric die nationale Franchising-Strategie voran. Mit 13 holte er seine Tochter in die Firma – als Empfangsdame. „Ich habe mit einer Schreibmaschine und Telexgeräten gearbeitet und Stenografie gelernt“, erinnert sie sich. Später wollte sie eigentlich in die Immobilienbranche wechseln, doch der Golfkrieg änderte alles. Ihr Vater überredete sie, das Hilton Professional Development Program zu absolvieren – eine Ausbildung, die künftige Führungskräfte auf den Hotelbetrieb vorbereitete. Nach einem Praktikum im Hilton Los Angeles Airport blieb sie drei Jahrzehnte im Unternehmen. „Mein Vater meinte, ich gehöre in den Vertrieb, nicht in die Personalabteilung“, erzählt sie. „Er hatte recht.“ Sie begann als Konferenzmanagerin, stieg auf zur Leiterin des nationalen Verkaufs – und verwandelte zwei wichtige Kunden innerhalb von 18 Monaten vom Schlusslicht zur Nummer eins am Markt.

Veränderung als Lebensprinzip
Nach 20 Jahren im Verkauf erreichte sie ihr ursprüngliches Ziel: den Einstieg in die Personalabteilung. Zwei Tage vor dem Verkauf von Hilton an Blackstone wurde sie Kommunikationsdirektorin im HR-Bereich. „Das war genau das, was Conrad uns beigebracht hatte“, sagt sie. „Du bist immer genau da, wo du sein sollst.“ Später leitete sie die Unternehmenskultur und Werteentwicklung – eine Aufgabe, die sie als Veermächtnis verstand. „Veränderungen anzunehmen, ist entscheidend für Erolg“, betont sie.

Ein humanitäres Erbe
Die Conrad N. Hilton Foundation wurde 1944 gegründet – und Conrad hinterliess ihr den Grossteil seines Vermögens. 2005 beschloss die Familie, sich stärker einzubringen. Linda engagierte sich zunächst ehrenamtlich und trat 2012 als Trainee in die Stiftung ein. Zwei Jahre später folgte sie ihrem Onkel Barron Hilton im Familienrat. 2024 wurde sie Vorsitzende des Verwaltungsrats. „Wir sind von einem Team von sechs auf 169 Mitarbeitende gewachsen“, berichtet sie. „Unsere Programme unterstützen einige der dringendsten humanitären Krisen weltweit. Es erfüllt mich mit Stolz, den Fokus und die Wirkung dieser Arbeit zu stärken – im Sinne unserer Stifter.“
Die Kunst, sich neu zu erfinden
Linda Hilton kennt die Dynamik der Branche wie kaum eine andere. „Technologie hat die Hotellerie revolutioniert – von der Faxmaschine bis zu digitalen Buchungssystemen“, sagt sie. Schon ihr Grossvater habe Innovation verstanden: 1927 liess er Klimaanlagen in seine texanischen Hotels einbauen – ein Wagnis, das die Branche prägte. Und als Hilton Mitte der 1950er Jahre Buchungen 90 Tage im Voraus erlaubte, galt das als visionär. „Stillstand ist keine Option“, betont sie. „Conrad sagte immer: Haltet nicht an gestern fest, denn es ist vorbei.“
Heute sieht Linda Hilton sich als Hüterin des Familienerbes – und als Brückenbauerin zwischen Generationen. „Mein Grossvater glaubte, dass Frieden durch Reisen und Begegnung entsteht“, sagt sie. „Auch für mich ist das Schönste an der Hotellerie, Menschen zu verbinden – unabhängig von Herkunft, Kultur oder Lebensweg.“ Es ist diese Haltung, die ihre Karriere und ihre Arbeit für die Stiftung prägt: ein Leben im Zeichen der Gastfreundschaft, verwurzelt in den Werten einer Familie, die die Welt zu einem freundlicheren Ort machen wollte.

Die Geschichte der Hilton Hotels beginnt im Jahr 1919, als Conrad Nicholson Hilton sein erstes Hotel – das Mobley Hotel in Cisco, Texas – erwarb. Was als kleines regionales Unternehmen begann, entwickelte sich rasch zu einer der weltweit bedeutendsten Hotelketten. Hilton erkannte früh die wachsende Bedeutung von Komfort, Servicequalität und Innovation in der Hotellerie. 1925 eröffnete er in Dallas das erste Hotel, das den Namen „Hilton“ trug, und schuf damit die Grundlage für eine Marke, die bis heute weltweit für professionelle Hospitality steht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte Hilton international und gründete die Hilton Hotels Corporation. Die Einführung moderner Buchungssysteme, Klimaanlagen und später globaler Reservierungstechnologien machten die Kette zu einem Vorreiter der Branche. Hilton Hotels wurde zu einem Symbol amerikanischer Servicekultur – mit Niederlassungen auf allen Kontinenten und einem stetigen Anspruch an Qualität und Menschlichkeit.

Conrad N. Hilton, geboren 1887 in San Antonio, New Mexico, war Sohn eines norwegischen Einwanderers und wuchs in einer Familie mit starkem Unternehmergeist auf. Er begann als Händler, diente im Ersten Weltkrieg und entdeckte danach seine Leidenschaft für das Gastgewerbe. Hilton galt als Visionär, der wirtschaftlichen Erfolg mit ethischer Verantwortung verband. Er glaubte an die Kraft der Gastfreundschaft als Mittel, Menschen und Kulturen zu verbinden. Sein Lebensmotto „Be hospitable“ wurde zur Leitidee seines Unternehmens. Neben seinem geschäftlichen Erfolg war er auch ein bedeutender Philanthrop: 1944 gründete er die Conrad N. Hilton Foundation, die bis heute soziale und humanitäre Projekte weltweit unterstützt. Conrad Hilton starb 1979, doch sein Erbe lebt in der globalen Hotelmarke und in der Stiftung fort, die seinen Namen trägt.
