Der französische Hotelkonzern Accor hat seine Gewinnprognose für 2025 angehoben – und das trotz rückläufiger Umsätze in einigen europäischen Märkten. Mit einem robusten Wachstum in den Luxus- und Lifestyle-Segmenten, einer starken internationalen Expansion und neuen Kapitalmaßnahmen zeigt sich das Unternehmen krisenresistent und zukunftsorientiert. In der Schweiz führt Accor aktuell etwa 80 Hotels.

Die News von Accor zum dritten Quartal 2025 sind bekannt und wurden diese Woche über Nachrichtenportale wie dpa, Reuters und sda kommuniziert, doch Hotel Inside kennt die Hintergründe.
Fest steht: Accor hat im dritten Quartal 2025 eine robuste Geschäftsentwicklung verzeichnet. Das Unternehmen erhöht seine Prognose für das wiederkehrende EBITDA-Wachstum auf 11 bis 12 Prozent – nach zuvor 9 bis 10 Prozent. Diese Anpassung spiegelt die Wirksamkeit von Gewinnschutzmaßnahmen wider, die in einem weiterhin „gemischten makroökonomischen Umfeld“ greifen. CEO Sébastien Bazin betonte, dass die Gruppe trotz regionaler Schwächen ihre Dynamik und ihr Wachstumstempo beibehalten habe.

RevPAR-Entwicklung: Starke Kontraste zwischen den Regionen
Während die Einnahmen im Management- und Franchisebereich um 3,1 Prozent stiegen, legte der RevPAR (Revenue per Available Room) insgesamt nur um 0,8 Prozent zu. Besonders auffällig ist die Uneinheitlichkeit der regionalen Entwicklung: In der Division Premium, Midscale und Economy (PM&E) sank der RevPAR um 1,1 Prozent, hauptsächlich aufgrund der Preisgestaltung. Die Division Luxury & Lifestyle (L&L) hingegen verzeichnete ein Plus von 5,0 Prozent – zwei Drittel davon durch Preisanhebungen.

In der Region Europa/Nordafrika (ENA) fiel der RevPAR um 4,6 Prozent – eine Folge der nacholympischen Preiskorrektur in Frankreich. In Deutschland zeigte sich der Geschäftsreisemarkt weiterhin schwach, während Großbritannien von einem günstigen Veranstaltungskalender profitierte. Im Gegensatz dazu wuchs der RevPAR im Mittleren Osten, Afrika und Asien-Pazifik um 2,7 Prozent (ohne China: +5,3 Prozent), in Amerika – vor allem Brasilien – sogar um 7,1 Prozent.

Netzwerkerweiterung und Kapitalstrategie
Accor eröffnete im dritten Quartal 2025 weltweit 77 Hotels mit 11.200 Zimmern. Das entspricht einem Netzwerkzuwachs von 2,5 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Zum 30. September 2025 umfasste das Portfolio 5.760 Hotels mit 859.830 Zimmern und eine Pipeline von über 250.000 Zimmern in 1.453 Projekten. Zur Stärkung des Aktionärsvertrauens kündigte das Unternehmen ein neues Aktienrückkaufprogramm über 100 Millionen Euro an, nachdem zuvor bereits 240 Millionen Euro umgesetzt wurden.
Strategische Optionen: Ennismore im Fokus
Besonders im Lifestyle-Segment setzt Accor auf Expansion: Der Verwaltungsrat prüft derzeit einen möglichen Börsengang der Lifestyle-Tochter Ennismore. Accor würde dabei die Kontrolle behalten, um die Entwicklung dieser wachstumsstarken Plattform weiter zu beschleunigen. 2024 hatte Ennismore ein Net Unit Growth von 17,6 Prozent erzielt und trug 170 Millionen Euro zum EBITDA bei.

Finanzstärke und Ausblick
Am 27. August 2025 platzierte Accor erfolgreich eine siebenjährige Anleihe über 500 Millionen Euro mit einem Kupon von 3,625 Prozent, um bestehende Schulden zu refinanzieren. Für das Gesamtjahr 2025 bestätigt die Gruppe ihre Prognosen: ein RevPAR-Wachstum zwischen 3 und 4 Prozent sowie ein Net Unit Growth von rund 3,5 Prozent. Damit unterstreicht Accor seinen Optimismus und die Stabilität seines diversifizierten Portfolios.
Resilienz durch Markenvielfalt
Accor demonstriert 2025 eindrucksvoll die Stärke einer breit aufgestellten Markenarchitektur. Die Luxus- und Lifestyle-Segmente kompensieren regionale Schwächen, und die globale Präsenz bietet strategische Flexibilität. Mit robusten Finanzkennzahlen, einem klaren Fokus auf Markenstärkung und einer konsequenten Expansionsstrategie positioniert sich Accor als einer der resilientesten Akteure der internationalen Hotellerie.

1967 eröffneten die französischen Gründer Paul Dubrule und Gérard Pélisson in Lille ihr erstes Novotel – und legten damit den Grundstein für Accor. Mehr als fünfzig Jahre später steht die Gruppe mit über 360.000 Mitarbeitenden, rund 5.700 Hotels in über 110 Ländern und einem breiten Markenportfolio für moderne Gastfreundschaft in Luxus-, Lifestyle-, Midscale- und Economy-Segmenten. In der Schweiz ist Accor mit rund 80 Häusern vertreten und Marktführer unter den global tätigen Hotelgruppe.

Hintergrund und Entwicklung
Accor wurde 1967 als Société d’investissement et d’exploitation hôteliers (SIEH) von Paul Dubrule und Gérard Pélisson gegründet. Ausgangspunkt war das Konzept eines modernen Mittelklassehotels – mit dem ersten Novotel in Lille. Zu Beginn der 1970er Jahre expandierte das Unternehmen ausserhalb Frankreichs: 1972 wurde in Neuchâtel (Schweiz) das erste Novotel ausserhalb Frankreichs eröffnet. In den 1980er und 1990er Jahren setzte Accor mit Übernahmen wie der Marke Sofitel den Schritt ins Luxussegment. Ab den 2000er Jahren folgte eine starke internationale Ausdehnung sowie eine Diversifizierung des Angebots – von Economy-Hotels über Apartments bis hin zu luxuriösen Erlebniswelten.
Heute gliedert sich Accor in zwei strategische Divisionen: „Premium, Midscale & Economy“ sowie „Luxury & Lifestyle“. Der Konzern positioniert sich zunehmend als globale Hospitality-Plattform mit Fokus auf Asset-Light-Strategien, Franchise- und Managementverträge sowie auf digitale Innovationen im Gästeerlebnis.
Aktuelle Zahlen & Fakten
- Gesamtportfolio: Über 5.760 Hotels mit rund 840.000 Zimmern in mehr als 110 Ländern.
- Mitarbeitende: Mehr als 360.000 Hospitality-Talente weltweit.
- Markenvielfalt: Über 45 Marken im Portfolio, von Economy bis Ultra-Luxus.
- Wachstum & Strategie: Fokus auf Asset-Light-Modelle, Franchise- und Managementverträge, internationale Expansionen und stärkere Lifestyle-Angebote.
Accor in der Schweiz
In der Schweiz ist Accor früh aktiv geworden: Bereits 1972 eröffnete man ein Novotel in Neuchâtel – das erste Haus ausserhalb Frankreichs. Heute ist die Gruppe mit Marken wie Novotel, ibis, Mercure, Mövenpick, 25hours und Swissôtel präsent. Während genaue Zahlen variieren, betreibt Accor in der Schweiz rund 80 Hotels mit mehreren Tausend Zimmern. Die Gruppe nimmt eine bedeutende Stellung im Geschäfts- und Freizeitsegment ein und trägt zur Internationalisierung des Schweizer Hotelangebots bei.
Was bringt die Zukunft?
Accor ist heute weit mehr als ein Hotelbetreiber: Der Konzern versteht sich als Plattform für Gastfreundschaft, Erlebnis und Lifestyle. Von traditionellen Hotels über Apartments und Co-Working-Angebote bis hin zu Luxusresorts und Lifestyle-Marken deckt das Unternehmen alle Facetten der modernen Hotellerie ab. Mit seinem globalen Netzwerk, einer starken Markenarchitektur und einer flexiblen Geschäftsstruktur verfügt Accor über die Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit, die in einem dynamischen Marktumfeld entscheidend sind.
Die Zukunftsthemen des Konzerns umfassen den weiteren Ausbau der Luxus- und Lifestyle-Segmente, Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Wachstum sowie die Digitalisierung des Gästeerlebnisses. In der Schweiz bleibt Accor ein zentraler Player, der internationale Standards mit lokaler Verankerung verbindet. Mit rund 80 Hotels ist Accor in der Schweiz Marktleader unter den Hotelgruppen. Vor allem in den Städten Zürich, Basel und Genf ist Accor mit mehreren Marken präsent. Allein in Basel hält Accor einen Marktanteil von etwas über 40 Prozent.
Bildlegende Hauptfoto: Accor-CEO Sébastien Bazin.
