
Investoren und Betreiber reagieren auf steigende Baukosten, ESG-Auflagen und veränderte Nachfrage. Welche Strategien in der Hotellerie künftig Erfolg versprechen.
Die Transaktionsaktivität am Hotelimmobilienmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz nimmt wieder zu, erreicht aber noch nicht das Niveau vor 2019. Ob dies den Beginn eines neuen Marktzyklus signalisiert, diskutiert das von 16 Branchenexperten verfasste ” Expert Paper Hotels 2025 – Booking the Future“ von mrp hotels. Die Fachpublikation analysiert den Status quo der Branche, identifiziert Trends und Herausforderungen und wurde gemeinsam mit Vertretern der Aareal Bank und von Hyatt vorgestellt.
Langfristiges Wachstum und Investment-Trends
Laut den Analysen von mrp hotels bleibt die Branche auf Wachstumskurs: Global steige der Tourismus jährlich um rund 3,5 Prozent, stärker als das weltweite BIP (2,5 Prozent). Demnach konzentrieren sich Investoren zunehmend auf renditestarke Nischen wie Serviced Apartments, Lifestyle-Hotels und Mixed-Use-Assets. Während institutionelle Kapitalgeber zurückhaltend bleiben, gewinnen Family Offices und spezialisierte Investment- und Asset-Manager an Bedeutung.

„Stranded Assets, also Immobilien, die langfristig nicht marktfähig sind, erfordern strategische Neupositionierungen“, heißt es im Paper. Managementverträge gelten erneut als attraktiv, bleiben jedoch aufgrund regulatorischer Vorgaben knapp.
Finanzierung und Partnerschaften
Eigen- und Fremdkapital seien grundsätzlich verfügbar, entscheidend sei jedoch der Zugang dazu. Das veränderte Zinsumfeld mit derzeit rund 2,15 Prozent beeinflusse die Finanzierung, so Florian Kern von der Aareal Bank: „Ein stabiler und nachvollziehbarer Cashflow ist nicht nur Basis für den Kapitaldienst, sondern auch Ausdruck der Professionalität des Kreditnehmers – und erhöht die Bereitschaft des Darlehensgebers zur Finanzierung.“
Kern betont die Bedeutung langfristiger Partnerschaften: „Ein Darlehensgeber ist ein elementarer Partner. Entscheidend ist, auf Finanzierer mit langfristigem Ansatz und Branchenexpertise zu setzen – sie bauen in der Krise kreative Brücken, statt vorschnell die Reißleine zu ziehen.“
Trotz stabiler Umsätze stehe die Profitabilität der Betreiber unter Druck, insbesondere durch steigende Kosten, rückläufige Business-Nachfrage und ein schwächeres Konsumumfeld. Catherine Szolar von mrp hotels weist darauf hin: „Erfolgreiche Betreiber kombinieren operative Exzellenz mit Anpassungsfähigkeit. Markenvielfalt und klare Identität sind kein Widerspruch, sondern Erfolgsfaktoren.“
Refurbishment, Conversion und ESG
Vor dem Hintergrund hoher Baukosten, ESG-Auflagen und limitierter Flächen gewinnen Refurbishment- und Conversion-Projekte an Bedeutung, so die Experten. Bestandsimmobilien werden umgebaut, Büroflächen zu Serviced Apartments oder Lifestyle-Hotels umgewidmet. ESG-konforme Sanierungen werden zunehmend relevant. Wirtschaftliche Kennzahlen wie der Mietabdeckungsfaktor (LCR) bleiben entscheidend.
Das Paper identifiziert drei zentrale Transformationsfelder für die Hotellerie:
- Digitalisierung und KI: datengetriebene Preisgestaltung, automatisierte Prozesse, intelligentes CRM
- Human Resources: laut Monique Dekker, SVP Human Resources EAME von Hyatt: „Agilität ist kein Schlagwort, sondern geschäftlicher Imperativ: Agilität macht uns nicht nur als Unternehmen besser, sondern stärkt die Gästebindung, verbessert das Arbeitsumfeld und eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten.“
- ESG/Nachhaltigkeit: klare Mitspracherechte der Betreiber bei ESG-Maßnahmen und nachhaltiges Wirtschaften werden gefordert.
Ausblick: “Zukunft liegt in agilen Strukturen”
Fest steht: Hotelimmobilien bleiben gefragt und gelten als resiliente Assetklasse, so das Paper. Gleichzeitig veränderten sich Rahmenbedingungen: Entscheidungen dauern länger, Märkte reagieren differenzierter, und neue Strategien und Partnerschaften ersetzen traditionelle Vorgehensweisen. Martin Schaffer von mrp hotels fasst zusammen: „Die Zukunft der Hospitality liegt in agilen Strategien und zukunftsweisenden Partnerschaften, um Wachstumspotenziale optimal zu nutzen.“ red/nz
