Luxus ist im Wandel. Immer weniger Vermögende kaufen teure Taschen oder Uhren – sie investieren vermehrt in Erlebnisse. Es zählen nicht mehr Statussymbole, sondern Erinnerungen. Diese Entwicklung verändert die globale Luxushotellerie radikal: Marken wie LVMH, Bulgari, Chanel oder Armani verlagern ihren Fokus von Boutiquen zu Boutique-Hotels. Doch während das Luxusreisen boomt, warnen Experten: Wer Exklusivität zur Massenware macht, riskiert den Kern des Luxusgedankens. Ein Hotel Inside-Report.

Die Ära des materiellen Luxus neigt sich dem Ende zu. Wohlhabende Konsumenten in der westlichen Welt geben ihr Geld zunehmend für Erlebnisse aus, nicht für Dinge. Laut Prognosen soll das weltweite Luxus-Hospitality-Segment bis 2028 auf 390 Milliarden US-Dollar anwachsen – ein Sprung von 239 Milliarden im Jahr 2023. Dieser Paradigmenwechsel folgt einer neuen Wertlogik: Authentizität ersetzt Besitz, Sinnlichkeit ersetzt Status. Luxus ist nicht länger, was man trägt – sondern, was man erlebt.

Das haben jetzt auch die großen Luxusgüterkonzerne erkannt. Marken wie Bulgari, Armani, Dolce & Gabbana, LVMH und Burberry investieren Milliarden in Hotels, Yachten und Resorts. Sie wollen damit ihr Markenversprechen vom Produkt auf den Lebensstil erweitern. Der Pariser Luxuskonzern LVMH etwa betreibt mit Cheval Blanc und Belmond bereits eigene Ultra-Luxusmarken, die vom Serviceverständnis bis zur Architektur den «Savoir Vivre» der Marke verkörpern.
Wie Studien der EHL Hospitality Business School zeigen, verschiebt sich dadurch der Fokus der Luxusgastfreundschaft von materieller Ausstattung hin zu emotionaler Bindung und Markeninszenierung. Das Hotel wird zur Bühne, auf der sich Luxus als ganzheitliches Lebensgefühl manifestiert.
Die Gefahr der Verwässerung
Doch der Boom birgt Risiken. Analysten warnen, die Hotellerie könnte dieselben Fehler begehen wie die Modeindustrie in den 2000er-Jahren: zu viele neue Standorte, zu schnelle Expansion, zu wenig Seele. Bereits jetzt ist ein Anstieg der globalen Luxus-Hotelzimmer von 1,8 Millionen auf 2,2 Millionen bis 2030 prognostiziert – ein Wachstum, das Exklusivität in Gefahr bringt. Zudem drängen inzwischen auch Massenanbieter wie EasyJet Holidays in den «bezahlbaren Luxus», was die Abgrenzung weiter verwischt. Wenn Luxus zum Produkt wird, verliert er seinen Zauber.

Hermès als Vorbild
Wie es anders geht, zeigt das Beispiel Hermès – ein Haus, das auf kontrolliertes Wachstum, Handwerkskunst und Diskretion setzt. Der wahre Luxus liegt in Zurückhaltung. Hotels wie z.B. das Brown’s in London oder das Rocco Forte House in Rom verkörpern diese Philosophie: persönliche Begrüßung, maßgeschneiderter Service, keine Überwältigung durch Prunk, sondern emotionale Intelligenz in der Gästebeziehung.
Der emotionale Kern des Luxus
«Luxus ist, wenn man sich erinnert, wie man sich gefühlt hat», betont eine EHL-Studie aus 2024 über die Zukunft des Gastgewerbes. Und genau darin liegt die Herausforderung der Ultra-Luxus-Hotellerie: In einer Zeit, in der Marken wie Aman, Six Senses, Four Seasons, Rosewood oder The Ritz-Carlton immer neue Maßstäbe setzen, gewinnt nicht die, die am teuersten ist, sondern die, die am authentischsten berührt.
Experten aus der Luxusindustrie sind sich einig: Die Zukunft des Luxus liegt nicht im Überfluss, sondern in der Bedeutung. Während Designer-Labels in die Hotellerie expandieren, wird deutlich: Das wahre Kapital der Ultra-Luxus-Hospitality ist nicht Gold, sondern Gefühl – nicht Preis, sondern Präsenz. Wer Luxus will, muss heute Erlebnisse schaffen, keine Gebäude. Und wer Exklusivität verspricht, muss lernen, Nein zu Wachstum zu sagen. Der neue Luxus ist begrenzt.

- Globales Luxus-Hospitality-Volumen 2023: 239 Mrd. USD
- Prognose 2028: 390 Mrd. USD
- Wachstum Luxus-Hotelzimmer weltweit bis 2030: +400.000 (auf 2,2 Mio.)
- Marktführer im Ultra-Luxus-Segment (globale Marken): Aman, Belmond, Rocco Forte, Six Senses, Rosewood, Four Seasons
- Wichtigster Trend laut EHL: „From ownership to experience“

Die Luxusbranche erlebt einen fundamentalen Wandel: Wohlhabende Konsumenten in der westlichen Welt verschieben ihren Fokus von materiellen Gütern hin zu außergewöhnlichen Erlebnissen. Statt in Designer-Handtaschen und Uhren investieren sie in maßgeschneiderte Reisen, exklusive Resorts und persönliche Gastfreundschaft. Dieser Trend verändert die globale Luxushotellerie grundlegend.
Das Marktvolumen des Luxus-Hospitality-Segments wird laut Prognosen von 239 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 390 Milliarden bis 2028 anwachsen. Luxusmarken wie LVMH, Bulgari und Armani erweitern ihre Präsenz in der Hotellerie, um das Erlebnis ihrer Markenwelt ganzheitlich erfahrbar zu machen. Studien der EHL betonen dabei den Paradigmenwechsel: Luxus wird zunehmend über Emotion, Servicequalität und Authentizität definiert – nicht über Prunk.
Gleichzeitig warnen Experten vor den Fehlern der Modeindustrie: zu starke Expansion, Verwässerung der Exklusivität und Verlust der handwerklichen Seele. Wahre Luxusmarken wie Hermès zeigen, dass Zurückhaltung, Perfektion im Detail und emotionale Intelligenz den Unterschied machen.
Fazit: Die Zukunft des Luxus in der Hotellerie liegt nicht im Überfluss, sondern in Bedeutung und Erlebnisqualität. Ultra-Luxus-Hotels, die auf persönliche Bindung, Authentizität und bewusste Begrenzung setzen, werden langfristig die neue Elite des globalen Gastgewerbes prägen.
Der neue Luxus im Hotel (Teil 1): Vom Bling-Bling zur Bescheidenheit
Der neue Luxus im Hotel (Teil 2): «Entscheidend sind die Menschen und ihre Leidenschaft»
Alter Luxus hat ausgedient – was viele Hoteliers nicht wahrhaben wollen
