Saudi-Arabien steht an der Schwelle zu einer tiefgreifenden Transformation: Weg vom Öl, hin zu einem neuen, milliardenschweren Tourismus‑ und Hotelsektor. Unter dem Dach des Projektes «Vision 2030» investiert das Königreich in Mega‑Projekte, internationale Hotelketten drängen ins Land, Investoren werden hofiert – und das Ziel lautet: Bis 2030 Hunderttausende zusätzliche Hotelzimmer und Millionen neue Gäste. Doch zwischen hochfliegenden Plänen und Realisierung lauern Herausforderungen. Ein Insider-Blick in die Zukunft des saudischen Gastgewerbes.

Saudi-Arabien war lange in erster Linie als Pilgerziel und religiöses Zentrum bekannt. Doch seit der Lancierung des Projektes «Vision 2030» (2016) gilt der Tourismus als zentrale Säule zur Diversifizierung der Wirtschaft. Bereits 2023 wurde die Marke von 100 Millionen Besucherankünften überschritten – ein Ziel, das erst für 2030 geplant war.
Der Tourismussektor verzeichnete ein Wachstum der Ausgaben um 37 Prozent gegenüber früheren Jahren. Damit rangiert Saudi unter den G20‑Ländern an der Spitze bei der Zunahme internationaler Ankünfte. Ebenso hat sich das Ziel für 2030 angehoben – statt 100 Millionen soll nun die Marke von 150 Millionen Gästen angestrebt werden. Parallel gehen große Infrastrukturvorhaben voran: Flughäfen, Städte, Verkehrsnetze – alles wird ausgebaut, um das Land global besser zu vernetzen. Zudem hat die Regierung gezielt Hemmnisse für Investoren reduziert, etwa durch Abschaffung von Lizenzgebühren für Hotels und Resorts. Damit öffnet sich Saudi-Arabien nicht nur gegenüber neuen Gästegruppen – sondern auch der globalen Hotellerie.


Vision 2030 identifiziert den Tourismus als neuen Wachstumsmotor. Die nationale Tourismusstrategie ergänzt dies mit Zielen wie dem Ausbau des Hotelangebots, der Erhöhung des Anteils internationaler Marken und der Schaffung von 1,6 Millionen neuen Arbeitsplätzen im Gastgewerbe bis 2030. Insgesamt sollen rund 362.000 zusätzliche Hotelzimmer entstehen – ein Investitionsvolumen von über 110 Milliarden US‑Dollar. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf Luxushotels, sondern zunehmend auch auf Midscale- und Economy‑Segmenten. Nachhaltigkeit ist dabei ein zentraler Pfeiler: Viele Projekte setzen auf erneuerbare Energien, CO₂‑Neutralität und lokale Wertschöpfung.
Laut aktuellen Branchenberichten befinden sich derzeit rund 275 Hotelprojekte mit über 67.000 Zimmern im Bau. Insgesamt soll die Hotelkapazität bis 2030 auf rund 500.000 Zimmer steigen. Drei Viertel dieser Pipeline entfallen auf sogenannte Giga‑Projekte, groß angelegte neue Destinationen, die das Gesicht des Landes verändern werden.

Zu den spektakulärsten Projekten zählt das Red Sea Project an der Westküste. Auf einer Fläche von 28.000 Quadratkilometern entsteht eine nachhaltige Luxusdestination mit 50 Hotels, 8.000 Zimmern und über 1.000 Wohnungen auf 22 Inseln. Erste Häuser – etwa das Six Senses Southern Dunes, das St. Regis Red Sea Resort oder das The Ritz‑Carlton Reserve Nujuma – sind bereits eröffnet. Weitere folgen in Etappen bis 2030. Im Mittelpunkt steht das Konzept regenerativen Tourismus mit Null‑Emissionen und vollständig erneuerbarer Energieversorgung.

Noch futuristischer ist das Megaprojekt NEOM, das den Begriff Stadt neu definiert. Dort entsteht die Insel Sindalah als Luxusziel für Yacht‑Tourismus, High‑End‑Gastronomie und internationale Gäste. Auch hier sind erste Eröffnungen bereits erfolgt. Qiddiya nahe Riad wiederum wird als Entertainment‑City mit Freizeitparks, Kulturzentren und Sportarenen geplant. Hinzu kommen historische Destinationen wie AlUla, wo Kulturerbe, Luxus und Nachhaltigkeit miteinander verschmelzen.
Neben den Giga‑Projekten boomt auch der klassische Hotelmarkt in den Metropolen. Riad, Jeddah, Mekka und Medina sind die wichtigsten Zentren – hier konzentrieren sich Nachfrage, Infrastruktur und internationale Marken. Laut Schätzungen liegt der aktuelle Marktwert des saudischen Hotel- und Gastgewerbes bei rund 15 Milliarden US‑Dollar. Der Anteil internationaler Marken soll von heute 47 Prozent auf 65 Prozent steigen. IHG, Marriott, Hilton, Wyndham oder H World International (Steigenberger) planen Dutzende neue Projekte. Wyndham will etwa 100 Super 8‑Hotels in den kommenden zehn Jahren eröffnen, H World investiert vor allem rund um Riad.

Die Chancen für Investoren sind beträchtlich: Das Königreich bietet steuerliche Anreize, vereinfachte Genehmigungen und Zugang zu staatlichen Grundstücken. Gleichzeitig entstehen neue Ausbildungsinitiativen wie das IHG‑Programm „Masarona by IHG“, um saudi‑arabische Talente im Gastgewerbe zu fördern. Doch die Expansion birgt auch Risiken: Fachkräftemangel, Standortfragen und ein potenzielles Überangebot könnten den Markt unter Druck setzen. Ebenso stellt sich die Frage, wie weit gesellschaftliche Öffnung und kulturelle Anpassung gehen werden.
Ungeachtet dieser Herausforderungen ist der Aufbruch spürbar. Saudi-Arabien investiert derzeit mehr als 800 Milliarden US‑Dollar in seine Tourismus‑ und Hotellerie-Infrastruktur. Die Zahl der Hotelzimmer soll bis 2030 auf über eine halbe Million steigen, der Sektor 1,6 Millionen Arbeitsplätze bieten und 10 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Stimmen aus der Branche wie Siegfried Nierhaus von H World International oder Haitham Mattar von IHG sprechen von einem «neuen Epizentrum der globalen Hotellerie».

Saudi-Arabien schreitet mit Höchsttempo voran – nicht nur auf dem Ölmarkt, sondern als aufstrebende Tourismusmacht. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob das Königreich seine imposanten Pläne in nachhaltige Erlebnisse und profitablen Hotelbetrieb übersetzen kann. Sicher ist: Der Wüstenstaat hat seine Tür zur Welt weit geöffnet – und will sie nicht mehr schließen.

Saudi-Arabien erlebt 2025 ein bemerkenswertes Tourismuswachstum und festigt seine Position als führende Destination im Nahen Osten. Im Rahmen der Vision 2030 hat das Königreich zahlreiche Reformen und Großprojekte auf den Weg gebracht, die den Tourismussektor zu einer der wichtigsten Säulen der nationalen Wirtschaft machen.
Der Tourismussektor hat 2024 und 2025 Rekordzahlen erreicht: Laut dem saudischen Tourismusministerium (Ministry of Tourism) und der Saudi Tourism Authority begrüßte das Land im Jahr 2024 rund 106 Millionen Besucher – 27 Millionen internationale Gäste und 79 Millionen inländische Touristen. Für 2025 wird ein weiterer Anstieg auf etwa 120 Millionen Besucher erwartet. Damit liegt Saudi-Arabien weit vor seinem ursprünglichen Zeitplan, der dieses Ziel erst für 2030 vorsah.

Der Beitrag des Tourismussektors zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt mittlerweile rund 5,5 Prozent und soll bis 2030 auf über 10 Prozent steigen. Im Jahr 2024 erwirtschaftete die Branche touristische Einnahmen von rund 110 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die saudische Zentralbank verzeichnete zudem eine deutliche Zunahme der Kartenzahlungen durch ausländische Besucher – ein Indikator für den wachsenden Inlandskonsum durch Touristen.

Im globalen Vergleich gehört Saudi-Arabien laut dem World Travel & Tourism Council (WTTC) zu den wachstumsstärksten Tourismusanbietern der Welt. Die Organisation rechnet damit, dass Saudi-Arabien bis 2035 zu den zehn größten Tourismusmärkten weltweit zählen könnte.
Aktuell verfügt das Land über rund 343.000 Hotelzimmer; bis 2030 sollen es über 500.000 sein. Die Regierung plant Investitionen in Höhe von mehr als 800 Milliarden US-Dollar, insbesondere in die Entwicklung neuer touristischer Megadestinationen. Der Tourism Development Fund und das Tourism Investment Enablers Program (TIEP) haben 2024 Finanzierungen im Umfang von über 10 Milliarden Euro für Hotel- und Freizeitprojekte genehmigt.

Die wichtigsten touristischen Großprojekte 2025:
- The Red Sea Project: Erste Resorts – etwa Six Senses, St. Regis und Ritz-Carlton Reserve – eröffnet; Gesamtziel 50 Hotels mit 8.000 Zimmern bis 2030.
- NEOM / Sindalah: Erste Luxusanlagen im Bau; Fokus auf Technologie, Nachhaltigkeit und Premiumtourismus.
- Diriyah Gate: Historisches Kulturprojekt bei Riad, über 20 Hotels geplant, erste Eröffnung 2025.
- Qiddiya: Freizeit- und Entertainment-Metropole; Investitionen über 60 Milliarden US-Dollar.
- AlUla: UNESCO-Kulturerbe-Gebiet mit wachsender internationaler Bekanntheit, 2025 rund 500.000 Besucher erwartet.

Im Ranking der touristischen Wettbewerbsfähigkeit hat Saudi-Arabien 2025 laut World Economic Forum den 33. Platz weltweit erreicht – ein Sprung um zwölf Positionen seit 2019. Besonders positiv bewertet wurden Investitionsumfeld, Infrastruktur und Digitalisierung.
Saudi-Arabien beschäftigt im Tourismussektor derzeit rund 925.000 Menschen, Tendenz steigend. Ziel ist es, bis 2030 über 1,6 Millionen Arbeitsplätze in Hotellerie, Gastronomie und Freizeitwirtschaft zu schaffen. Neue Ausbildungsprogramme, etwa die «Saudi Hospitality Academy» und Kooperationen mit internationalen Hotelketten wie IHG oder Hilton, fördern die Qualifikation lokaler Fachkräfte.

Auch die touristische Offenheit nimmt zu: Das elektronische Visum (E-Visa) gilt mittlerweile für über 60 Länder, und die Zahl direkter internationaler Flugverbindungen wächst stetig. Der Ausbau des King Salman International Airport in Riad soll die Kapazität langfristig auf 120 Millionen Passagiere pro Jahr erhöhen.
Saudi-Arabien positioniert sich damit als aufstrebender globaler Tourismusstandort – mit massiven Investitionen, rekordhohen Besucherzahlen und einer klaren Strategie für nachhaltige und kulturell fundierte Entwicklung. Der Boom ist unübersehbar – und erst der Anfang.

Saudi-Arabien, das Königreich auf der Arabischen Halbinsel, gilt als Herz der islamischen Welt und als einer der einflussreichsten Staaten des Nahen Ostens. Mit einer Fläche von über zwei Millionen Quadratkilometern ist es das fünftgrößte Land Asiens – geprägt von weiten Wüsten, historischen Oasenstädten und einer tief verwurzelten Kultur.
Die Geschichte des modernen Saudi-Arabiens beginnt im Jahr 1932, als König Abdulaziz Ibn Saud die bislang voneinander getrennten Regionen Hedschas, Nadschd und weitere Gebiete zum „Königreich Saudi-Arabien“ vereinte. Seither regiert die Familie Saud das Land als absolute Monarchie. Das politische System basiert auf islamischem Recht (Scharia), doch in den vergangenen Jahren hat Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS) eine Welle von Reformen eingeleitet, die das Königreich schrittweise modernisieren und international öffnen sollen.

Die Entdeckung von Erdöl in den 1930er-Jahren veränderte die Geschichte des Landes grundlegend. Saudi-Arabien entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zum weltweit führenden Erdölexporteur und zum einflussreichen Mitglied der OPEC. Öl machte das Land reich – es finanzierte Infrastruktur, Bildung, Gesundheitswesen und ein umfassendes Sozialsystem. Doch die starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen brachte auch Verwundbarkeiten mit sich. Daher verfolgt die Regierung heute mit der „Vision 2030“ das Ziel, die Wirtschaft zu diversifizieren, neue Branchen wie Tourismus, Technologie, erneuerbare Energien und Unterhaltung zu fördern.
Wirtschaftlich zählt Saudi-Arabien zu den größten Volkswirtschaften des Nahen Ostens. Neben dem Energiesektor gewinnen Industrie, Bauwesen, Handel und Finanzdienstleistungen zunehmend an Bedeutung. Auch im internationalen Investment spielt das Königreich eine zentrale Rolle – etwa durch den staatlichen Public Investment Fund (PIF), der weltweit in Zukunftsindustrien investiert.

Politisch ist Saudi-Arabien eine Monarchie ohne gewählte Legislative, doch die Entscheidungsfindung wird zunehmend von technokratischen Ratgebergremien beeinflusst. Außenpolitisch agiert das Land als regionales Machtzentrum mit engen Beziehungen zu westlichen Staaten, insbesondere den USA, und einem zunehmenden geopolitischen Selbstbewusstsein in der arabischen Welt.
Mit rund 36 Millionen Einwohnern ist Saudi-Arabien ein junges Land – etwa 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 30 Jahre alt. Der Großteil lebt in den urbanen Zentren Riad, Jeddah, Dammam und Mekka. Die offizielle Religion ist der Islam, und das Land beherbergt die beiden heiligsten Stätten des Glaubens: Mekka und Medina. Jährlich pilgern Millionen Muslime aus aller Welt dorthin.
Gesellschaftlich erlebt das Königreich einen tiefgreifenden Wandel. In den letzten Jahren wurden Frauenrechte gestärkt, kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Filmfestivals eingeführt und der Lebensstil liberalisiert – Schritte, die das Land in ein neues Zeitalter führen sollen. Gleichzeitig bleibt die Balance zwischen Tradition und Modernisierung eine der größten Herausforderungen der saudischen Gesellschaft.
Saudi-Arabien präsentiert sich heute als Land im Umbruch: selbstbewusst, ambitioniert und bereit, seine Zukunft jenseits des Öls zu gestalten. Zwischen Beduinenkultur und Wolkenkratzern, zwischen spiritueller Bedeutung und wirtschaftlicher Dynamik entsteht ein neues Bild des Königreichs – eines, das Vergangenheit und Zukunft auf einzigartige Weise verbindet.

