
Steigende Kosten, sinkende Nachfrage und kaum Spielraum bei den Preisen: Laut einer aktuellen HGK-Analyse sind die Betriebsergebnisse in der deutschen Vollhotellerie in den vergangenen fünf Jahren um rund ein Drittel eingebrochen. Selbst die bevorstehende Mehrwertsteuersenkung kann die Margen nicht retten.
Die deutsche Vollhotellerie steht unter massivem wirtschaftlichem Druck. Nach aktuellen Zahlen der Einkaufskooperation HGK sind die Betriebsergebnisse von Hotels mit angeschlossener Gastronomie in den vergangenen sechs Jahren um durchschnittlich ein Drittel zurückgegangen. Das geht aus einem Betriebsvergleich des Controlling-Spezialisten Eagle Control hervor, an dem die HGK mehrheitlich beteiligt ist.
„Wir verzeichnen in der gesamten Hospitality seit sechs Jahren reale Nachfrage- und Umsatzrückgänge von durchschnittlich minus 2,5 Prozent pro Jahr bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten“, sagt HGK-Vorstandschef Urban Uttenweiler.
In der Hotellerie sähe die Lage zwar nicht ganz so düster aus, aber auch hier bestehe insgesamt ein Nachfrageproblem: „Vergleicht man die Zahlen des ersten Halbjahres 2019 mit denen des ersten Halbjahres 2025, so ist die Nachfrage real um rund fünf Prozent gesunken und nominal nur um rund 16 Prozent gestiegen – und dies in Anbetracht von kräftigen Preissteigerungen bei den Großhandelspreisen“, so Uttenweiler weiter. Die Betriebsergebnisse seien von durchschnittlich 6,6 Prozent des Umsatzes im Jahr 2019 auf gut vier Prozent im Jahr 2025 gesunken. Hauptursache sei eine anhaltende Kostensteigerung, die die Erlösentwicklung deutlich übersteigt.

Mehrwertsteuersenkung hilft – aber nicht genug
Die geplante Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen auf sieben Prozent könne laut Philipp Nusser, Geschäftsführer von Eagle Control, die Situation zwar leicht verbessern, aber keine wirtschaftliche Trendwende bringen. Zwar steige der Nettoumsatz in der Gastronomie, doch im Gesamtbetrieb der Vollhotels wirke sich das mit nur rund 3,5 Prozent Umsatzplus aus. Angesichts weiter steigender Personalkosten, Tariflöhne und Lebensmittelpreise prognostiziert Eagle Control für 2026 ein Kostenwachstum von etwa fünf Prozent.
RevPar bleibt im internationalen Vergleich zurück
Besonders im Logis-Bereich sieht HGK-Chef Uttenweiler Nachholbedarf. Mit einem durchschnittlichen Revenue per Available Room (RevPar) von 75 Euro liege Deutschland deutlich unter dem europäischen Schnitt von 88 Euro. Die geringere Auslastung und der langsamere Anstieg der Übernachtungspreise machten die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe zusätzlich schwierig. Der Logisbereich biete noch Potenzial – auch wenn Preiserhöhungen wohl dosiert und mit der Servicequalität abgestimmt sein müssten, so Uttenweiler.
Digitalisierung und KI mit Entlastungspotenzial
Lösungsansätze sieht Subahar Parameswaran, IT-Leiter der HGK und ebenfalls Geschäftsführer von Eagle Control, vor allem im strategischen Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz. Diese könnten sowohl im Front- als auch im Back-End Prozesse effizienter und kostenschonender gestalten. „Es gibt nicht den einen großen Hebel – aber viele Stellschrauben, die zusammengenommen betriebswirtschaftlich erfolgreiches Handeln ermöglichen“, so Parameswaran. red/brg
