
Laut Mittelstandsmonitor 2025 stecken deutsche Betriebe weiterhin in einer strukturellen Krise. Die Verbände fordern Reformen bei Steuern, Energie und Verwaltung.
Der Mittelstand in Deutschland steht weiterhin vor enormen Herausforderungen. Geopolitische Spannungen, die unberechenbare Handelspolitik der USA sowie hohe regulatorische Belastungen drücken laut der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand (AG Mittelstand) auf die wirtschaftliche Entwicklung. Zwar würden Maßnahmen wie erhöhte Infrastrukturinvestitionen und der Investitionsbooster für einzelne positive Impulse sorgen, insgesamt bleibe die Lage jedoch schwach.
„Deutlicher Weckruf“
Mit dem neuen Mittelstandsmonitor zieht die AG Mittelstand – ein Zusammenschluss von zehn führenden Wirtschaftsverbänden – eine ernüchternde Bilanz: Die politischen Rahmenbedingungen werden auf einer Skala von minus drei (sehr schlecht) bis plus drei (sehr gut) erneut mit minus zwei bewertet und damit ähnlich negativ wie im Vorjahr.
„Die Ergebnisse werten wir als deutlichen Weckruf“, betont Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Der Mittelstand sei das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und benötige verlässliche Rahmenbedingungen, damit Investitionen ihre Wirkung entfalten könnten. Der Monitor werd bewusst am Tag des gemeinsamen parlamentarischen Abends veröffentlicht, um den Dialog mit der Politik zu intensivieren. „Nur mit einer starken Mitte gibt es einen starken Standort Deutschland“, so Kolak.

Vor diesem Hintergrund fordert die AG Mittelstand die Bundesregierung auf, rasch Strukturreformen umzusetzen. Ankündigungen allein reichten nicht mehr aus. Handlungsbedarf sieht die AG insbesondere in folgenden Bereichen:
- Zur schnelleren Modernisierung der Infrastrukturen braucht es beschleunigte Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsverfahren. Neben einer rechtlichen Entschlackung und Harmonisierung sollte der technische Fortschritt etwa durch KI und Digitalisierung konsequent genutzt werden, um Prozesse in den zuständigen Behörden kunden- und mittelstandsfreundlich zu verbessern.
- Um die Unternehmenskultur zur stärken, ist unter anderem eine nachhaltige Steigerung der Gründungsbereitschaft erforderlich. Dazu sollte unternehmerisches Denken bereits an allgemeinbildenden Schulen viel stärker unterstützt und die Berufsorientierung ausgebaut werden, um junge Menschen frühzeitig mit der Selbstständigkeit als berufliche Option vertraut zu machen.
- In der Energiepolitik sind unter anderem eine weitere Erhöhung der Stromproduktion sowie ein weiterer Ausbau der Netze und der Speicherinfrastruktur notwendig. Die Stromsteuer sollte nicht nur für die produzierenden und agrarwirtschaftlichen Branchen gesenkt werden, sondern für alle Betriebe und Unternehmen auf dem europäischen Mindestniveau liegen. Dieses zentrale Versprechen sollte die Regierungskoalition endlich einlösen.
- Die Bundesregierung hat versprochen, die bürokratischen Lasten zu vermindern. Den Ankündigungen müssen nun rasch Taten folgen. Auch im Bereich der wichtigen Mittelstandsfinanzierung durch Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen müssen die Belastungen reduziert werden, beispielsweise durch eine Verminderung der hohen Anforderungen an Prüfungen und Stresstests insbesondere bei regional fokussierten Kreditinstituten.
- Das steuerliche Investitionssofortprogramm mit schnelleren Abschreibungen und den vorgesehenen Steuersatzsenkungen ist richtig, wobei die Steuerentlastungen deutlich früher als 2028 kommen sollten. Zudem gilt es, im Rahmen der angekündigten tariflichen Entlastungen bei der Einkommensteuer gerade auch die mittelständischen Personenunternehmen zu entlasten und die Besteuerung insgesamt zu vereinfachen. red/sar
