Mit der Integration von Reise-Apps wie Expedia und Booking.com wird ChatGPT zur neuen Drehscheibe für die globale Reiseplanung. Der KI-Chatbot öffnet sich für Drittanbieter – und verändert damit den digitalen Vertrieb grundlegend. Für Reisende entsteht ein neues Buchungserlebnis, für Hotels eine strategische Herausforderung. Hotel Inside kennt die Hintergründe.
OpenAI hat seinen Chatbot ChatGPT offiziell zur Plattform weiterentwickelt – mit enormen Folgen für den globalen Reise- und Hotelmarkt. Durch die Integration externer Apps wie Expedia und Booking.com können Nutzer künftig nicht nur Informationen zu Reisezielen abfragen, sondern direkt im Chat buchen, Flüge vergleichen und Hotels in Echtzeit reservieren.
Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt im digitalen Vertrieb: Der Chat wird zum Buchungstool. Für Reisende bedeutet das Komfort – für Hoteliers potenziell einen weiteren Kontrollverlust über den Direktvertrieb. Laut OpenAI basiert die neue Funktion auf dem sogenannten Model Context Protocol (MCP), das es ermöglicht, externe Dienste nahtlos in die Konversation zu integrieren.
Ariane Gorin, CEO der Expedia Group, sprach auf LinkedIn von einer «neuen Ära der Reiseplanung». Ihre Vision: ChatGPT schließt die Lücke zwischen Inspiration und Buchung. Nutzer können über Expedia-Informationen zu Hotels, Flügen und Preisen direkt im Chat abrufen – und sofort buchen. Auch Booking.com baut auf die Kooperation: Reisende sollen künftig über ChatGPT aus Millionen Unterkünften wählen können, inklusive KI-basierter Empfehlungen. Tripadvisor und TheFork planen ähnliche Integrationen.


Für die Tourismusindustrie bedeutet dies einen Paradigmenwechsel. Der KI-Chatbot, der weltweit von rund 800 Millionen Menschen genutzt wird, wird zum neuen Such- und Vertriebskanal. Während Reisende von nahtlosen Prozessen profitieren, geraten Hotels weiter unter Druck. Denn die Integration der großen OTAs in ChatGPT stärkt deren Marktstellung. Buchungen über Drittanbieter bleiben für viele Hotels teuer – Provisionen zwischen 15 und 30 Prozent sind nach wie vor üblich.
Branchenexperten sehen daher nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. «Die KI-Plattformen werden kurzfristig dazu führen, dass OTA-Ergebnisse häufiger in der Suche erscheinen – und damit den Direktvertrieb der Hotels schwächen», sagt ein Branchenanalyst. Denn die neue Logik der KI-Suche belohnt Bekanntheit, Markenstärke und Werbebudgets – Vorteile, die große Plattformen klar für sich beanspruchen.
Gleichzeitig eröffnet die technologische Entwicklung neue Möglichkeiten. Hotels, die jetzt eigene KI-Strategien entwickeln und in smarte Systeme investieren, können ihre digitale Sichtbarkeit stärken und gezielt auf die neue Suchlogik reagieren. Insbesondere unabhängige Häuser müssen lernen, sich in einer KI-gesteuerten Welt zu behaupten. Dazu gehört die Optimierung der eigenen Kanäle, der Einsatz von Chatbots und die Integration von dynamischen Buchungstechnologien, die auf Datenintelligenz basieren.
Fazit: ChatGPT wird zum digitalen Reiseberater – und die OTAs sichern sich frühzeitig die besten Plätze. Für Hoteliers beginnt damit eine neue Phase im Wettlauf um Sichtbarkeit und Direktbuchungen. Wer jetzt handelt, kann profitieren – wer abwartet, riskiert, im Schatten der Plattformen zu verschwinden.
