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Preis schlägt Prestige: Warum Europas Budgethotels im Aufwind sind

  • Editorial Team
  • 13 Oktober 2025
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Dieser Artikel wurde von HotelInside, einer Referenz im Hoteljournalismus, verfasst. Wir freuen uns, Ihnen einen kurzen Auszug auf unserer Webseite präsentieren zu dürfen. Um den Artikel in voller Länge sowie alle anderen Veröffentlichungen von HotelInside zu lesen, klicken Sie bitte hier

Die europäische Hotellerie erlebt einen Wertewandel. Eine aktuelle Umfrage unter 5.000 Reisenden zeigt: Budgethotels sind nicht nur gefragter denn je, sie erzielen auch höhere Zufriedenheitswerte als viele Premiumhäuser. Immer mehr Gäste setzen auf erschwingliche, aber qualitativ überzeugende Angebote – auch in der Schweiz.

In wirtschaftlich und politisch turbulenten Zeiten behaupten sich Europas Budgethotels mit bemerkenswerter Stabilität. Laut einer Erhebung von Samsung Electronics Europe und OnePoll, an der 5.000 Reisende aus ganz Europa (darunter auch Schweizer) teilnahmen, schneiden günstige Unterkünfte derzeit besser ab als viele Premiumhotels – sowohl bei den Buchungszahlen als auch bei der Gästezufriedenheit.

Diese Entwicklung ist mehr als ein kurzfristiger Trend. Sie zeigt, wie stark sich Konsumverhalten und Wertebewusstsein verändert haben: Preisbewusstsein und Pragmatismus verdrängen zunehmend Statusdenken und Luxusorientierung.

Ibis Hotel in Chur.

Vom Sparmodell zur smarten Wahl

39 Prozent der Befragten gaben an, dass sie den Mehrwert teurer Hotels zunehmend infrage stellen. Fast ein Drittel (29 Prozent) beschreibt den Aufenthalt in einem Budgethotel sogar als „grossartige Erfahrung“. Das ist ein klares Signal: Viele Reisende suchen heute nicht mehr nach Überfluss, sondern nach dem besten Verhältnis von Qualität, Preis und Authentizität.

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Besonders jüngere Zielgruppen verbinden das Budgetsegment längst nicht mehr mit Verzicht, sondern mit einem bewussten Lebensstil. Gute Lage, smarte Zimmerkonzepte, schnelles WLAN, unkomplizierter Service – das sind offensichtlich die neuen Parameter für Zufriedenheit.

Ibis Hotel in Locarno (Tessin).

Bezahlbarkeit bleibt oberste Priorität

Die Studie zeigt deutlich: 87 Prozent der Reisenden geben weniger als 120 Euro pro Nacht aus – egal ob privat oder geschäftlich. In einer Zeit steigender Lebenshaltungskosten ist das mehr als eine Zahl: Es ist Ausdruck eines gesellschaftlichen Umdenkens.
Selbst Geschäftsreisende, einst Kernzielgruppe der gehobenen Hotellerie, achten zunehmend auf Effizienz, Preis und Zweckmässigkeit.

Für Hotelbetreiber bedeutet das: Wer wirtschaftlich erfolgreich bleiben will, muss Angebote schaffen, die nicht nur günstig, sondern auch glaubwürdig und konsistent sind.

Lobby im Ibis Hotel Bern-Messe.

Was Gäste wirklich wollen

Neben dem Preis bleibt die Sauberkeit das entscheidende Kriterium: 81 Prozent der Befragten nennen sie als wichtigste Voraussetzung für die Hotelwahl. Darüber hinaus zeigen sich deutliche regionale Unterschiede:

  • 46 Prozent der DACH-Reisenden legen höchsten Wert auf gutes Frühstück oder Abendessen,
  • 33 Prozent der italienischen Gäste priorisieren den persönlichen Service,
  • 17 Prozent der französischen Befragten sehen in der Kundenorientierung das entscheidende Qualitätsmerkmal.

Damit wird deutlich: Auch im Budgetsegment zählt Differenzierung – durch lokale Authentizität, durch kulturelles Verständnis und durch Services, die über das Minimum hinausgehen.

Lobby in einem Ibis Styles in Kopenhagen.

Wert schlägt Luxus

Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild: Europas Reisende sind anspruchsvoll, aber vernünftig.
Sie erwarten Qualität, Hygiene und Komfort, aber sie wollen dafür keine Luxuspreise zahlen.
Budgethotels, die es schaffen, konsequent Qualität und Preisstabilität zu verbinden, gewinnen Marktanteile – und Reputation.

Für Premiumanbieter (4-Sterne-Hotels) hingegen bedeutet dieser Trend eine Herausforderung: Das traditionelle Versprechen von „mehr Komfort gegen mehr Geld“ verliert an Strahlkraft. Gäste fragen heute: „Was bekomme ich wirklich für mein Geld?“

Die Studie kommt zum Schluss: Die europäische Hotellandschaft befindet sich im Wertewandel. Wo früher Status und Marke dominierten, zählen heute Authentizität, Zweckmässigkeit und Vertrauen. Budgethotels verkörpern diese neue Haltung – sie stehen für zugängliche Gastfreundschaft, für Einfachheit mit Anspruch und für smarte Qualität.

Lobby im Motel One Zürich.

Günstig heißt nicht mehr billig: In ganz Europa erleben Budgethotels einen Renaissance-Moment. Sie überzeugen durch schlankes Design, gezielte Servicequalität und starke Marke. Doch was unterscheidet sie wesentlich vom Mittel- oder Premiumsegment – und welches Marktpotenzial steckt dahinter?

Definition & Merkmale eines Budgethotels

Ein Budgethotel (auch Economy- oder Low-Cost-Hotel) setzt bewusst auf Reduktion: kleinere Zimmer, weniger Zusatzleistungen, optimierte Prozesse. Zentral sind:

  • Eine funktionale Grundausstattung (gutes Bett, sauberes Bad, stabile Internetverbindung)
  • Weniger Personalintensität (weniger Roomservice, schlankere Rezeption)
  • Effiziente Nutzung der Flächen (kompakte Lobby, multifunktionale Räume)
  • Standardisierung und Markenbetrieb, um Kosten zu senken und Skaleneffekte zu nutzen
  • Günstige, aber hochwertige Schlüssel-Komponenten – z.B. gutes Licht, effiziente Belüftung, smarte Technologie.

Budgethotels verschieben die Gewichtung von Extras auf das Wesentliche – und gewinnen damit Gäste, die Wert auf Preis und Zweck legen.

Beispiele erfolgreicher Budget-Marken in Europa

  • Motel One ist ein Paradefall: Mit mehr als 130 Häusern in Europa verfolgt die Gruppe ein „Budget-Design“-Konzept – jedes Haus mit lokalem Touch, aber standardisierten Kern-Komponenten.
  • Ibis Budget (Teil der Accor-Gruppe) ist eines der bekanntesten Economy-Labels Europas, mit einem Netzwerk von Hunderten von Hotels in vielen Ländern.
  • EasyHotel operiert als typische Low-Budget-Kette in Europa, mit Fokus auf minimalistische Ausstattung, niedrige Preise und Franchise-Strategie.

Diese Marken beweisen: Die Kombination aus bekanntem Namen, effizientem Betrieb und klarer Positionierung kann in vielen Märkten funktionieren – selbst in stark gesättigten Städten.

Marktgröße und Trends in Europa

Exakte Zahlen für das Budgetsegment sind selten verfügbar, doch der europäische Hotelmarkt insgesamt zeigt starke Dynamik:

  • 2024 erreichte das Transaktionsvolumen in der europäischen Hotellerie rund €17,4 Mrd. – ein Anstieg von 62% gegenüber dem Vorjahr.
  • In Segmentanalysen zeigte sich, dass in Budget/Ökonomie-Hotels die Rate pro Nacht (ADR) in vielen Märkten deutlich stieg: Im August 2024 etwa um 10,5% auf etwa €72,10 in europäischen Märkten.
  • Die Auslastung im März 2024 lag in Europa bei ca. 66,4%, mit Zuwächsen gegenüber Vorjahren – auch im Economy/Midscale-Bereich.
  • Generell wird erwartet, dass das Angebot in Europa sich künftig verlangsamt – von jährlich knapp 1,4% Wachstum der Hotelzahlen auf etwa 1% – während die Nachfrage stärker wächst. 

Diese Indikatoren zeigen: Auch für günstigere Segmente ist Raum vorhanden. Steigende Nachfrage, moderates Angebot und veränderte Konsumpräferenzen öffnen Chancen.

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