
Influencer-Marketing bietet Hotels neue Chancen, Reichweite und Buchungen zu steigern. Im Interview spricht Philipp Bauer von Xport über strategische Kampagnen und authentischen Content.
Tophotel: Welche Ziele lassen sich aus Ihrer Sicht mit Influencer-Marketing im Hotelbereich realistisch erreichen?
Philipp Bauer: Wir sehen wir vor allem zwei große Einsatzfelder für Influencer-Marketing im Hotelbereich. Zum einen geht es um klassische Kommunikationsziele wie mehr Sichtbarkeit, höhere Markenbekanntheit und letztlich eine Steigerung der Buchungen. Besonders gute Erfahrungen haben wir hier mit Micro-Influencern gemacht, die zwischen 1.000 und 100.000 Follower haben. Ein Beispiel aus unserer Praxis: Für ein Boutiquehotel am Mittelrhein haben wir mit einer Reise-Influencerin zusammengearbeitet, die rund 50.000 Follower auf Instagram und TikTok hatte. Das Ergebnis war beeindruckend: eine Reichweite im sechsstelligen Bereich, fast 300 Prozent mehr Website-Traffic während der Kampagne und am Ende eine Verdopplung der Buchungen im Vergleich zum Vorjahr.

Das zweite große Thema ist die Content-Produktion. Viele Hotels unterschätzen den Wert authentischer Fotos und Videos, die während einer Kooperation entstehen. Deshalb raten wir unseren Kunden immer, sich die Nutzungsrechte – sogenannte Buyouts – zu sichern. Diese Inhalte lassen sich später hervorragend für die eigene Website, Werbeanzeigen oder Newsletter verwenden.
Woran erkennen Hotels einen seriösen und passenden Influencer?
Es sollten immer drei Dinge geprüft werden: Zielgruppe, Content-Stil und Glaubwürdigkeit. Die Follower müssen zur Zielgruppe des Hotels passen – Alter, Interessen und Reiseverhalten sind entscheidend. Ein elegantes Stadthotel in München benötigt andere Inhalte als ein gemütliches Wellness-Retreat in der Eifel. Ein weiteres Warnsignal sind auffallend niedrige Interaktionen. Wir hatten beispielsweise einen Influencer mit 80.000 Followern, dessen Posts jedoch weniger als 50 Interaktionen erhielten – ein deutliches Zeichen für mangelnde Authentizität. Ein seriöser Influencer verfügt außerdem immer über ein Mediakit mit bisherigen Kooperationen, Statistiken und transparenten Zahlen.
Welche Fehler machen Hotels häufig bei der Zusammenarbeit?
Viele Hotels starten ohne klare Zielsetzung und wissen gar nicht genau, was sie erreichen wollen. Auch unklare Briefings sind ein häufiger Stolperstein: Ohne präzise Vorgaben entstehen Inhalte, die nicht zu den Vorstellungen des Hotels passen. Hinzu kommt, dass manche Betriebe zu sehr auf reine Reichweite setzen, vorschnelle Entscheidungen aus Zeitdruck oder Sympathie treffen oder im Nachhinein den Erfolg nicht systematisch messen.
“Micro-Influencer sind oft der bessere Deal – sie haben weniger Reichweite, aber deutlich mehr Nähe zur Community.“
Welche Plattformen sind aktuell besonders relevant?
Derzeit sind Instagram und TikTok die wichtigsten Plattformen. Der Vorteil: Viele Creator bespielen beide Kanäle parallel, was Crossposting ermöglicht. Instagram eignet sich hervorragend für hochwertige Bilder und emotionales Storytelling, während TikTok mehr Raum für kreative und unterhaltsame Inhalte bietet, die im besten Fall viral gehen. YouTube spielt ebenfalls eine Rolle – vor allem für längere Vlogs – wird aber aufgrund des höheren Produktionsaufwands seltener genutzt.
Wie wichtig ist ein schriftlicher Vertrag – und was sollte darin geregelt sein?
Ein Vertrag ist aus unserer Sicht unverzichtbar. Er schafft Klarheit und verhindert Missverständnisse. Festgehalten werden sollten unter anderem der genaue Leistungsumfang, also Anzahl und Formate der Posts sowie Veröffentlichungszeitpunkte, die Vergütung, die Nutzungsrechte an den Inhalten, die Kennzeichnungspflichten nach gesetzlichen Vorgaben, Regelungen für den Ausfall sowie die Kriterien für die Erfolgsmessung.
Wie lässt sich der Erfolg einer Kampagne messen?
Das hängt stark von den Zielen ab. Geht es um Sichtbarkeit, sind Reichweite, Impressionen und Story-Views die entscheidenden Kennzahlen. Für Engagement betrachten wir Likes, Kommentare und geteilte Inhalte. Wenn Buchungen im Fokus stehen, arbeiten wir mit Tracking-Links, Rabattcodes oder speziellen Landingpages. Wichtig ist, die Website vor der Kampagne für das Tracking vorzubereiten, um valide Vorher-Nachher-Vergleiche zu ermöglichen. Auch langfristige Effekte wie neue Follower, Newsletter-Abonnenten oder steigende Direktbuchungen sollten berücksichtigt werden.
Zur Person
Philipp Bauer ist Head of Digital Marketing und Teamleiter des siebenköpfigen Online-Marketing-Teams bei Xport. Bevor er von einer Weltreise zu Xport kam, verantwortete er als E-Commerce-Manager das Online-Marketing der Superbuden.
Über Xport Communication
Xport Communication ist eine Dresdner Digitalagentur, die auf Hotels und touristische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert ist. Die Agentur bietet ein umfassendes Leistungsspektrum, darunter Website-Entwicklung, Online-Marketing, Suchmaschinenoptimierung, E-Commerce und Systemberatung. Mit ihrer eigenen Plattform hellohotel.io, die vor drei Jahren auf den Markt kam, ermöglicht Xport Hotels den Aufbau starker, buchungsoptimierter Websites. Das System funktioniert nach dem Prinzip „Hotelwebsite as a Service“, ist speziell für die Hotellerie entwickelt, auch mit kleineren Budgets umsetzbar und wird bereits von über 100 Häusern erfolgreich genutzt.
Welche Rolle spielt Authentizität?
Authentizität ist der Schlüsselfaktor. Sobald Influencer zu werblich auftreten, verlieren sie an Glaubwürdigkeit und damit an Wirkung. Die erfolgreichsten Kampagnen wirken wie persönliche Empfehlungen von Freunden oder Verwandten – nur dann entfalten sie ihr volles Potenzial.
Welche Inhalte funktionieren besonders gut?
Room-Touren sind extrem beliebt, weil sie einen exklusiven Blick hinter die Kulissen gewähren. Auch Food-Content und Aktivitäten funktionieren hervorragend, da sie Geschichten erzählen und Emotionen wecken. Für ein Designhotel in Hamburg haben wir beispielsweise eine Kampagne umgesetzt, bei der eine Influencerin einen kompletten Tag dokumentierte: von der morgendlichen Room-Tour über das Frühstück, einem Spaziergang durch die Speicherstadt, Lunch in einem angesagten Café bis hin zum Dinner mit Blick über die Stadt. Dieser authentische Ansatz vermittelte ein vollständiges Erlebnis und positionierte das Hotel als perfekten Ausgangspunkt für ein unvergessliches Wochenende.
Ab wann lohnt sich Influencer-Marketing – und mit welchem Budget?
Es lohnt sich, sobald ein Hotel und die Umgebung visuell ansprechende Inhalte und Erlebnisse bietet. Entscheidend sind klar definierte USPs und Zielgruppen, um die passenden Influencer zu identifizieren. Budgettechnisch gibt es große Spielräume: Kleinere Kooperationen lassen sich oft schon kostenfrei umsetzen, beispielsweise im Tausch „Aufenthalt gegen Content“. Für eine professionelle Kampagne inklusive Strategie, Briefing, Vertragsmanagement und Erfolgskontrolle über eine Agentur sollte man mit einem mittleren vierstelligen Budget rechnen. Dieses umfasst in der Regel sowohl die Honorare der Influencer als auch Buyouts und Agenturleistungen.
Welchen Tipp geben Sie Hoteliers, die zum ersten Mal mit Influencern arbeiten?
Starten Sie klein, aber strategisch. Recherchieren Sie gezielt ein bis zwei Mikro-Influencer, die perfekt zu Ihrer Marke passen, und erstellen Sie ein klares Briefing mit messbaren Zielen. Halten Sie alles schriftlich fest. Wer Aufwand sparen und gleichzeitig die Erfolgschancen maximieren möchte, sollte mit einer erfahrenen Agentur zusammenarbeiten. So lassen sich typische Fehler vermeiden, und die erste Kampagne wird zum Erfolg.
Keyfacts: Influencer-Marketing für Hotels
- Micro-Influencer (1.000–100.000 Follower) erzeugen oft authentischere Reichweite.
- Inhalte aus Kooperationen lassen sich für Website, Ads oder Newsletter wiederverwenden – Nutzungsrechte sichern!
- Followerzahl allein ist kein Erfolgskriterium – die Zielgruppenpassung zählt.
- Instagram für hochwertiges Storytelling, TikTok für kreative, virale Inhalte.
- Tracking-Links, Rabattcodes oder Landingpages ermöglichen konkrete Erfolgskontrolle.
- Authentizität ist entscheidend: Inhalte sollten wie persönliche Empfehlungen wirken.
