Das Hotelcamp Reinsehlen in der Lüneburger Heide zeigt, wie Nachhaltigkeit in der Hotellerie über Marketing hinausgehen kann.
Eingebettet in die größte zusammenhängende Magerrasenfläche Deutschlands versteht sich das Hotelcamp Reinsehlen in der Lüneburger Heide nicht nur als Unterkunft, sondern als Teil eines besonderen Ökosystems. Für Hoteliers und Gastronomen ist das Camp ein Beispiel dafür, wie nachhaltige Konzepte in den laufenden Betrieb integriert werden können.
Die Magerrasenflächen auf der Anlage sind Heimat seltener Arten wie Heidelerche, Neuntöter oder Sand-Silberscharte. Um deren Lebensraum zu erhalten, übernimmt eine benachbarte Schnucken- und Ziegenherde den Großteil der Landschaftspflege. Wildwiesen bleiben stehen, bis sie komplett durchgeblüht sind, und chemische Mittel kommen nach Angaben des Hotels nicht zum Einsatz – stattdessen erledigt das Team alle Pflegearbeiten in Handarbeit. Doch nicht nur Pflanzen und Tiere finden hier Lebensraum: Besonders zur Blütezeit tummeln sich zahlreiche Insekten, die auf genau diese Flora angewiesen sind. Das habe auch für den Umgang mit dem Gelände des Hotelcamps weitreichende Konsequenzen.

Mehr als nur eine Kulisse
„Wir halten es schön, aber greifen möglichst wenig in die Natur ein. Ordnung muss sein – aber nicht zu jedem Preis“, erläutert Till Reichelt, Leitung Haustechnik im Hotelcamp Reinsehlen. „Unsere Gäste kommen zu uns, gerade weil sie hier die unberührte Natur, die Weite und Ruhe der Landschaft schätzen. Damit das so bleibt, muss man mit diesem Raum sorgsam umgehen. Wir sehen die Natur nicht als Kulisse, sie ist unsere Gastgeberin. Und wir sind ein Teil von ihr.“
Dieser Gedanke ziehe sich durch den gesamten Hotelbetrieb. Für die Pflege der Heide- und Magerrasenflächen sei die Schnucken- und Ziegenherde des benachbarten Schäfers zuständig. Ansonsten werde nur das gemäht, was wirklich sein muss. Auch bei der Pflege der Wege, Parkplätze und Terrassen der Zimmer gehe das Team bewusst schonend vor: Es kämen keine chemischen Mittel zum Einsatz, stattdessen sei alles Handarbeit. Nur in Ausnahmefällen werde ein Brenner genutzt. „Grundsätzlich gilt: Wir möchten möglichst wenig Einfluss auf die Umgebung nehmen. Das betrifft nicht nur Pflanzen, sondern alles, was hier lebt“, sagt Reichelt.

Gäste sensibilisieren
In der Brut- und Setzzeit weise das Hotel seine Gäste aktiv darauf hin, dass die sensiblen Magerrasenflächen nicht betreten werden dürfen. Die Wege zu den Zimmern seien zudem so gestaltet, dass Tiere und Pflanzen nicht in ihrem Lebensraum gestört werden. Denn seltene Bodenbrüter wie Feldlerche, Rebhuhn oder Heidelerche nisteten direkt im offenen Gelände. Selbst Wespennester dürften bleiben, wo sie keinen stören. Und damit Vögel nicht gegen die großen Fensterflächen fliegen, wurden diese mit speziellen Aufklebern versehen.
Der achtsame Umgang präge auch die Bauweise und Energienutzung: Flache Gebäude aus natürlichen Materialien wie Holz fügten sich in die Landschaft ein, Gründächer verbesserten das Mikroklima, und moderne Technik wie Wärmepumpen oder ein Blockkraft-Heizwerk reduzierten den CO₂-Ausstoß. red/nz
Über das Hotelcamp Reinsehlen
Das Hotelcamp Reinsehlen liegt inmitten der Lüneburger Heide auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes. Es bietet 91 Zimmer, Veranstaltungsräume sowie ein Restaurant mit regional inspirierter Küche. Seit der Eröffnung im Jahr 1999 richtet sich das Hotelcamp an Individualgäste, Geschäftsreisende sowie Seminar- und Tagungsgäste. Nachhaltigkeit, Regionalität und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur sind zentrale Leitlinien des Hauses. Durch enge Kooperationen mit lokalen Partnern will das Hotel seinen Gästen ein authentisches und naturnahes Erlebnis ermöglichen. Es beschäftigt insgesamt 80 Mitarbeitende aus der Region.
