Wie sich Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit vereinen lassen, zeigt das Gasthaus und Hotel Stevertal im westfälischen Nottuln.
Um den Betrieb des Gasthauses Stevertal im westfälischen Nottuln langfristig und nachhaltig zu sichern, investierten die Inhaber in Photovoltaik sowie in Stromspeichersysteme. Zwar decken die Solarmodule nur rund die Hälfte des Strombedarfs ab, weil die verfügbaren Flächen für den Sonnenstrom hier sehr begrenzt sind. Doch sowohl in betriebswirtschaftlicher Hinsicht als auch für das Klima rechnen sich die Ausgaben bereits nach wenigen Jahren, so die Betreiber.
Stromkosten von 22.000 Euro – pro Monat
Die gelernte Köchin sowie Restaurant- und Hotelfachfrau Ulrike Elfers führt das Unternehmen in der vierten Generation. Unterstützt wird sie von ihrem Vater Dieter Elfers, der bereits das Rentenalter erreicht hat. Sein großer Wunsch war es, seinen Kindern einen reibungslos funktionierenden Betrieb zu übergeben, der für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Dieter Elfers war es auch, der frühzeitig nach neuen Möglichkeiten suchte, die Kostenstruktur durch den Einsatz regenerativer Energien zu verbessern. „Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind uns wichtig, daran führt auf Dauer ohnehin kein Weg vorbei. Aber der Hauptgrund, uns nach Alternativen zu unserer früheren Energieversorgung umzuschauen, waren nun mal die rasant steigenden Preise. Zu Höchstzeiten haben wir für den Strom 63 Cent pro Kilowattstunde bezahlt. Die Kosten summierten sich zwischenzeitlich auf 22.000 Euro – im Monat”, so Elfers.
Den Energieverbrauch selbst zu reduzieren – hierfür bot sich keine ernsthafte Möglichkeit. Die Gastronomen seien auf eine professionelle Geräteausstattung angewiesen, um die Gerichte zeitnah und zuverlässig zuzubereiten. So verfügt beispielsweise der Herdblock über einen 140-kW-Anschluss. Außerdem gibt es zwei leistungsstarke Kippbratpfannen (mit 45 bzw. 60 kW), vier verschiedene Spülmaschinen für Geschirr, Töpfe und Gläser, darunter einen Bandautomaten. Zum Stromverbrauch addierten sich im Haus viele weitere Anwendungen wie etwa die Beleuchtung, aber die Küche machte einen Großteil des Stromverbrauchs von jährlich rund 230.000 kWh aus.

Austausch mit Kollegen führte zu neuer Lösung
Weil sich der Energieverbrauch nicht einfach durch Sparmaßnahmen senken ließ, stellte sich die Frage, ob der benötigte Strom günstiger bezogen oder selbst produziert werden könnte. „Die Nutzung von Photovoltaik bot sich natürlich direkt an. Die erste Überlegung war, den Parkplatz zu überdachen und mit PV-Modulen zu bestücken. Dies wäre angesichts der großen Fläche wirtschaftlich sehr lukrativ gewesen, und der Boden war ja ohnehin bereits versiegelt. Daher hätte diese Option auch im Hinblick auf die Umwelt keinen negativen Einfluss gehabt. Doch leider hat die Kommune uns die entsprechende Genehmigung nicht erteilt, und ich musste nach einer anderen Lösung suchen“, berichtet Dieter Elfers.
Der Austausch mit Kollegen des Hotels und Restaurants Hinterding in Lengerich brachte schließlich einen entscheidenden Impuls. Deren Betreiber berichteten Elfers von ihrer PV-Anlage, die „grünen“ Strom hauptsächlich für den Eigenbedarf produziert, der vor Ort gespeichert wird, und so den Zukauf von Energie erheblich gemindert habe. Die Beratung, Planung und Ausführung des gesamten Systems lagen in den Händen von Köster Energie aus Saerbeck im nördlichen Münsterland. Umgehend stellte Dieter Elfers den Kontakt zum Geschäftsführer Ulf Köster her.
Klima um 80 Tonnen Co₂ jährlich entlastet
2023 startete das gemeinsame Projekt mit der Photovoltaik und dem ersten Stromspeicher. Weil sich die frühere Idee der Parkplatzüberdachung nicht realisieren ließ, wurden stattdessen sämtliche zur Verfügung stehenden Flächen des Hausdaches mit Photovoltaikmodulen ausgestattet. Die Nennleistung der Solaranlage beträgt 134,89 kWp. Aufgrund eingehender Analysen der zu erwartenden Lichtmengen, der darauf basierenden Planung und unter Berücksichtigung der eingesetzten Technik produziert die Anlage nach Angaben der Eigentümer pro Jahr rund 115.000 kWh emissionsfreien Strom. Dies entlaste das Klima jährlich um rund 80 Tonnen CO₂.
Für die Speicherung des Solarstroms installierte Köster Energie im Garten des Gasthauses ein Speichersystem von Intilion mit einer täglichen Akkukapazität von 75 kWh. Hergestellt wurde der Akku im Sauerland. Der Vorteil: Das System verfügt bereits über das erforderliche Zertifikat gemäß der Mittelspannungsrichtlinie VDE 41.10, welches ausländische Hersteller in der Regel nicht vorweisen können. Dieses Zertifikat erleichtere und beschleunige den Netzanschluss erheblich, da die technischen Anforderungen bereits nachweislich erfüllt seien.
Amortisationszeit durch zweiten Speicher verkürzt
Auf Basis der Kombination aus PV- und Speichertechnologie errechnete Köster Energie einen Return on Investment (ROI) nach sechs Jahren. Doch mit der Ergänzung des zweiten, baugleichen Speichers im Frühjahr 2025 habe sich die Amortisationszeit trotz zusätzlicher Investition nochmals deutlich verkürzt. “Aufgrund der zusätzlichen Speicherkapazitäten kann die Familie Elfers die Eigenverbrauchsquote steigern, und dies wirkt sich sehr positiv auf die laufenden Kosten und die entsprechenden Einsparungen aus“, so Köster.
Als vorausschauend habe sich zudem erwiesen, dass beim Aufstellen des ersten Speichers im Garten bereits eine mögliche Erweiterung mitgeplant wurde. Neben der benötigten Fläche auf der Betonplatte waren daher auch die Leerrohre bereits vorhanden, um einen weiteren Speicher zu installieren.
“Ich war verblüfft, wie schnell die PV-Module auf dem Dach verlegt waren, und sie erbringen die vorab berechnete Leistung problemlos”, so Dieter Elfers. “Für unseren mittelständischen Betrieb ist die Kombination aus PV und Speicherung in jeder Hinsicht ein nachhaltiger Beitrag zur Zukunftssicherung.“ red/nz
