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Nach der Bundestagswahl zeichnet sich eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD ab. Vertreter der Tourismus- und Gastgewerbebranche fordern rasche Reformen zur wirtschaftlichen Stärkung und mehr Planungssicherheit für Unternehmen.
Deutschland hat gewählt. Die Union hat einen klaren Regierungsauftrag erhalten. Als mögliche Koalition gilt ein Bündnis aus CDU/CSU und SPD. Branchenvertreter des Tourismus und Gastgewerbes sehen darin eine Chance für wirtschaftspolitische Reformen. Gleichzeitig mahnen sie an, dass nun entschlossenes Handeln gefragt ist, um Deutschland als Wirtschafts- und Tourismusstandort zu stärken.
Dehoga-Appell: Zügige Regierungsbildung und Politikwechsel
Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), betont die hohe Verantwortung der künftigen Regierung: „Union und SPD tragen eine maximale Verantwortung, jetzt ideologiefrei und lösungsorientiert alle Chancen zu nutzen, um die offenkundigen Probleme unseres Landes zu beseitigen.“ Die Herausforderungen seien gewaltig – gerade auch für das Gastgewerbe, das seit fünf Jahren sinkende reale Umsätze verzeichne. Es brauche Lösungen, um die Wirtschaft zu stärken und damit Arbeitsplätze zu sichern.
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„Nur eine starke Wirtschaft ermöglicht die dringend notwendigen Investitionen in Infrastruktur, Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und innere Sicherheit. Jetzt ist die Zeit für entschlossenes Handeln!“, appelliert Zöllick und untermauert seine zentralen Forderungen an die neue Regierung: Einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen, mehr Flexibilität durch eine Wochenarbeitszeit nach EU-Recht und spürbaren Bürokratieabbau.
Angesichts des nationalen und internationalen Drucks seien die politischen Entscheider aufgerufen, schnellstmöglich eine stabile und handlungsfähige Regierung zu bilden, so Zöllick. „Die gastgewerblichen Unternehmerinnen und Unternehmer sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen Planungssicherheit, Verlässlichkeit und Perspektiven.“
Denkfabrik: Branche braucht Perspektiven
Auch für die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) hat eine zügige Regierungsbildung Priorität. Eine Große Koalition zwischen CDU und SPD könne Stabilität bringen, müsse aber auch notwendige wirtschaftspolitische Reformen anstoßen.
Für die Gastwelt biete das Wahlergebnis durchaus Chancen. „Die Union hat sich im Wahlkampf klar zur Stärkung der Gastwelt bekannt – jetzt müssen diesen Worten konkrete Maßnahmen folgen“, fordert Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG. Die Branche mit 6,2 Millionen Beschäftigten brauche jetzt klare Perspektiven: eine Verstetigung des Sieben-Prozent-Mehrwertsteuersatzes für Speisen, einen konsequenten Bürokratieabbau, eine gezielte Fachkräftezuwanderung und bessere Investitionsbedingungen.
Das Wahlergebnis sei aber auch ein Alarmsignal. Die AfD konnte stark zulegen, weil viele Menschen wirtschaftliche Perspektiven vermissen. „Das ist nicht nur eine Hypothek für den Tourismusstandort, sondern auch nach innen. Wenn sich Unsicherheit breitmacht, wächst die Unterstützung für einfache Antworten. Doch statt populistischer Parolen braucht es echte Lösungen: Wachstum, Investitionen und sichere Arbeitsplätze“, betont Klinge. Eine stabile Regierung müsse daher dringend Maßnahmen ergreifen, um wirtschaftliche Dynamik zu schaffen und das Vertrauen in die Politik zu stärken.
BTW: „Weg frei für wirtschaftspolitische Wende“
Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) fordert ebenfalls rasche Weichenstellungen. „Die Bundestagswahl hat den Weg frei gemacht für eine wirtschaftspolitische Wende. Jetzt muss es darum gehen, den Standort Deutschland endlich wieder zukunftsfähig aufzustellen“, kommentiert der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Sören Hartmann, das Ergebnis der Bundestagswahl.
Zentrale Themen wie Bürokratieabbau, Senkung der Standortkosten oder Verbesserung der Mobilitätsinfrastruktur müssten sich aus Sicht der Tourismuswirtschaft auch in den anstehenden Koalitionsverhandlungen widerspiegeln. Hartmann: „Der Standort Deutschland ist in vielerlei Hinsicht zu teuer, zu bürokratisch und zu kompliziert und es fehlen notwendige Investitionen sowie Innovationsförderung. Ohne neuen wirtschaftspolitischen Mut in Bundestag und Bundesregierung wird der Wirtschafts- und Tourismusstandort weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.“
Wichtig sei, dass Politik und Wirtschaft hierbei eng verzahnt vorgehen. Gemeinsames Ziel müsse es sein, die Wirtschaft so zu stärken, dass es auch beim Verbraucher ankommt. „Ansonsten wird unter anderem ein weiteres Erstarken der AfD kaum aufzuhalten sein. Ein Szenario, das nicht nur, aber gerade auch für uns als weltoffene Tourismuswirtschaft schwerwiegende Folgen haben könnte“, so Hartmann. red/sar