Sie sind weltberühmte Kunsthändler, betreiben u.a. Galerien für moderne Kunst in Zürich, London und New York. In der Rangliste der wichtigsten Galerien für zeitgenössische Kunst ist die Galerie Hauser & Wirth ganz an der Spitze – weltweit. Daneben besitzen Iwan und Manuela Wirth Restaurants, Bars und ein historisches Landhotel in Schottland – und seit Herbst 2024 das Kunsthotel Castell in Zuoz. Was steckt hinter den Kunsthändlern und ihrer Affinität für Restaurants und Hotels?
Was selbst Kundinnen und Kunden von Hauser & Wirth nicht wissen: Iwan und Manuela Wirth besitzen nicht nur weltberühmte Galerien in Zürich, London und New York sowie eine der besten privaten Sammlungen für moderne Kunst, sondern auch Restaurants, Bars und Hotels – in Schottland, London, Italien (Veneto), auf der Insel Menorca und in den USA. Fest steht: Alle Gastro-Betriebe von Iwan und Manuela Wirth haben einen direkten Bezug zur modernen Kunst. Und es sind «Nischenprodukte», einzigartige Lokale mit klarer Positionierung. Mit der Galerie Hauser & Wirth haben die Restaurants und Hotels jedoch nichts zu tun. Iwan und Manuela Wirth haben ihre Gastro-Betriebe in das Unternehmen «Artfarm» eingebracht. «Artfarm» gehört zu hundert Prozent den beiden Kunsthändlern. Operativ verantwortlich für die «Artform»-Betriebe ist Federica Bertolini, eine gebürtige Italienerin.
Das aktuelle Portfolio von „Artfarm“ umfasst folgende Betriebe:
- The Five Arms (Landhotel mit Restaurant), Schottland.
- Roth Bar, St. Moritz, Schweiz.
- Manuela Restaurant, Los Angeles, USA.
- The Audley (Restaurant & Bar), London, UK.
- Mount St. Restaurant & Rooms, London (Mayfair), UK.
- Fish Shop, Restaurant, Ballater, Schottland.
- Da Costa, Ristorante, Veneto (Italien).
- Cantina, Restaurant, Menorca, Spanien.
- Roundhill, historisches Landhotel für Events, Grange, UK.
- Hotel Castell, Zuoz, Schweiz.
Geplant ist der Kauf eines weiteren Hotels in Sils (Engadin).
Kurzfassung: Die Erfolgsstory von Hauser & Wirth
Ursula Hauser-Fust, die damalige Teilhaberin der von ihrem Bruder Walter geleiteten Elektrowarenkette Dipl. Ing. Fust, begann in den 1980er-Jahren, nachdem ihre Kinder erwachsen waren, eine eigene Kunstsammlung aufzubauen. Die in Gossau und in Niederuzwil aufgewachsene Hauser kaufte Werke von Max Bill oder Meret Oppenheim und ergänzte die Sammlung mit zeitgenössischer Kunst.
Gemeinsam mit ihrer Tochter Manuela und deren späterem Ehemann Iwan Wirth gründete sie 1992 in Zürich eine Galerie mit bereits etablierten Künstlern wie Gerhard Richter und Marcel Broodthaers und beteiligte sich vorwiegend als Förderer an verschiedenen zeitgenössischen Kunstprojekten.
1998 beteiligten sich Hauser & Wirth als Teilhaber an der Zürcher Galerie Walcheturm, die bald parallel zu Hauser & Wirth als Hauser & Wirth & Presenhuber firmierte.
Wesentlich für die Entwicklung der Galerie war die Zusammenarbeit von Iwan Wirth mit dem deutschen Unternehmer und Milliardär Friedrich Christian Flick, für dessen als Flick Collection bekannte Sammlung Iwan Wirth das Sammlungskonzept schrieb und als Berater wirkte. Mit zunehmendem Erfolg eröffneten Hauser & Wirth in Henau eine eigene Sammlung. Nach dem Umzug der Familie Wirth 2003 nach London eröffneten sie eine dortige Dependance. In den Räumen der 2002 durch die Münchener Kunsthändler Konrad Bernheimer und Katrin Bellinger erworbenen Galerie Colnaghi in der Londoner Bond Street, die bislang ausschließlich Alte Meister verkaufte, betreiben Hauser & Wirth seit Oktober 2006 unter dem Namen Hauser & Wirth at Colnaghi einen weiteren Ausstellungsraum.
Neben Schweizer Künstlern wie Roman Signer, Christoph Büchel und Pipilotti Rist vertreten Hauser & Wirth auch internationale Künstler wie Louise Bourgeois, Maria Lassnig und Paul McCarthy und verwalten die Nachlässe von Eva Hesse, Jason Rhoades, Lee Lozano, André Thomkins, Philip Guston und Eduardo Chillida.
Was steckt hinter dem Kunst- und Lifestyle-Imperium von Iwan Wirth?
Iwan Wirth, einer der einflussreichen Kunsthändler der Welt, hat ein Unternehmen gebaut, das auch Hotels und Restaurants betreibt („Artfarm“). Mit zeitgenössischer Kunst haben Iwan und Manuela Wirth ein Millionen-Vermögen gemacht. Im August 2020 verfasste die Journalistin Susanne Schreiber ein Porträt über Iwan Wirth, das im deutschen Handelsblatt publiziert wurde. Hotel Inside veröffentlicht Auszüge daraus.
„Wir sind eine Familie“, sagt Iwan Wirth in einem Video-Interview in Hongkong, als er dort eine weitere Filiale in seinem weltumspannenden Galeriennetz eröffnet. In gemütlichem Englisch zählt der vierfache Familienvater aus der Schweiz ganz selbstverständlich die 55 Künstlerinnen und Künstler, die er vertritt, zur Familie. Und dazu noch seine Mitarbeiter, immerhin fast 300.
Der 54-Jährige ist einer der größten und einflussreichsten Galeristen weltweit. Die Galerie hat reihenweise angesagte Künstlerinnen und Künstler unter Vertrag: Pipilotti Rist und Annie Leibovitz, Jorge Condo, Mark Bradford und Zeng Fanzhi. Bei einschlägigen Kunstrankings liegen Iwan Wirth und seine Ehefrau Manuela stets weit vorn.
Der Umsatz einer Mega-Galerie dieser Größe dürfte in normalen Halbjahren im neunstelligen Bereich und darüber liegen. Geld kommt nicht nur durch die verkauften Werke lebender Künstlerinnen und Künstler herein. Auch mit Künstlernachlässen lässt sich, wenn sie richtig gemanagt werden, gutes Geld machen. 35 Nachlässe listet die Großgalerie auf ihrer Homepage auf. „Heute ist Hauser & Wirth Marktführer für Künstlernachlassvertretungen,“ betont der Firmengründer.
Doch selbst für solche Großunternehmer im Kunstgeschäft waren die Zeiten seit 2020 alles andere als normal. Auch wenn es während des Corona-bedingten Lockdowns vereinzelt Verkäufe gab, ist das große Geschäft doch 2020 in der ganzen Branche eingebrochen. Nicht zuletzt, weil die umsatzstarken Messen nur digital stattfanden.
Doch Iwan Wirth kämpfte, von Einbußen oder gar Bankkrediten will er nichts wissen. Im Interview mit dem Handelsblatt berichtet er vielmehr: „Hauser & Wirth ist als Familienunternehmen solide und konservativ finanziert und hat die Situation gut gemeistert.“ Und unterstreicht umgehend seine finanzielle Schlagkraft: „Wir sind deswegen in der glücklichen Lage, auch Kaufgelegenheiten – sollten sie sich ergeben – rasch zu nutzen.“ Aus einer Galerie hat Wirth ein Imperium im Kunstmarkt geschaffen, dessen Geschäfte weit über den reinen Verkauf von Kunst hinausgehen. Die Firma Hauser & Wirth betreibt Galerien an zehn Standorten in den USA, in Europa und Asien, abgerundet durch ein Verlagshaus und die Durslade Farm für Kunst und Biogemüse
In der englischen Grafschaft Somerset kann sich einerseits das lokale Publikum über Kunst informieren. Anderseits laden Ateliers die Künstler der Galerie zu produktiven Aufenthalten ein. Und zahlungskräftige Besucher können dort Kunst kaufen und im Ambiente einer liebevoll restaurierten alten Farm und eines kunstvoll angelegten Gartens des Parkdesigners Piet Oudolf übernachten.
Wer Kunst im großen Stil an die potentesten Sammler unserer Zeit verkaufen möchte, muss enge persönliche Beziehung zu ihnen pflegen. Manuela und Iwan Wirth pflegen ihre Sammler-Beziehungen längst nicht nur mit ihrem legendären Art-Basel-Dinner im Hotel Les Trois Rois. Sie eröffnen einen außergewöhnlichen Ort nach dem anderen: Das Fünf-Sterne-Hotel The Fife Arms in Schottland oder die Restaurants an ihren Ausstellungsorten in Somerset und Los Angeles.
Für Wirth sind diese Unternehmungen eine wichtige Abrundung des Geschäfts: „Sie ersetzen nicht die traditionelle Rolle der Galerie. Aber in einem bestimmten Kontext sind sie wichtige Katalysatoren.“ Er begeistert mit diesen besonderen Orten nicht nur seine Sammler und Künstler. Auch die Allgemeinheit profitiert davon, das ist ihm wichtig zu betonen.
Dass Hauser & Wirth Kunst und Landschaft so zu verbinden wissen, dass ein unwiderstehlicher Mehrwert entsteht, haben sie schon mit ihrer Kunstfarm in Somerset bewiesen. „Dort haben 750.000 Besucher seit 2015 unsere zeitgenössischen Ausstellungen besucht. Das ist mehr als in unseren Galerien in Zürich und London mit doppelt so vielen Ausstellungen zusammen,“ so der Schweizer, der seit 2005 in Großbritannien lebt.
Eine Erweiterung des Konzepts vom kunstvoll schönen Leben entstand auf Menorca. Im Unesco-Biosphärenreservat der Isla del Rey direkt vor der Inselhauptstadt Mahon wurde das riesige historische Militärkrankenhaus restauriert. Vermögende Sammler landen mit Motor- oder Segeljachten auf dem Eiland in der Hafeneinfahrt. Voller Leidenschaft für die Kunst und seine Projekte, bemüht Wirth große Worte: „Die Isla del Rey ist ein besonderer Ort, an dem sich die wesentlichen Dinge des Lebens, ‚utopisch‘ verbinden.“
Iwan Wirth ist ein Ausnahmetalent als Kunsthändler, das hat er schon bei seinem Debut unter Beweis gestellt. Bereits mit 16 Jahren gründete er in Oberuzwil, seinem Heimatdorf bei St. Gallen, die erste Galerie. Und präsentierte gediegene Schweizer Künstler, die seine Eltern oder Großeltern hätten sein können. Geöffnet war die Galerie nur zweimal die Woche, der Chef war ja noch Schüler. Insider nannten den großgewachsenen Jungen „de Chlii“, der Kleine.
Die Geschichte der Familie Hauser-Fust…
Und der Kleine hat auch Glück. Denn nicht weit von Oberuzwil leistet sich eine Geschäftsfrau das Vergnügen, hobbymäßig auch eine Galerie zu betreiben. Ursula Hauser ist eine Generation älter und hatte die Elektrogroßhandlung „Dipl. Ing. Fust“ mit ihrem Mann Albert Hauser und ihrem Bruder Walter Fust aufgebaut.
Als ihr Ehemann 1973 im Alter von 37 Jahren verstarb, blieb die Witwe im Geschäft. Als Hauptaktionärin der 2007 für rund 800 Millionen Dollar an die Coop Gruppe verkauften Firma, verfügt sie seit den späten 1980er-Jahren über ein beträchtliches Vermögen. Das schreibt Michael Shnayerson in seinem Buch „Boom“.
In den späten 1980er-Jahren macht Ursula Hauser den jungen Iwan Wirth zum Berater für ihre Privatsammlung. Die Kunstfreundin lässt von den außerhalb der Alpenrepublik nicht sehr bekannten älteren Schweizer Künstlern ab und folgt dem sicheren Instinkt von Wirth.
Die Sammlerin agiert als Bank
Der Sohn eines Architekten überzeugt seine beste Kundin 1992 davon, gemeinsam mit ihrer Tochter Manuela und ihm eine Galerie in Zürich zu gründen. „In seinem Alter (da war er 22) konnte er nichts vorweisen und hatte keine Bank. Ich habe das gemeinsame Projekt finanziell unterstützt,“ schreibt Ursula Hauser in dem Gesprächsband „Der innere Spiegel“. Die wohlhabende Geschäftspartnerin „war aber immer darauf bedacht, dass auch etwas reinkommt und nicht nur rausgeht“ bei den hochfliegenden Plänen von Wirth.
Der flog zum Beispiel erster Klasse. Als sie das monierte, entgegnete er: „Unsere Kunden sitzen nicht in Economy.“ Iwan Wirth soll in der First Class tatsächlich einen seiner Sammler kennen gelernt haben.
Wirth war immer Händler im Secondary Market, wo er etablierte Künstler Sammlern ab- und dann weiterverkauft und zugleich Galerist im Primery Market, wo er zeitgenössische Kunst atelierfrisch zum ersten Mal verkauft. Diese Mischung war in den USA nicht ungewöhnlich. In den Neunzigerjahren stieß das den Konkurrenten in Europa auf.
Die Gabe, Gelegenheiten zu erkennen und sie zu ergreifen, soll ihn selbst beim Fliegenfischen leiten. Er habe da einen Killerinstinkt, sagt ein Freund aus Kindertagen.
Ein Profil als Galerie für zeitgenössische Kunst begann die Galerie Hauser & Wirth ab 1996 zu entwickeln. Da zieht sie in das Areal „Löwenbräu“ in Zürich, das sich zu einem vibrierenden Zentrum für aktuelle Kunst entwickeln sollte. 1996 heiratet Iwan Wirth Manuela Hauser. Sie ist in das Familienunternehmen nicht nur finanziell involviert – sie zieht die Strippen im Hintergrund.
„Die hervorragende Zusammenarbeit mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter bildete einen sicheren Background für die ersten Jahre,“ sagte Konrad O. Bernheimer dem Handelsblatt. Der Altmeisterhändler kennt Wirth aus seiner aktiven Zeit, als Bernheimer Galerien in London und München führte. „Wirth ist nicht nur tüchtig. Er hat ein sehr gutes Auge und denkt in großen Zusammenhängen.“
Seinen Aufstieg vom zunächst von der Konkurrenz beargwöhnten Selfmade-Galeristen mit einer zahlungskräftigen Sammlerin hinter sich zum Präsidenten einer Standards setzenden Mega-Galerie erklärt Wirth so: „Ich hatte gar nie ein Bedürfnis, das Private vom Geschäftlichen zu trennen.“
Der Mann, der immer den Künstlern den großen Auftritt überlässt, ergänzt professionell bescheiden: „Dass ich meine Kunstbegeisterung mit meinem intuitiven Interesse fürs Unternehmertum auf idealste Weise kombinieren kann – seit 1992 gemeinsam mit meiner Frau Manuela – ist vielleicht das größte Privileg.“
Die Galerien und ästhetisch anspruchsvollen Ausflugsziele von Hauser & Wirth verteilen sich mittlerweile auf drei Kontinente. „Wir verfügen über Tochtergesellschaften in allen Ländern, wo wir mit Galerien oder Ausstellungsräumen aktiv sind,“ erklärt Iwan Wirth. Seine Frau, er selbst und der Weggefährte Marc Payot nehmen die Präsidentenposten ein. Acht Partner führen das Tagesgeschäft rund um den Globus.
Doch trotz aller Professionalität soll Hauser & Wirth eine große Familie bleiben. So wie sich bei Iwan und Manuela Wirth Leben und Arbeit durchdringen, tut es das auch bei den Mitarbeitern im Familienunternehmen. „Jedes Jahr feiern wir zahlreich 10-, 15- und 20-Jahre-Jubiläen einzelner loyaler Mitarbeiter“, freut sich Iwan Wirth. „Viele der Kolleginnen und Kollegen haben sogar innerhalb der Galerie geheiratet und eine Familie gegründet.“
Interview mit Iwan Wirth
Iwan Wirth, mit einer der führenden Kunstgalerien, mit einer Farm und Hotels, mit Restaurants und Bildungsprogrammen schaffen Sie mit Hauser & Wirth eine eigene „Welt“ in der Kunstszene. Was treibt Sie an?
Da sind immer noch Leidenschaft und Begeisterung für die Kunst, die Künstler – und mein unbedingter Wunsch, Unternehmer zu sein. Es ist ein Privileg, dass meine Arbeit als Galerist und Kunsthändler mir erlaubt, genau das zu tun, was ich am liebsten tue – dass ich gar nie ein Bedürfnis hatte, das Private vom Geschäftlichen zu trennen und dass ich meine Kunstbegeisterung mit meinem intuitiven Interesse fürs Unternehmertum auf ideale Weise kombinieren kann. Dass ich dies seit 1992 mit meiner Frau Manuela tun kann, ist vielleicht das größte Privileg.
Was ist bei all dem Ihr Ziel?
Der zentrale Anspruch ist eine „Artist Centered Gallery“ zu sein, also eine Organisation, die die Bedürfnisse und Ansprüche ihrer Künstler als erste Priorität ansieht. In den letzten drei Jahrzehnten haben wir zahlreiche Innovationen umgesetzt. Und die Definition dessen, was man gemeinhin als „Galerie“ versteht damit erweitert.
Haben Sie deshalb eine zweite Galerie in Zürich eröffnet? Sie haben mal gesagt, kein Künstler brauche eine Galerie in der Schweiz.
Wir können für Künstler nur dann als Partner interessant sein, wenn wir ihnen geografisch und architektonisch sehr unterschiedliche Ausstellungsräume anbieten: Von industriell groß, intim klein wie in der Galerie in der Züricher Rämistrasse, über alt und neu, in der Stadt, auf dem Land und in den Bergen wie in St. Moritz.
Ihre Frau, Sie und Marc Payot sind die Präsidenten von „Hauser & Wirth“. Welche Gesellschaftsform haben Sie gewählt?
Die Hauser & Wirth Galerien sind eine 1992 in der Schweiz gegründete, private Firma mit dem Hauptsitz in der Schweiz. Wir verfügen über Tochtergesellschaften in allen Ländern, in denen wir mit Galerien oder Ausstellungsräumen aktiv sind.
Sie leiten ein Familien-Unternehmen – und zählen auch die Künstlerinnen und Künstler dazu.
Mit vielen Künstlern verbindet uns eine langjährige Freundschaft, die weit über das Geschäftliche hinausgeht. Die Galerie ist in jeder Beziehung „a one stop shop“. Das gilt sowohl für lebende Künstler, aber auch Beziehungen zu den Künstlernachlässen. Mit Jerry Gorovoy etwa von der Louise Bourgeois Foundation sind wir seit über 30 Jahren befreundet. Viele Künstler waren bereits bei Manuelas und meiner Hochzeit, bei der Taufe unserer Kinder oder haben die Geburtsanzeige gestaltet wie zum Beispiel Louise Bourgeois für unsere Tochter Alma.
Die Galerie-Gründerin: Wer ist Ursula Hauser?
Ursula Hauser wuchs in St. Gallen auf, wo sie ein Familiengeschäft mitbegründete und leitete. In den 1980er Jahren begann sie, Kunstwerke zu erwerben und entwickelte ein Interesse an zeitgenössischer Kunst, das sich zu einer wahren Leidenschaft entwickelte.
Zusammen mit ihrem Schwiegersohn Iwan Wirth und ihrer Tochter Manuela gründete Ursula Hauser 1992 die Galerie Hauser & Wirth. Heute konzentriert sich Ursula Hauser vor allem auf ihre Sammlung, wobei sie einen besonderen Schwerpunkt auf Künstlerinnen legt. Als engagierte Kulturphilanthropin ist sie bestrebt, ihre Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und beteiligt sich aktiv an Ausstellungen in aller Welt.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden in Institutionen auf der ganzen Welt Ausstellungen zur Sammlung Ursula Hauser gezeigt. Durch ihr dynamisches Engagement mit Künstlern und ihre langfristige Unterstützung ihrer Arbeit durch Ankäufe hat sie eine Sammlung geschaffen, die eine einzigartige Ressource für Wissenschaftler und Kunstfachleute darstellt.
Im Jahr 2014 erhielt Ursula Hauser den SI Award des Swiss Institute in New York. Im Jahr 2020 erhielt sie den Rinascimento + Award (Florenz, Italien) in Anerkennung ihrer Sammlung, ihres Mäzenatentums und ihres Engagements zur Unterstützung von Kunst und Künstlern.
Hintergründe: Wie alles begann…
In den 1980er Jahren begann Ursula Hauser im Stillen mit dem Aufbau einer der weltweit beeindruckendsten Privatsammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Sie erwarb Werke von visionären Künstlern wie Louise Bourgeois, Carol Rama, Alina Szapocznikow, Franz West und vielen anderen. 1992 war sie Mitbegründerin von Hauser & Wirth, einer der wichtigsten Galerien der Gegenwart. Ein Buch mit dem Titel „Der innere Spiegel: Gespräche mit der Kunstsammlerin Ursula Hauser“, das 2019 erschienen ist, ist der erste umfassende und intime Bericht über ihr Leben und ihre Kunstsammlung.
Die Werke in Ursulas Sammlung zu definieren, ist eine Frage der Identität, die mit ihrem persönlichen Werdegang verbunden ist – von den frühen Jahren in der Ostschweiz, wo sie 1939 geboren wurde, über die Mutterschaft, die Leitung des Elektronikgeschäfts ihres Vaters bis hin zur Gründung einer Kunstgalerie mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn. Die Familie ist seit jeher die feste Achse, um die Ursula Hausers Leben kreist; die Künstler, die sie sammelt, gehören für sie zu diesem magnetischen Ort. Die Sammlung von Ursula Hauser zu verstehen bedeutet, die Sammlerin zu kennen und die Entwicklung der Kunst des späten zwanzigsten und frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts zu verfolgen.
Während zweieinhalb Jahren wurden den Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste Werke aus der Sammlung Ursula Hauser zugänglich gemacht. Das Modul „Kunst & Ausstellen“ im Rahmen des Bachelor-Studiengangs Bildende Kunst führte die Studierenden in die Geschichte und die Methoden des Kuratierens und Ausstellungsmachens ein. Mit Leihgaben aus der Sammlung Ursula Hauser hatten die Studierenden die Möglichkeit, einige der grossen Künstlerinnen und Künstler der modernen und zeitgenössischen Kunst hautnah zu erleben und sich von ihnen inspirieren zu lassen.
Lesen Sie auch Teil 1: Inside Interview: Warum haben Hauser & Wirth das „Castell“ in Zuoz gekauft?