Die richtige Heizung für ein Hotel zu finden, ist herausfordernd. Welche Systeme gibt es? Und was sollte man bei der Auswahl beachten? Der Energieberater Andreas Hettwer von Enerdies gibt praktische Tipps.
Hotel+Technik: Die Hotellerie steht angesichts steigender Energiekosten vor großen Herausforderungen. Wie erleben Sie diese Verunsicherung bei Ihrer Tätigkeit als Energieberater?
Andreas Hettwer: Mit einer dauerhaften Senkung der Energiepreise ist nicht zu rechnen. Schon durch die Pandemie oder wegen eines fehlenden Betriebsnachfolgers schrecken viele Hoteliers derzeit vor großen Investitionen zurück. Haben sie sich aber entschieden, in eine neue Heizung zu investieren, sind sie oft unsicher, welches System sie wählen sollten.
Es gibt mittlerweile viele Heizungssysteme für Hotels. Beginnen wir mit der Öl- und Gas-Brennwerttechnologie sowie den Blockheizkraftwerken. Fossile Brennstoffe spielen weiterhin eine Rolle, vor allem als Spitzenlastkessel.
Gerade im Bestand kann es auch im Hinblick auf CO2-Emmissionen Sinn machen, einen Brennwertkessel für sehr kalte Jahreszeiten zu betreiben. Eine solche Lösung ist im Einfamilienhaus nicht wirtschaftlich, im Hotel sieht das anders aus. Man hat dadurch eine gewisse Redundanz. Das heißt, fällt das eine System aus, muss das Hotel nicht kalt bleiben.
Ein Spitzenlastkessel braucht aber immer auch eine Grundlast. Wärmepumpen mit dem Heizmedium Wasser bieten eine vielversprechende Alternative. Welche verschiedenen Arten von Kollektoren empfehlen Sie?
Die Wärmepumpe wird wohl auch in Zukunft einen wesentlichen Teil der Heizungssysteme ausmachen. Und das zu Recht. Es handelt sich dabei um ein lange erprobtes System, und unter den richtigen Einsatzbedingungen ist die Wärmepumpe auch absolut wirtschaftlich. Für Hotels sind Abluftwärmepumpen eine sehr gute Alternative zu den bekannten Außenluftwärmepumpen. Schließlich sind in Hotels ohnehin Lüftungsanlagen installiert. Aber auch Erdwärmepumpen, die sich rein wirtschaftlich im Bereich der kleineren Gebäude oft nicht rechnen, sind für Hotels in der Regel deutlich wirtschaftlicher als die Luft-Wasser-Wärmepumpe.
Luft-Luft-Wärmepumpen bieten nicht nur Heizung, sondern auch Kühlung. Inwiefern können Hotels von dieser dualen Funktion profitieren?
Die Möglichkeit zu kühlen ist in der Hotellerie besonders wichtig. Dabei handelt es sich in der Regel um VRV-Anlagen. Der große Vorteil: Sie heizen und kühlen mit demselben Gerät. Und wenn Hoteliers dann eine Photovoltaikanlage installieren, kühlen sie im Sommer fast zum Nulltarif.
Hackschnitzel- und Pelletheizungen sind umstritten. Vor allem die CO2-Bilanz wird hinterfragt. Inwiefern sind diese Systeme für Hotels interessant?
Die Diskussion um diese Anlagen rührt daher, dass die CO2-Bilanz schlecht ausfällt, wenn das verwendete Holz nicht im gleichen Maße wieder aufgeforstet wird. Das ist aber in Deutschland üblicherweise nicht relevant. Es werden Totholz aus Wäldern, Sägespäne oder altes Bauholz verwendet. Genau deshalb werden diese Systeme weiterhin gefördert. Für Hotels im ländlichen Bereich ist dieses System sehr interessant, da die Betriebskosten meist deutlich unter denen anderer liegen.
Fernwärme wird von der Politik ja als zentraler Baustein angesehen …
In Städten ist vielfach Fernwärme vorhanden, aber nicht immer ist diese besser als die vorhandenen Heizungen im Gebäudebestand. Man sollte sich also immer das einzelne System anschauen. Allerdings entstehen im ländlichen Bereich viele neue Fernwärmenetze. Hier bieten sich Chancen für Hoteliers. Für einen Projektentwickler kann es sehr interessant sein, einen Ankerverbraucher wie ein Hotel als Basis für ein Fernwärmenetz zu haben. Hier lohnt es sich, die örtlichen Fernwärmeexperten auf eine mögliche Zusammenarbeit anzusprechen. red