Zu den größten Gewinnern im italienischen Tourismus gehört die Mafia: Sie nimmt allein bei Hotels und Restaurants jährlich 3,3 Mrd. Euro ein. Experten warnen vor einem wachsenden Risiko für die gesamte Wirtschaft. Auch im Schweizer Gastgewerbe breitet sich die Mafia immer mehr aus, vor allem im Tessin.
Die Tourismusbranche in Italien wird zunehmend von kriminellen Organisationen unterlaufen. Laut einer aktuellen Untersuchung des „Institut Demoskopika“ haben verbrecherische Vereinigungen im vergangenen Jahr allein mit Hotels und Restaurants 3,3 Milliarden Euro verdient. Betroffen ist gleichermaßen der Norden wie der Süden des Landes.
Wie das Institut Demoskopika mitteilt, nutzten die Mafiosi vor allem finanzielle Schwierigkeiten von Betrieben. Raffaele Rio, Präsident des Instituts, sagte, etwa 7000 Betrieben – knapp 15 Prozent der Branche – ginge es schlecht. Besonders sie würden zur Zielscheibe von Ndrangheta, Camorra, Cosa Nostra und von Gruppen aus der Region Apulien.
„Hilfe“ mit Nebenfolgen
Die Mafiosi böten diesen Unternehmen „Hilfe“ an, indem sie Schulden zahlten und Liquidität garantierten. Dafür jedoch übernähmen sie durch Wucher und Erpressung auch die Kontrolle über die entsprechenden Hotels oder Restaurants. Ziel ist es laut Rio, mithilfe der touristischen Aktivitäten Geld aus Geschäften wie Drogenhandel zu waschen und ihre Macht weiter zu stärken.
Die Mafia steuere die Geschäfte vom Südens Italiens aus. Betroffen seien aber genauso auch Unternehmen im Norden des Landes. Besonders aktiv seien die Kriminellen in den Regionen Kampanien, Lombardei, Latium, Apulien, Sizilien, Ligurien, Emilia-Romagna, Piemont und Kalabrien
Nächstes Jahr noch höhere Einnahmen
Experten wie Rio befürchten, dass die Kriminellen im kommenden Jahr den Tourismus noch weiter in ihren Fokus nehmen werden, da Großereignisse wie das Heilige Jahr der katholischen Kirche und die Olympischen Winterspiele höhere Einnahmen versprechen. Laut Rio bedroht die Organisierte Kriminalität damit zunehmend die gesamte Wirschaft Italiens. Sowohl die Regierung des Landes als auch die Europäische Union müssten viel entschiedener handeln, sagte er.
Auch Schweizer Restaurants und Hotels betroffen
Laut mehreren Studien und Berichten breitet sich die Mafia auch in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich immer mehr aus – vor allem in der Gastronomie. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland bald jedes fünfte italienische Restaurant von Mafia-Organisationen beeinflusst wird (Schutzgelder). Zudem investierten Mafia-Kreise vor allem in der Südschweiz (Tessin) und auch im Südtirol in Hotel- und Gastronomieprojekte, so ein Mafia-Experte gegenüber der NZZ.
Quellen: ahgz online (Dez. 2024), Hotel Inside, NZZ