Zwischen politischen Unsicherheiten, Inflation und Wachstum: Tophotel hat nachgefragt, wie die Hotellerie auf das kommende Jahr blickt. Sieben Betriebe und Unternehmen geben eine Prognose.
Die Herausforderungen für die Branche sind auch 2025 vielfältig: Steigende Kosten, Inflation, Fachkräftemangel und dazu die Bundestagswahl am 23. Februar. Nichtsdestotrotz zeigen sich viele Betriebe optimistisch und hoffen auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Das zeigen die Antworten der sieben Branchen-Vertreter, die Tophotel gefragt hat: “Welche Erwartungen haben Sie an das Jahr 2025?”.
Erklärtes Ziel von Premier Inn: 50 Prozent der Häuser im Eigenbestand
Bei der britischen Budget-Design-Marke Premier Inn stehen die Zeichen ganz klar auf Wachstum. „Ich bin überzeugt, dass 2025 unser Jahr wird“, sagt CEO Erik Friemuth. „Wir sehen auf der Deutschlandkarte viele Lieblingsstädte, die wir für unsere Hotelfamilie noch gewinnen wollen.“
“Wir wollen die Nummer 1 in Deutschland werden.”
Erik Friemuth, CEO Premier Inn Deutschland
Dieser Optimismus basiere auf einem erfolgreichen Jahr 2024. „Wir waren die am schnellsten wachsende Hotelmarke in unserem Bereich in Deutschland, unsere Markenbekanntheit wächst ebenfalls stetig“, so Friemuth. Premier Inn konnte seinen Umsatz demnach in den ersten sechs Monaten um 36 Prozent steigern, was vor allem auf eine angepasste Distributionsstrategie zurückzuführen sei. Ende November ging bereits das 60. Hotel in Deutschland an den Start.
Und was plant das Unternehmen? „Wir wollen die Nummer 1 in Deutschland werden“, sagt Friemuth. Dafür wolle Premier Inn auch im Jahr 2025 alles geben. Heißt konkret: Die Hotelangebote weiter ausbauen, weitere Standorte erschließen und die Markenbekanntheit steigern. „Unser Ziel ist es, langfristig 50 Prozent unserer Hotels im Eigenbestand zu halten, da diese Strategie seit unserem Markteintritt äußerst erfolgreich war. Unser Akquisitionsteam hat zahlreiche Immobilien in ganz Deutschland identifiziert, die wir derzeit auf eine Umnutzung in Hotelflächen oder als Pächter prüfen.“ Außerdem suche die Gruppe weiterhin nach bebaubaren Grundstücken, die sie selbst oder mit Partnerunternehmen für Premier Inn entwickeln können.
Was die aktuellen wirtschaftliche Entwicklungen angeht, erwartet das Unternehmen keine drastischen Auswirkungen. Im Gegenteil: Städte- und Geschäftsreisen entwickeln sich weiterhin positiv, so der CEO. Davon würde Premier Inn profitieren. „Im Hospitality- und dem angrenzenden Immobiliensektor ergeben sich für Premier Inn Deutschland als eigenkapitalstarken Partner in dieser Situation neue Möglichkeiten, sowohl als Entwickler und Joint Venture-Partner als auch als Endinvestor und Betreiber unserer Hotels. Wir werden unsere Pläne also auch im nächsten Jahr zielstrebig weiterverfolgen.“
Nichtsdestotrotz gehörten wirtschaftliche wie politische Veränderungen „zum Business“, daran müsste die Kette ihr Handeln anpassen. „Doch diese Agilität sollte in einem lebendigen Markt wie Deutschland mit seinen zahlreichen Top-Standorten einfach selbstverständlich sein“, ist Friemuth überzeugt.
Taschenbergpalais Kempinski Dresden: Neustart mit großen Plänen für 2025
Das Taschenbergpalais Kempinski Dresden blickt mit hohen Erwartungen auf das kommende Geschäftsjahr. „Unser Ziel ist es, das Taschenbergpalais als Nummer eins unter den Luxushotels in Dresden zu positionieren“, betont Marten Swass, General Manager des Luxushotels. Im Februar 2024 feierte das Hotel in Dresden seine Wiedereröffnung. Rund ein Jahr lang war es für umfassende Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen geschlossen.
Neben der Positionierung des Hotels als Spitzenadresse will das Taschenbergpalais 2025 auch für Dresden als attraktiver Arbeitgeber werben. „Wir möchten Dresden und unser Haus als erstklassigen Arbeitsplatz etablieren – auch für internationales Personal“, so der General Manager.
Doch Herausforderungen wie Inflation und politische Unsicherheiten bleiben nicht unbemerkt: “Beides sind große Faktoren, die unser Business erheblich beeinflussen können. Durch die Inflation steigen auch unsere Einkaufspreise, was sich dann in den Verkaufspreisen widerspiegelt.” Wie sich die politische Situation in Sachsen auf das Geschäfts auswirkt, könne Swass im Moment noch nicht absehen.
Green Sign: Ein Jahrzehnt nachhaltiges Engagement
Im kommenden Jahr feiert Green Sign sein 10-jähriges Bestehen – ein Meilenstein, der das Unternehmen auch zur Weiterentwicklung anspornt. „Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Trend, sondern ein zentraler Bestandteil unternehmerischen Handelns. Unsere Erwartung für das kommende Jahr ist, dass Unternehmen weiterhin die Chancen und Verantwortung der Nachhaltigkeit annehmen”, sagt Geschäftsführerin Suzann Heinemann. Ziel sei es, noch mehr Partner für nachhaltiges Wirtschaften zu gewinnen und gemeinsam innovative Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.
Doch Inflation und politische Unsicherheiten werfen auch für Green Sign Herausforderungen auf. „Unsere Kunden – Hoteliers und Gastronomen – sind direkt betroffen. Wenn Verbraucher sparen, spüren das die Unternehmen in der Branche sofort, was dazu führt, dass Investitionen noch bewusster priorisiert werden“, betont Heinemann. Umso wichtiger sei es, den Mehrwert von Nachhaltigkeitszertifizierungen klar zu kommunizieren: „Sie sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein zukunftsweisender Wettbewerbsvorteil, der langfristig hilft, effizienter und erfolgreicher zu wirtschaften.“
Für 2025 hat Green Sign eine klare Agenda: “An erster Stelle stehen die Qualität und Weiterentwicklung unserer Konformitätsprogramme, um unseren Kunden die Sicherheit zu geben, mit uns einen verlässlichen Partner zu haben”, so Heinemann. Parallel will das Unternehmen seine internationale Expansion vorantreiben und Green Sign als führendes Nachhaltigkeitszertifikat in weiteren Ländern etablieren. „Auch die Digitalisierung wird für uns eine wichtige Rolle spielen, um Prozesse zu optimieren und unseren Kunden einen noch besseren Service zu bieten”, merkt die Geschäftsführerin an.
Best Western: “Branche wird sich den Herausforderungen stellen”
Stabile Umsätze, aber auch zahlreiche Herausforderungen. Das erwartet Marcus Smola, Geschäftsführer BWH Hotels Central Europe, im kommenden Jahr. „Die weltpolitische Lage und die Neuordnung der Bundesregierung zu Beginn des Jahres 2025 beinhalten eine Reihe von Unsicherheiten,“ ist sich Smola sicher. Er hofft, dass die Branche möglichst schnell stabilere und besser planbare Rahmenbedingungen erhält.
Aktuell seien diese ungünstig: „Einschneidende politische Veränderungen, dazu Kriegsgeschehen in der Ukraine und im Nahen Osten sowie weiterhin hohe Kosten erschweren planbare Geschäftsprognosen”, so Smola. Die sensible Weltlage könne jederzeit negative Auswirkungen auf das Reiseverhalten der Gäste haben. Allerdings sei die Branche gestärkt und mit Mut aus den letzten Jahren hervorgegangen. „Unsere Branche hat in den vergangenen Jahren Mut bewiesen und wird sich auch diesen Herausforderungen stellen.“
“Zentrale Dauerbrenner” seien weiterhin Fachkräftemangel, Digitalisierung und ESG (Environmental, Social, Governance). “Digitalisierung schafft Effizienz, kann Mangel an Fachkräften lösen und die Wirtschaftlichkeit der Branche erhöhen. Und ESG nimmt zu Recht weiter Fahrt auf.” So werde Best Western alle Hotels in Central Europa bis Ende 2025 zertifizieren lassen, verkündet Smola.
Hotel Steiner in Obertauern: Mit Weitblick ins neue Jahr
Andrea Steiner, Inhaberin des Hotels Steiner in Obertauern, startet mit klaren Visionen und viel Engagement ins kommende Geschäftsjahr. „Wir setzen auf innovative Lösungen, effizientes Kostenmanagement und passen uns an die aktuellen Marktbedingungen an”, sagt Steiner.
Dabei hofft sie auf eine positive Marktentwicklung, um das Wachstum weiter voranzutreiben und gleichzeitig die aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Denn “Inflation und politische Unsicherheiten können unseren Hotelbetrieb erheblich beeinflussen.” Umso wichtiger sei es, flexibel zu bleiben, attraktive Angebote für Urlauber zu schaffen und gleichzeitig einen hohen Servicestandard aufrechtzuerhalten.
Zwei zentrale Themen will die Gastgeberin 2025 weiter fokussieren: Nachhaltigkeit und Mitarbeiterentwicklung. Erste umweltschonende Maßnahmen habe das Hotel bereits implementiert. “Wir setzen verstärkt auf umweltbewusste Praktiken, wie den Einsatz von Energiespartechnologien, plastikfreien Produkten und die Förderungen von nachhaltigem Tourismus.” Die Zertifizierung mit dem österreichischen Umweltzeichen habe das Hotel ebenfalls erreicht. “Um die Servicequalität zu sichern, möchten wir in Schulungen und die Motivation unserer Mitarbeiter investieren, damit sie unseren Gästen einen herausragenden Service bieten können”, so Steiner.
Jürgen Gangl: “Wir brauchen einen politischen Neuanfang”
Geopolitische Entwicklungen, technologische Innovationen, Umweltveränderungen und die Stabilität der Finanzmärkte – all diese Faktoren können sich laut Jürgen Gangl, 1. Vorsitzender der HDV und General Manager im Park Inn by Radisson Berlin, wirtschaftlich auf das kommende Jahr auswirken.
Essentiell sei auch die anstehende Bundestagswahl. “Nach den Wahlen im Februar erwarten wir, dass die neue Regierung Verantwortung übernimmt und pragmatische Lösungen vorantreibt. Deutschland befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise, die einen politischen Neuanfang dringend notwendig macht, um Unsicherheiten zu reduzieren und das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen”, so Gangl. Faktoren wie Inflation und finanzielle Unsicherheiten würden das Konsumverhalten beeinflussen und die Nachfrage in zahlreichen Branchen dämpfen.
Ein weiterer Hemmschuh sei der akute Fachkräftemangel. Die HDV werde dieses Thema 2025 deshalb auf beiden Jahrestagungen in den Mittelpunkt stellen und Strategien vorstellen, um diesem Problem erfolgreich zu begegnen. Langfristige Lösungen seien entscheidend, um die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands zu sichern.
Trotz der aktuellen Herausforderungen hat Gangl die Hoffnung, dass sich die deutsche Wirtschaft stabilisiert und erholt. Dies erfordere jedoch entschlossene Maßnahmen. “Dazu zählen die Eindämmung der Inflation, massive Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung sowie Strategien zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit”, so Gangl.
Thomas Edelkamp: “Wir erwarten wichtige politische Entscheidungen”
„Wir erwarten ein weiteres, schwieriges Geschäftsjahr 2025″, meint Thomas Edelkamp, Geschäftsführer der Romantik Hotels & Restaurants. Während sich europäische und internationale Märkte erholen würden, sei die Nachfragesituation in Deutschland von Zurückhaltung geprägt. Edelkamp hofft dennoch, dass sich die Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr 2025 wesentlich verbessern werden.
Eine “toxische Mischung” seien auch Inflation und politische Unsicherheiten. Die Erhöhung der Steuerbelastung setze den Betrieben zusätzlich zu. Edelkamp fordert deshalb klare und schnelle Maßnahmen: “Wir erwarten wichtige Entscheidungen zur Mehrwertsteuer, Bürokratie und Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen, Erbschaftssteuer und Zuwanderung von Arbeitskräften.”
Die Hotelkooperation sei dennoch voller Tatendrang: “Wir werden kommendes Jahr wesentlich mehr in die Kommunikation und Werbung investieren, ebenso wie in die weitere Digitalisierung des Unternehmens unter Berücksichtigung der Möglichkeiten die künstliche Intelligenz uns eröffnet.” Romantik und die Mitglieder als attraktive Arbeitgeber sichtbarer zu machen und das Weiterbildungsangebot zu verstärken seien weitere Themen. Ein besonderes Ziel für 2025 ist auch der erste Nachhaltigkeitsbericht der Marke. Der Anspruch sei es “die erste Hotelkooperation mit gesamtheitlichem und EU-konformem Nachhaltigkeitsansatz” zu werden.