Das Hotel Villa Honegg liegt auf 914 Metern über Meer oberhalb von Ennetbürgen, 20 Minuten von der Stadt Luzern entfernt. Das traditionsreiche Hotel wurde 1905 erbaut und im Mai 2011 nach einer Gesamtrenovation neu eröffnet. Bis vor wenigen Wochen war das Hotel im Besitz einer privaten Familie aus Katar. Die „Kataris“ wollten die „Honegg“ verkaufen. Hotel Inside hat jetzt erfahren, dass die Investment-Gruppe Cedar Capital Partners (London) die Villa Honegg erworben hat.
Auf der Webseite der Cedar Capital Partners www.cedarcp.com ist die Villa Honegg seit September 2024 unter „Erfolgsbilanz“ aufgeführt. Wie Hotel Inside aus Insiderkreisen erfahren hat, wurde der Deal aber erst vor etwa vier Wochen abgeschlossen. Was die Investmentfirma mit Sitz in London und New York für die Villa Honegg bezahlt hat, ist nicht bekannt. Insider gehen von einem Kaufpreis von rund 50 bis 60 Millionen Franken aus.
Bei Cedar Capital Partners ist die Villa Honegg gut aufgehoben, denn die auf Hospitality-Immobilien spezialisierten Investoren führen auf ihrer Webseite zahlreiche renommierte und auch weltbekannte Luxushotels auf, so z.B. das Hotel Four Seasons des Bergues und das Le Richemond in Genf, The Savoy London, das Mandarin Oriental Prag oder das Hotel du Louvre Paris (vgl. Liste unten).
Tatsache ist: Marcel Hinderer, der die Villa Honegg mit 23 Zimmern und Suiten seit 2019 als General Manager führt, ist aktuell nach wie vor für den operativen Betrieb verantwortlich. Die Villa ist ein Ganzjahresbetrieb, die Auslastung lag bisher bei 70 bis 80 Prozent. Im Jahr 2016 wurde die Villa Honegg dank der brasilianischen Bloggerin Fabi Gama weltberühmt: Sie postete ein Video, das sie zeigt, wie sie in den Infinitiy-Pool des Hotels steigt. Der Clip wurde mehr als 120 Millionen Mal angeklickt. Noch heute profitiert die Villa Honegg von der weltweiten Social Media-Präsenz.
Wer steckt hinter Cedar Capital Partners?
Laut Recherchen von Hotel Inside investiert Cedar Capital Partners ausschließlich in den Hospitality- oder Gastgewerbesektor, wobei der Schwerpunkt auf Luxus-, Full-Service- und Lifestyle-Hotels liegt. Das 2004 gegründete Unternehmen hat bisher Investitionen in Höhe von mehr als 4 Mrd. US-Dollar getätigt und über verschiedene Marktzyklen hinweg eine konstante Erfolgsbilanz mit starker Performance und Wertschöpfung erzielt.
Die Manager des Unternehmens haben in fast allen großen Hotelmärkten der Welt gearbeitet und gelten als Branchenexperten mit Erfahrungen in den Bereichen Akquisition, Finanzen, Entwicklung und Betrieb. Laut Webseite umfasst das europäische Hospitality-Portfolio von Cedar Capital Partners folgende Häuser (total 38 Hotels in Europa):
The Savoy London
Des Bergues Genf
Mandarin Oriental Prag
Le Richemond Genf
Sanderson London
Carlton Cannes
Amstel Hotel Amsterdam
Hotel de la Ville Rome
Intercontinental Budapes
Intercontinental Frankfurt
Intercontinental Wien
Intercontinental Madrid
Hotel du Louvre Paris
Sofitel Le Faubourg Paris
Eden Rom
Mama Shelter Prag
Grosvenor Edinburgh
The Hoxton Rom
Palazzo Ricasoli Florenz
Villa Honegg
Starke Präsenz in Europa und im Mittelmeerraum
Cedar Capital Partners weitet seine Präsenz in Europa und insbesondere im Mittelmeerraum markant aus, um vom Tourismusboom nach der Covid-Pandemie zu profitieren und wichtige europäische und US-amerikanische Märkte ins Visier zu nehmen.
In einem Gespräch mit der asiatischen Plattfom «Hospitality Investor» sagte Ramsey Mankarious, Gründer und CEO von Cedar Capital Partners, dass insbesondere der Mittelmeerraum das Interesse von Cedar Capital geweckt hat, nachdem die institutionellen Investitionen nach Covid stark angestiegen sind.
„Wir mögen den Mittelmeerraum sehr – wir haben dort bereits drei Hotels und sind auf der Suche nach weiteren. Die Mittelmeer-Region hat einen wahren Boom erlebt. Es war schon immer ein beliebtes Ziel für Touristen, aber seit Covid ist es viel beliebter geworden. Viele Großinvestoren, die in der Vergangenheit nicht in Ferienanlagen investieren wollten, haben nach Covid die Vorteile erkannt“, so Mankarious.
Ein vielversprechendes Reiseziel ist Kroatien. „Wir mögen Kroatien. Es ist aus der Investitionsperspektive weniger bekannt als einige andere, und wir behalten es auf jeden Fall im Auge“, sagt Mankarious.
Die Expansionspläne von Cedar Capital sind jedoch nicht auf den Mittelmeerraum beschränkt. Das Unternehmen plant die Eröffnung neuer Häuser in ganz Europa und den USA. „Wir haben soeben unser Hoxton-Hotel in Edinburgh sowie unser Hoxton-Hotel in Florenz eröffnet. Außerdem haben wir eine große 90-Millionen-Dollar-Renovierung unseres Hotels in Miami geplant, die 2025 abgeschlossen sein wird. Wir sind mit vielen Objekten beschäftigt, die bald in Betrieb gehen werden“, fügte er hinzu.
Wenn es um Investitionen geht, bevorzugt Cedar Capital Renovierungsprojekte, da die Entwicklung von Grund auf schwierig bleibt. „Wir ziehen es vor, ein bestehendes Hotel zu kaufen, das wir renovieren können. An zweiter Stelle steht der Kauf eines Bürogebäudes, das wir in ein Hotel umwandeln. Die Umwandlung eines Bürogebäudes ist schwierig, aber es ist schwer, Grundstücke in den von uns gewünschten Lagen zu finden, die die besten Lagen in Europa sind. Wenn man in Paris, Rom oder London ein Hotel bauen will, gibt es kein Grundstück im Stadtzentrum, das man nutzen könnte, also muss man bestehende Immobilien renovieren.
„An Orten wie Griechenland, wo es etwas einfacher ist, ein Stück Land zu bekommen, ist es immer noch sehr schwierig; die Planungsgenehmigung dauert lange, die Baukosten sind in den letzten drei bis vier Jahren erheblich gestiegen, es gibt einen Mangel an Arbeitskräften – viele Dinge machen die Entwicklung heute viel schwieriger als in früheren Jahren, so dass die Entwicklung im Großen und Ganzen für uns am wenigsten zu bevorzugen ist, es sei denn, es handelt sich um einen wirklich besonderen Standort.
Für uns muss es einzigartig sein, wie das Six Senses in Porto Heli, damit es sich lohnt“. Das 150 Millionen Euro teure Six Senses-Resort in Porto Heli, Griechenland, wird von Eigenkapitalinvestoren wie der griechischen Familie Goutos, dem in New York ansässigen Fonds Taconic Capital und dem in London ansässigen Unternehmen Cedar Capital Partners und CBE Capital finanziert.
Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) prägen zunehmend die Entscheidungen von Cedar Capital. „ESG ist zu einem großen Teil unserer Arbeit geworden, wie es vor zehn Jahren nicht der Fall war. Ob wir heute etwas Neues bauen, ein Gebäude umbauen oder ein Hotel renovieren, ESG steht an erster Stelle. Die sozialen und die Governance-Aspekte wurden schon immer beachtet, aber der Umweltaspekt ist im Entscheidungsprozess viel wichtiger geworden. Und er wird auch in Zukunft immer wichtiger werden.“
Was läuft in Zukunft?
Mit Blick auf die Zukunft ist Cedar Capital sowohl an etablierten als auch an aufstrebenden Märkten interessiert. „Die Mehrzahl der Transaktionen, an denen wir arbeiten, sind Luxusimmobilien und der Rest sind Lifestyle-Hotels im Bereich von 100 bis 150 Millionen Euro. Darauf haben wir uns konzentriert und hier sehen wir die meisten Möglichkeiten“, sagt Mankarious. Er prognostiziert ein arbeitsreiches Jahr 2025 für die Branche. „Ich denke, es wird ein sehr großes Jahr für viele Leute. Alle haben darauf gewartet, dass die Notlage eintritt, und ich glaube, das passiert jetzt. Ich denke, in der zweiten Jahreshälfte 2025 wird es so viel Aktivität geben wie schon lange nicht mehr. Wir sehen eine gewisse Notlage und wir investieren in Gelegenheiten, die wir schon lange nicht mehr gesehen haben.“
Wer ist der Chef von Cedar Capital Partners?
Ramsey Mankarious gründete Cedar Capital Partners und war zuvor Executive VP of Acquisitions & Development bei Kingdom Holding, wo er für die 2,5 Milliarden Dollar schweren Hotelinvestitionen und Asset-Management-Aktivitäten des Unternehmens in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Asien mitverantwortlich war. Ramsey entwickelte und erwarb zahlreiche Luxushotels und war aktiv an den Investitionen des Unternehmens in die folgenden Management-Gesellschaften beteiligt: Four Seasons, Fairmont und Mövenpick. Ramsey war zuvor bei HVS, einem führenden Hotelbewertungs- und -beratungsunternehmen, in dessen Londoner und New Yorker Büros tätig. Während seiner Tätigkeit bei HVS führte er Bewertungs- und Beratungstransaktionen in über 30 Ländern durch. Ramsey hat zahlreiche Artikel über Hotelinvestitionen verfasst und ist ein gefragter Redner. Er erhielt seinen MA in Immobilienbewertung und Recht von der City University Business School in London und hat einen BA in Hotel- und Restaurantmanagement von der Michigan State University, USA.
Die Geschichte der Villa Honegg
Honegg-Erbauer Emil Durrer wurde 1873 in Kerns geboren. Sein Pate und Onkel war der legendäre Hotelunternehmer und Bahnbauer Franz Josef Bucher-Durrer, von dem Emil seine Leidenschaft für die Hotellerie geerbt hatte. Emil erlernte den Schreinerberuf und arbeitete bei seinem Paten im Hotelbetrieb auf dem Bürgenstock. Er arbeitete später für das Unternehmen Bucher-Durrer im Ausland, unter anderem in Genua. Während seiner Auslandaufenthalte sammelte er wichtige Erfahrungen im Bau, Unterhalt und Betrieb von Hotels.
Als Emil Durrer an seinen Geburtsort Kerns zurückkehrte, heiratete er 1901 seine Verlobte, Louise Traxler. Mit den sechs Kindern Anna, Emil, Maria, Karl, Elisabeth und Theres lebte die Familie auf dem mütterlichen Heimwesen Breiten in Kerns. Bewegt von den Eindrücken der grossen ausländischen Hotels, stand für ihn fest: Ich will eigenes Hotel bauen.
Im Jahr 1905 kaufte Emil Durrer-Traxler von den Familien Mathis in Ennetbürgen Land im Umfang von 30’000 m2. Schon damals galt das Stück Land an bester Lage auf 914 Meter über Meer als schönster Flecken weit und breit. Aufgrund seiner grossen Erfahrung plante und baute er das Hotel Honegg selbst – ohne Architekten.
Doch es kam alles gut und im Jahr 1906 wurde das Hotel Honegg mit 72 Gästebetten eröffnet. Die Gäste wurden bei der Bergstation der Bürgenstock Bahn mit dem Pferdewagen, später mit der Hotel-Limousine abgeholt. Die Hotelgäste kamen aus allen Ländern und sie blieben drei bis vier Wochen, teilweise den ganzen Sommer. Sie wurden betreut von 15 bis 18 Hotelangestellten. Das beliebte Sommerhotel verfügte über einen eigenen Tennisplatz und diverse Spieleinrichtungen. Kugelspiel, Krocket oder Billard gehörten damals zu einem erholsamen Aufenthalt dazu. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Milch und Käse bezog das Hotel von den umliegenden Bauernhöfen auf Honegg.
Bis zum Jahr 1914, dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, hatte das Hotel gute Zeiten. Emil pflegte exzellente Beziehungen zum früheren Kernser Arzt, Dr. med. Gallus von Deschwanden. Dank dessen Vermittlung wurden im Hotel Honegg während des Krieges (1914-1918) verletzte, deutsche Internierte einquartiert.
Im Jahr 1923 verunglückte Emil Durrer-Traxler bei der Fassadenrenovation am Hotel Honegg. Er stürzte beim Malen vom Gerüst. An den Folgen des Unfalles starb er am 3. Oktober 1923. Nach seinem Tod führte seine Frau Louise Durrer-Traxler den Hotelbetrieb weiter. Sie hatte die Hotelfachschule absolviert und war eine erfahrene Hôtelière.
Später übergab die Mutter die Führung des Hotelbetriebes ihrem Sohn Karl Durrer-Züger. Das Hotel Honegg war ein typischer Familienbetrieb; die meisten Geschwister arbeiteten mit. Anna und Karl im Büro, Maria, Elisabeth und Theres im Service. Karl besorgte auch den Unterhalt des Hotels. Zudem leitete er die AHV- und IV-Stelle in Kerns. Das Personal kam von der Umgebung, vorab von der Wohnortgemeinde der Besitzerfamilie, der Gemeinde Kerns. Später halfen
1977 wurde der Familienbetrieb, das Hotel Honegg, an die Frey AG Mattgrat verkauft. Der Plan, ein Gesundheitszentrum aufzubauen, scheiterte an der Finanzierung. Später diente das Hotel auch als Kulisse für Filmaufnahmen. Seit 2007 befindet sich das Hotel im Besitz eines privaten Investors aus Katar. Dieser hat allerdings mit der Katara Hospitality, die das Bürgenstock Resort besitzt und führt, nichts zu tun. Nach mehrjährigem Umbau wurde das Hotel Villa Honegg im Mai 2011 wieder eröffnet.
Bildlegende Hauptfoto: Villa Honegg.