Innerhalb von elf Jahren sind die Dormero Hotels auf 50 Hotels gewachsen. Die Berliner Gruppe hat die Corona-Pandemie hinter sich gelassen und beschreitet mit ihrer derzeitigen Expansionsstrategie inzwischen auch unkonventionelle Pfade.
Zuletzt schien es etwas ruhig geworden zu sein um die Dormero Hotels. Doch der Eindruck täuschte, denn die Berliner Hotelgruppe wuchs unaufgeregt weiter und beschleunigte das Expansionstempo zuletzt deutlich: Mit einem 83-Zimmer-Hotel in der Nürnberger Altstadt wurde im November der Vertrag für das 50. Haus unterschrieben. Auch hat Dormero im Herbst das Diwotel in Rüsselsheim mit 87 Zimmern übernommen und das ehemalige Best Western Hotel in Weingarten angepachtet, das ab 2025 unter der Dormero-Flagge eröffnen wird. Zum 1. November ist das Green Business Hotel in Raaba bei Graz in Österreich mit 52 Zimmern hinzugekommen, zum Jahreswechsel folgt das Soibelmanns Hotel in Weimar mit 90 Zimmern und zum 1. Juli 2025 das erst kürzlich eröffnete Elens Hotel in Bremen.
Das Hotel in Graz ist neben dem Dormero HoHo Wien, das bereits 2018 als Holzhaus eröffnete, das zweite Objekt der Gruppe in Österreich und steht ebenfalls für ökologische Nachhaltigkeit. Es wurde von der Dahlheim Immobiliengruppe erworben, die den Betrieb an Dormero übergibt. Firmieren wird es künftig als Dormero SeHo Graz und mehr als 40 Prozent seiner Energie über Photovoltaik selbst produzieren. Investor Ben Dahlheim ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender bei Dormero.
Quartett an der Spitze
Die Dormero Hotel AG, hervorgegangen aus der Gold Inn AG, wurde 2013 vom Nürnberger Multiunternehmer Hans Rudolf Wöhrl und seinem Sohn Marcus Maximilian Wöhrl hatte gegründet. 2022 zählte das Unternehmen bereits 38 Hotels, überraschte aber zugleich mit der Nachricht, dass Marcus Maximilian Wöhrl als Vorstandsvorsitzender ausscheide. Als Dormero-Markeninhaber kümmert sich dieser über seine Firma MMW Holding weiterhin beratend um die Weiterentwicklung der Hotelgruppe, die seither gemeinsam von den Vorständen Michael Berger und Stephan Arnhold sowie Geschäftsführerin Manuela Halm geleitet wird. Seit September ist zudem Reiner Bauch als COO an Bord. Der langjährige Geschäftsführer der Star Inn Hotels kümmert sich um den operativen Bereich der Gruppe, während Halm die Bereiche HR, IT und Development Bau/Technik verantwortet.
Spätestens Anfang 2026 will Dormero auch in Wuppertal vertreten sein. Dort wird das Arcade Hotel mit 40 Zimmern hinzukommen, das ebenfalls zur Dahlheim Immobiliengruppe gehört. Es wird das 14. Hotel, das Dormero von diesem Eigentümer mietet. „Ben Dahlheim ist ein Glücksgriff für unsere Firma“, kommentiert Michael Berger, CCO im Vorstand. „Durch seinen Elan und Tatendrang wächst auch unsere Gruppe.“
Dormero auf neuen Wegen
Für eine Überraschung in der Branche sorgte zudem im August die Ankündigung, dass Dormero ab 1. Januar 2025 zwei Herbergen am Jakobsweg (Camino Francés) in der Gemeinde Hospital de Óbrigo nahe der spanischen Stadt Leon übernimmt: Die Albergue San Miguel mit fünf Zimmern und 34 Betten sowie die Albergue Casa de los Hidalgos mit vier Zimmern und 22 Betten. Auch hier ist der Vermieter wieder Ben Dahlheim. „Schnelles und unkompliziertes Reisen, dazu in Geselligkeit für wenig Geld, ist die Leidenschaft der heutigen Generation“, sagt Manuela Halm. Sowohl Marcus Maximilian Wöhrl als auch sie selbst seien bereits den Jakobsweg gepilgert. „Der Weg verbindet Kulturen und baut Brücken“, erläutert Halm den ungewöhnlichen Expansionsschritt. „Bei den zwei Herbergen geht es auch um einen sozialen Beitrag im Namen des christlichen Glaubens – diese Objekte sind eine Herzensangelegenheit der Gesellschafterebene. Hier geht es nicht um Profit.“
“Es ist für uns natürlich noch neu, Betten anstelle von Zimmern zu verkaufen, aber dieser neue Ansatz passt zu unserer Philosophie, einfach anders zu sein.”
Michael Berger, Vorstand Dormero
Auf der anderen Seite sei es aber auch spannend, Synergien zwischen den beiden spanischen Herbergen und einem Dormero-Hotelneubau in der Hafenstadt Algeciras im Süden der spanischen Provinz Cádiz zu bilden. Dafür wurde eigens eine spanische Gesellschaft von Dormero gegründet. Die Expansion vor Ort wird der aus Galizien stammende Alejandro Ladiges betreuen, der momentan die beiden Dormero-Hotels in Budapest leitet. „Es ist für uns natürlich noch neu, Betten anstelle von Zimmern zu verkaufen, aber dieser neue Ansatz passt zu unserer Philosophie, einfach anders zu sein“, so Vorstand Michael Berger.
Anders ist auch das Dormero Hotel Sri Lanka Hikkaduwa Beach, ein Neubau, der zu Beginn des Jahres an der Küste von Hikkaduwa im Südwesten von Sri Lanka eröffnet wurde. Das erste Fünfsterne-Produkt der Gruppe verfügt über elf Zimmer und eine Penthouse-Suite, Pool, Gym und Restaurant mit Bar. „Alle unsere Betriebe sind an unser Reservierungssystem Opera angeschlossen, das Hotel in Sri Lanka wird aber im Wesentlichen über Reiseveranstalter aus Colombo vertreten“, so Michael Berger.
Weltweite Suche nach Pachtbetrieben
Alle Hotels sind von Dormero gemietet oder gepachtet. Eigentümer sind neben Ben Dahlheim oder der Familie Wöhrl – über ihr Family Office Tetris Grundbesitz AG – sowohl Fonds als auch weitere Privatinvestoren. Schwerpunktmäßig sucht die Gruppe inzwischen weltweit Pachtbetriebe oder Hotels zum Kauf im Viersterne-Segment mit Zimmergrößen ab 18 Quadratmetern. Die Hotels sollten mindestens 50 Zimmer bieten und über Bar, Restaurant, mindestens einen Tagungsraum, Fitnessbereich und Parkmöglichkeiten verfügen. Sehr wichtig ist der Hotelgruppe auch eine sehr gute Verkehrsanbindung. Dormero schließt zugleich langfristige Verträge mit 20 bis 25 Jahren Laufzeit ab und gibt eine Konzerngarantie.
„Wir sind NOP-orientiert – das sichert das Überleben der Gruppe.”
Manuela Halm, Geschäftsführerin Dormero
In Deutschland laufen einige Häuser an kleineren Standorten besonders gut. „Als wir Worms eröffneten, wurden wir regelrecht überrannt, auch Aschaffenburg ist sehr erfolgreich, Reutlingen läuft super“, betont Michael Berger. Während der Coronakrise hat Dormero an einigen Standorten seine für die Renovierung vorgesehenen Gelder in die Überlebensstrategie des Unternehmens investiert und zudem Zimmer an Kommunen für Schutzbedürftige, Testzentren, die Bundeswehr oder Frauenhäuser verkauft. „Nur mit staatlichen Hilfen würde Dormero heute nicht mehr leben“, sagt Manuela Halm. „Auch haben wir uns von einigen Dehoga-Landesverbänden nicht ausreichend unterstützt gefühlt und sind daher ausgetreten.“ Zudem weißt sie darauf hin: „Wir sind NOP-orientiert – das sichert das Überleben der Gruppe, nicht der Umsatz.” (Anm.d.Red.: NOP, Net Operating Profit oder Gewinn vor Steuern) Das bedeute auch, sich notfalls von nicht profitablen Standorten zu verabschieden. „Dies war in Rust und Windhagen der Fall“, nennt Michael Berger zwei Beispiele.
Gäste-Mix: Mittelständler bis Big Player
Laut dem Vorstand setzt sich der Gäste-Mix aus einer Kombination an Gruppen- und Leisure-Reisenden zusammen, wobei das Geschäftsreise-Business in Summe überwiege. „Zu unseren langjährigen Kunden zählen viele mittelständische Top-Producer, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Firmen aus dem Energiesektor, Airlines, die Deutsche Bahn, Consulting- und Versicherungsunternehmen“, so Berger. Ein Big Player aus der Baubranche habe zuletzt zehn der Hotels für seine Monteure angefragt. Neben einer überwiegend deutschen Klientel hat die Gruppe – je nach Lage des Hauses – auch Gäste aus dem angrenzenden Europa: in Luxemburg beispielsweise viele Reisende aus Dänemark, Belgien oder den Niederlanden, im Südwesten Deutschlands sind es eher Franzosen.
Dormero Hotel AG
Gründungsjahr: 2013
Hotels: 50 Hotels (geöffnet bzw. unterzeichnet) und 2 Hostels in fünf Ländern
Vorstand: Michael Berger, Stephan Arnhold
Geschäftsführerin: Manuela Halm
COO: Reiner Bauch
Eigentümerverhältnis: Dormero Hotel AG, Dormero Deutschland Betriebs GmbH, Dormero Hotels
Unternehmensstruktur: Die Dormero Hotel AG fungiert für die Dormero Hotels als Dienstleister in den Bereichen Operations, Sales, Revenue, Reservation, Marketing, HR, Controlling/Accounting und QM.
Mitarbeiter: rund 1.300
Unternehmenssitz: Schlossstraße 67, 14059 Berlin
Kontakt: www.dormero.de
Was zeichnet die Dormero Hotels im Speziellen aus? Beim Design der Häuser spielte jahrelang die Farbe Rot eine tragende Rolle, dies manifestierte sich auch in den roten Sneakern der Mitarbeitenden. Inzwischen wurde dem Trend zu Naturfarben nachgegeben und dafür mehr Brauntöne in den Vordergrund gerückt.
„Im Mittelpunkt standen immer die Betten“, so Manuela Halm, worauf auch schon der Name Dormero, abgeleitet vom lateinischen dormire (schlafen), hindeutet. „Außerdem waren wir die ersten, die kostenloses W-Lan und eine kostenlose Minibar angeboten haben.“
Tierliebe wird großgeschrieben
Was Dormero darüber hinaus von vielen anderen Hotels unterscheidet, ist die Tierliebe der Hotelgruppe. Gäste können ihre Haustiere während des Aufenthalts kostenfrei mitbringen. Je nach Tierart gibt es dann auch einen Napf und ein Leckerli vom Haus. „Bevor wir dies umgesetzt haben, haben wir mit den Gebühren für Tierübernachtungen insgesamt zwischen 25.000 bis 40.000 Euro im Jahr eingenommen. Heute machen wir wesentlich mehr Umsatz mit Gästen, die kostenlos ihre Tiere mitbringen dürfen – pro Monat haben wir 1.000 bis 2.000 Übernachtungen mit Tieren“, berichtet Michael Berger, der selbst mit zwei Katzen reist, während Manuela Halm bei der Arbeit von ihrem Dackel begleitet wird. Auch einige Hoteldirektoren bringen ihre Hunde mit ins Hotel.
“Seit etwa sechs Jahren sind wir auch auf Reiseportalen für Hundehalter sehr präsent.”
Michael Berger, Vorstand Dormero
Nicht zuletzt hat jedes Dormero Hotel ein eigenes Haustier. Dabei handelt es sich meist um Tiere, die aus schwierigen Situationen gerettet wurden. Die Hotelgruppe arbeitet dafür eng mit Tierschutzorganisationen und dem örtlichen Veterinäramt oder anderen Experten zusammen „Seit etwa sechs Jahren sind wir auch auf Reiseportalen für Hundehalter sehr präsent“, so Vorstand Berger. „Unser Haus in Rügen liegt direkt an einem Hundestrand, in Wien gibt es einen in der Nähe des Hotels.“ Zugleich verfügt jedes Dormero-Hotel über Allergiker-Zimmer, die absolut tierfrei bleiben. „Außerdem haben alle Hotels, mit Ausnahme von Dessau, inzwischen keine Teppichböden mehr in den Zimmern.“
Darüber hinaus arbeiten auch die Dormero Hotels an den allgegenwärtigen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. An einigen Standorten können die Zimmertüren bereits per Code, der an das Handy des Gastes geschickt wird, geöffnet werden. Das Thema Self-Check-in soll weiter ausgebaut werden, Bezahlen beim Check-in ist bereits Usus.
Nahbarkeit und Benefits
Zum Thema Mitarbeiterbindung berichtet Manuela Halm: „Wir sind sehr nahbar. Wir kennen unsere Mitarbeiter, auch, weil wir persönlich sehr häufig in den Hotels vor Ort sind.“ Auf der Webseite der Hotelgruppe heißt es dazu: „Wir von Dormero glauben, dass jeder Mensch eine einzigartige Persönlichkeit hat und sich nicht verstellen sollte. Wir erwarten nicht, dass Sie sich verbiegen müssen, um in unser Team zu passen. Daher sind auch Quereinsteiger herzlich willkommen. Wir sind multitaskingfähig und bieten daher Jobs an, die sowohl abwechslungsreich als auch anspruchsvoll und extravagant sind. Aber auch fordernd und fördernd.“
Es gibt einen Mitarbeiterbeirat und Team-Partys. Das Jahreseinstiegsgehalt liegt bei 29.400 Euro brutto, das sind rund 14,20 Euro die Stunde. Darüber hinaus gibt es für Mitarbeiter und ihre Familien Übernachtungen zu günstigen Sonderkonditionen, 50 Prozent Rabatt auf Speisen und Getränke sowie die kostenfreie Nutzung der Fitness- und Wellnessbereiche in allen Dormero Hotels. „Außerdem bieten wir unseren Teammitgliedern Rabatte bei den Partnern Wöhrl, Ludwig Beck, Käfer oder Waterdrop“, so Manuela Halm weiter. Die meisten Partnerunternehmen sind unter dem Dach der Intro vereint, ein Beteiligungsunternehmen der Familie Wöhrl. Feinkost-Händler Michael Käfer ist zudem im Aufsichtsrat von Dormero.
Neues Flagship und weitere Pläne
Die einstige Vision von Marcus Maximilian Wöhrl, eines Tages 50 Hotels unter der Marke Dormero zu vereinen und mit diesen einen Umsatz von 100 Millionen Euro zu erzielen, sei in diesem Jahr erreicht worden, so Vorstand Michael Berger. „Mit den Unterschriften für Bremen und Nürnberg haben wir die 50er-Marke gerissen. Allein im September haben wir 10 Millionen Umsatz geschafft.“ Das Nürnberger Hotel in der Großweidenmühlenstrasse 36, ein derzeit noch leerstehendes Bürogebäude, soll bis Anfang 2027 umgebaut sein und dann zum Flagship der Dormero Gruppe werden. Hans Rudolf Wöhrl als Vermieter und Mitgesellschafter der Tetris Grundbesitz AG investiert hier 12 Millionen Euro. Abgesehen davon, dass jedes neue Haus schon für sich eine Herausforderung sei, fügt Michael Berger hinzu, bringe die europaweite oder gar weltweite Expansion nun weitere spannende Aufgaben mit sich.