33 Prozent der Bürger:innen in Deutschland sind unzufrieden mit dem ÖPNV und fühlen sich an Bus und Bahn nicht gut angebunden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die auch abfragte, wie sicher sich Menschen auf dem Rad und zu Fuß fühlen.
Wenn 33 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem ÖPNV sind, wie das Mobilitätsbarometer des Meinungsforschungsinstituts Kantar zeigt, dann sei das ein „Weckruf“ für die Verkehrspolitik, so Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Die Allianz pro Schiene hatte die Umfrage zusammen mit dem BUND und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Auftrag gegeben.
Mobilität sichert soziale Teilhabe
Befragt wurden bei der repräsentativen Umfrage mehr als 2.000 Menschen ab 14 Jahren. Vier von fünf Befragten sehen keine Verbesserung ihrer ÖPNV-Anbindung. 15 Prozent gaben an, dass sich die Abfahrten von der nächstgelegenen Haltestelle in den letzten fünf Jahren verschlechtert hätten. Für den Großteil hat sich nichts verändert, 17 Prozent sehen eine Verbesserung.
„Wir reden über elementare Grundbedürfnisse von Menschen, nämlich die Mobilität”, sagte Flege. Mobil zu sein, sei für die soziale Teilhabe enorm wichtig. Das politische Ziel müsse deshalb eine Grundmobilität aller sein – unabhängig vom Wohnort und der Frage, ob ein eigenes Auto vorhanden sei. Dies sei auch wichtig für den Zusammenhalt im Land. Zudem müssten mehr Busse und Bahnen fahren, damit die Menschen auch tatsächlich umsteigen, so Flege weiter.
Erkennbares Gefälle: Stadt-Land und West-Ost
Doch aktuell überlegen mehrere Bundesländer, angesichts der gestiegenen Kosten Angebote im Nah- und Regionalverkehr zu reduzieren. Im Ländervergleich liegen die Stadtstaaten vorne: In Berlin, Bremen und Hamburg fühlen sich mehr als 80 Prozent der Befragten gut angebunden. In Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind es nur etwa die Hälfte.
Es gibt auch ein Ost-West-Gefälle: Im Westen fühlen sich 31 Prozent nicht gut angebunden, im Osten 40 Prozent. In Städten ab 500.000 Einwohner:innen klappt die Anbindung für 82 Prozent zufriedenstellend, in Städten bis 100.000 Einwohner:innen sinkt der Anteil auf 45 Prozent und in kleinen Orten mit bis zu 5.000 Einwohner:innen sackt die Zufriedenheit auf 24 Prozent ab.
Mangelware: sichere Radwege
Auch sichere Radwege sind Mangelware: Die Teilnehmer:innen wurden ebenfalls gefragt, ob sie sich im Rad- und Fußverkehr sicher fühlen. Das Ergebnis: Nur 44 Prozent gaben an, dass ausreichend sichere Radwege zur Verfügung stünden. 27 Prozent sehen hier Rückschritte und fühlen sich unsicherer als vor fünf Jahren. 48 Prozent sehen keine Veränderungen zu den Vorjahren. Nur 25 Prozent fühlen sich sicherer als vorher. Bei Fußverkehr sehen 62 Prozent keine Veränderung, 23 Prozent fühlen sich unsicherer und nur 15 Prozent sicherer als vor fünf Jahren.
ADFC: Deutschland braucht funktionales Verkehrssystem
Die politische ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann sagt: „Deutschland braucht ein funktionales Verkehrssystem mit dem Fahrrad als leistungsstarkes Verkehrsmittel im Nahbereich. Aber die Bedingungen zum Radfahren sind weiterhin dürftig. Das zeigt auch der ADFC-Fahrradklima-Test: Bei unserer letzten Umfrage sagten sogar 70 Prozent der 245.000 Teilnehmenden, dass sie sich beim Radfahren nicht sicher fühlen.“
Außerdem sagt Lodemann, dass die Fahrradunfälle auf dem Weg zur Arbeit bedenklich ansteigen. „Das muss für die nächste Bundesregierung ein Weckruf sein, den Ausbau sicherer Radwegenetze schneller als bisher voranzutreiben. Sicherheit und zügiges Vorankommen für Radfahrende kommen nicht durch gutes Zureden, sondern nur durch gute Radwege“, so Lodemann.