Google hat seine Suchfunktion schon stark an die Anforderungen des EU-Digitalgesetz DMA angepasst. Ein Experiment soll zeigen, wie die Suche aussieht, wenn man weitergehende Forderungen erfüllt.
Gut acht Monate nach dem Inkrafttreten des europäischen Digitalgesetzes DMA wird Google in einem Experiment in Deutschland bei der Hotel-Suche etliche Angebote aus den Suchergebnissen entfernen. Bislang werden bei einer Suche nach einem Hotel zunächst drei bezahlte Ergebnisse von Spezialsuchmaschinen und Vergleichsportalen wie Booking.com oder Check24 angezeigt. Darunter folgt eine interaktive Karte mit Hotel-Einträgen, auf der auf einen Blick der Preis für eine Übernachtung zu sehen ist, die sogenannten kostenlosen Buchungslinks. Unterhalb der Karte folgen wiederum weitere Hotel-Einträge, die nicht gesponsert wurden. In dem Testlauf sollen nun die Karte und die kostenlosen Buchungslinks verschwinden.
Testlauf in Deutschland gestartet
Google kommt damit zumindest zeitweise in Deutschland sowie auch in Belgien und Estland den Forderungen von Wettbewerbern nach, die verhindern wollen, dass Reisende direkt über die Google-Suchergebnisse ein Hotel buchen können. Nach Beschwerden von Flug-Suchmaschinen wie Kayak hatte der US-Konzern in Europa bereits im März seine Flugsuche (“Google Flights”) eingestellt.
Durch den Test würden einige der Funktionen entfernt, die im Mittelpunkt der Debatte standen, darunter die Karte, die die Lage der Hotels anzeigt, und die darunter angezeigten Hotelergebnisse, schrieb Oliver Bethell, Leiter der Rechtsabteilung von Google in einem Blog-Eintrag. “Stattdessen werden wir eine Liste einzelner Links zu Websites ohne zusätzliche Funktionen anzeigen – ähnlich wie bei unserem alten ´zehn blaue Links´-Format von vor Jahren.” Nach Abschluss des Tests würden die Ergebnisse wieder normal angezeigt. Wie lange der Test exakt dauern wird, teilte Google nicht mit.
Nach den Vorgaben des Digital Markets Acts (DMA) dürfen große Online-Plattformen ihre eigenen Angebote nicht bevorzugen. Die Google-Suche gehört zu den Diensten, die die EU-Kommission im Sinne des DMA als sogenannte “Gatekeeper” (Torwächter) ausmachte. Für sie gelten Vorgaben, die mehr Wettbewerb ermöglichen sollen.
Google versucht seit Jahren oft, auf Suchanfragen von Nutzern neben einer Auswahl an Informationen konkrete Antworten direkt zu liefern. Das sorgte wiederholt für Kritik unter anderem von Spezial-Suchmaschinen, die dem Branchenriesen unfaire Konkurrenz vorwarfen. Google will mit dem Test nun transparent machen, dass weder die Verbraucher noch die Hotel-Branche profitieren, wenn die Forderungen der Wettbewerber erfüllt werden.
IHA kritisiert Rückfall ins “Blue Link”-Format
„Der Hotelverband unterstützt uneingeschränkt die Ziele des Digital Markets Act (DMA), fairen Wettbewerb und mehr Transparenz in digitalen Märkten zu gewährleisten. Wir sind jedoch zutiefst besorgt über unbeabsichtigte Folgen bestimmter Umsetzungen des DMA in der allgemeinen Google-Suche, von denen nur große Online-Plattformen und Gatekeeper wie Booking.com auf Kosten der Hotels profitieren,“ erklärt Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbands Deutschland (IHA).
Die Hotellerie sei auf einen ausgewogenen Zugang zu Verbrauchern bei der Online-Suche angewiesen. “Leider haben jüngste Änderungen in der Google-Suche bereits zu einer Verringerung des Traffics und damit der Chancen für Direktbuchungen geführt. Es ist inakzeptabel, wenn ausgerechnet dominante Online-Plattformen durch die DMA-Umsetzung auch noch bevorzugt und unabhängige Hotels faktisch unsichtbar werden sollen”, so Lindner weiter.
Auch IHA-Geschäftsführer Tobias Warnecke kritisiert, dass der Google-Test wertvolle Funktionen wie Karten, Preisvergleiche und Direktbuchungslinks, die Reisenden Orientierung und Direktbuchungen erleichtern, entfernt. “Für die Hotellerie du die Verbraucher ist dies gleichermaßen ein signifikanter Rückschritt”, sagt Warnecke. Für Verbraucher bedeuteten die Änderung weniger Transparenz, Auswahl und Komfort. Für Hotels, insbesondere unabhängige Betreiber und kleine Unternehmen, erschwere der Rückfall zu einfachen blauen Links auf den Suchergebnisseiten den Wettbewerb: Ihre Sichtbarkeit werde verringert und die Abhängigkeit von Drittanbieter-Plattformen nehme weiter zu.
„Wir erwarten von den Europäischen Institutionen, Fairness, Transparenz und eine direkte Interaktion zwischen Anbietern und ihren Kunden auch auf digitalen Märkten zu fördern und zu sichern, statt die Dominanz weniger mächtiger Online-Vermittler auch noch zu festigen,“ fordert IHA-Vorsitzender Otto Lindner abschließend. dpa/sar