Die thailändische Hotelgruppe sieht sich intensiv nach Häusern in Europa um. Tophotel spricht mit Chief Operating Officer Gilles Cretallaz über die Pläne von Dusit International.
Tophotel: Herr Cretallaz, Dusit hat in der Vergangenheit mehrfach Interesse am europäischen Markt geäußert, 2023 haben Sie mit den Dusit Suites in Athen den ersten Betrieb auf diesem Kontinent eröffnet. Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?
Gilles Cretallaz: Chanin Donavanik, der Inhaber unseres Unternehmens, hegt eine tiefe Bewunderung für Europa, mit einer besonderen Vorliebe für Deutschland. Europa übt auf uns große Anziehungskraft aus, nicht nur wegen der persönlichen Vorlieben von Herrn Donavanik, sondern auch, weil die europäische Kundschaft zu unseren wertvollsten Kunden zählt. Gegenwärtig stellen wir ein Team in Deutschland zusammen, das von dem erfahrenen Berater Peter Dietze von D-CM Europe in Passau geleitet wird.
D-CM Europe fungiert als unser offizieller Vertreter und Markenbotschafter in der DACH-Region. Herr Dietze verfügt über weitreichende Verbindungen zu Family Offices und prüft die Einrichtung eines Fonds, um unsere Expansion in der DACH- und Benelux-Region zu erleichtern. Daneben haben wir unsere Vertriebsabteilung für Deutschland, Österreich und die Schweiz nach Rellingen bei Hamburg verlegt. Dieser Bereich wird von Sales Director Pamela Ide geleitet, die von Hamburg aus innerhalb der Vertriebs- und PR-Agentur Eyes 2 Market agiert.
Wie groß ist die aktuelle Pipeline von Dusit International? Und wo liegen die Schwerpunkte der Expansion?
Sie umfasst aktuell 60 Hotels und viele weitere sollen in Kürze folgen. Derzeit liegt der Fokus klar auf dem asiatischen Raum, mit 20 Projekten in China, jeweils sechs in Indien und auf den Philippinen sowie vier in unserer Heimat Thailand. Wir haben aber auch Projekte in Japan, Myanmar, Vietnam, Malaysia sowie in Bahrain und Saudi-Arabien.
Für die Märkte in Europa und den USA sind wir in diesem Sommer zudem eine neue, vielversprechende strategische Partnerschaft mit der Hostelmarke Generator und Freehand Hotels, einem Entwickler und Betreiber von Erlebnis- und Boutique-Hotels, eingegangen. Beide betreiben derzeit insgesamt 21 Hotels in Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, den Niederlanden, Großbritannien und Nordamerika. Im Rahmen dieser Partnerschaft werden Generator und Freehand Hotels ihr Netzwerk und ihre Stärken bei der Entwicklung von Lifestyle-Hybrid-Unterkunftsmodellen im erschwinglichen Lifestyle-Segment in Europa und den USA nutzen, um Dusit in wichtigen europäischen Reisezielen wie London, Paris und Rom sowie in beliebten Reisezielen in den USA zu etablieren. Im Gegenzug werden wir unsere Expertise in Asien und dem Nahen Osten nutzen, um dort das Boutique-Hotel-Hostel-Hybridmodell von Generator und Freehand Hotels einzuführen.
Mit welchen Vertragsarten expandieren Sie, haben Sie auch Hotels im Eigentum?
Im Eigentum befinden sich etwa zehn Hotels, aber wir verfolgen klar die Asset-Light-Strategie und möchten mit Management- und Franchise-Verträgen wachsen. In Europa sehen wir in erster Linie im Upscale- und Midscale-Segment Chancen. Zum Beispiel mit unseren Marken Dusit D2, Dusit Princess, aber auch mit unserer Economy-Lifestyle-Marke ASAI Hotels.
Könnten Sie sich auch vorstellen, in Europa ins Leisure-Segment einzusteigen?
Durchaus, mit unserer neuen Luxus-Wellnessmarke Devarana – Dusit Retreats. Mit ihr wäre auch ein Einstieg in der DACH-Region vorstellbar, zum Beispiel in Kurstädten mit Thermen. Devarana ist eine Luxusmarke mit umfassendem Service, die intensive Wellness-Erlebnisse anbietet.
Thailand kämpft im HR-Bereich seit der Pandemie mit ähnlichen Problemen wie Europa, wie lösen Sie diese?
Dieses Problem ist bei uns weniger stark ausgeprägt, weil wir mit dem Dusit Thani College und der Food School in Bangkok die Möglichkeit haben, unsere Ressourcen zu optimieren. Wir haben darüber einen sehr guten Zugang zu Talenten.
“Wir gehen für unsere Eigentumshotels von einer Belegungssteigerung auf 75 Prozent aus, 2023 waren es 70 Prozent. Damit würden wir das Vor-Corona-Level von 74 Prozent übertreffen. Außerdem peilen wir ein RevPAR-Wachstum von fünf Prozent an.”
Gilles Cretallaz, COO, Dusit International
Was ist derzeit Ihre größte Herausforderung?
Das sind definitiv die operativen Kosten inklusive der Food-Kosten, der Energiekosten und natürlich auch der Gehälter. Wir arbeiten intensiv daran, diese Kosten zu optimieren, ohne dass unsere Gäste einen Qualitäts- und Serviceverlust hinnehmen müssen. Gleichzeitig verfolgen wir das Ziel, den Pro-Kopf-Umsatz pro Gast zu steigern.
Durch Ratenerhöhungen?
Auch. Es ist aber in der Tat von entscheidender Bedeutung, Veränderungen durch greifbare Produktverbesserungen und eine Steigerung des Gästeerlebnisses zu rechtfertigen. Unser Ziel ist es, die Gäste dazu zu bewegen, ihre Ausgaben in unseren Hotels zu erhöhen, sei es durch bezahlte Spa-Behandlungen oder über das Essen in unseren F&B-Outlets. Der Gesamtumsatz pro verfügbarem Zimmer (TrevPar) ist dabei von größter Bedeutung. Ebenso wichtig ist unsere Fähigkeit, neue, jüngere Gästegenerationen anzusprechen, indem wir ihnen überzeugende Gründe liefern, unsere Reiseziele zu wählen.
Welche wirtschaftlichen Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesetzt?
Wir gehen für unsere Eigentumshotels von einer Belegungssteigerung auf 75 Prozent aus, 2023 waren es 70 Prozent. Damit würden wir das Vor-Corona-Level von 74 Prozent übertreffen. Außerdem peilen wir ein RevPAR-Wachstum von fünf Prozent an. Seit 2023 sind wir bestrebt, ein Wachstum der Hotelerträge von 18 bis 20 Prozent zu erzielen. Dies trägt sich durch das RevPar-Wachstum aufgrund einer höheren ADR- und Belegungsrate sowie durch die Wiedereröffnung unseres Flaggschiffs Dusit Thani Bangkok.
Jüngere Gäste legen Wert auf Nachhaltigkeit, wie ist Dusit hier aufgestellt?
Wir haben 2023 unser gruppenweites „Sustainable Life Program“ gelauncht. Es besteht aus 31 Bausteinen unter dem Dach des „Tree of Life“. Jedes unserer Hotels wird danach überprüft und sein Status quo veröffentlicht.
Die KPIs des General Managers und des Teams werden ebenfalls daran gemessen, wie konsequent die Maßnahmen zur Nachhaltigkeit eingehalten und umgesetzt werden. Wir nehmen dieses Thema sehr ernst. Wie die Hotels dies umsetzen, bleibt ihnen weitgehend selbst überlassen. Wir haben aber verschiedene Schwerpunkte definiert, durch die sich die Hotels auszeichnen können. Zum Beispiel im Bereich Körper und Geist, Gastronomie oder familienfreundliche Aktivitäten. Unser Ziel ist es, mit lokalen Erzeugern partnerschaftlich zusammenzuarbeiten und die Entwicklung der Gemeinschaft zu unterstützen. In allen unseren Hotels in Thailand verarbeiten wir zudem ausschließlich Bio-Reis, sowohl für unsere Gäste als auch für unsere Mitarbeiter. Wir arbeiten dabei direkt mit Kleinbauern zusammen.
Wer verantwortet den Bereich digitale Entwicklung bei Dusit?
Wir beschäftigen 15 Mitarbeiter in unserem Dusit Digital Lab, wozu auch der Bereich Social Media-Marketing gehört. Wir haben dieses Team im vergangenen Jahr mit großem Erfolg zusammengestellt.
Welche Reisetrends sehen Sie aktuell und wie reagiert Ihre Hotelgruppe darauf?
In Thailand beobachten wir eine wachsende Zahl von Kunden aus dem Segment der sogenannten digitalen Nomaden, deren Vorlieben sich im Laufe der Zeit stabilisieren. Darüber hinaus zielen wir auf abenteuerlustige Individualreisende als weitere wichtige Zielgruppe ab. Für die letztgenannte Gruppe haben wir im vergangenen Jahr mit der Eröffnung unserer ersten beiden Hotels in Nepal einen bemerkenswerten Erfolg erzielt: Das Dusit Thani Himalayan Resort Dhulikhel liegt am Fuße des Himalaya-Gebirges und bietet atemberaubende Ausblicke. Und das moderne und einladende Dusit Princess Kathmandu hat einen strategisch günstigen Standort im Herzen der Hauptstadt. Für digitale Nomaden bieten wir spezielle Preise für Langzeitaufenthalte in unseren Hotels und Resorts. Aber auch unsere Luxusvillen „Elite Havens“ sind bei ihnen sehr beliebt. Sie verfügen über fünf bis sechs Schlafzimmer, sodass sich manche Gruppen hier einmieten und den Pool, die Küche und die Loungebereiche gemeinsam nutzen.
Wir interessieren uns auch zunehmend für den Seniorenmarkt und arbeiten aktiv an maßgeschneiderten Angeboten für diese Bevölkerungsgruppe. Vor allem Thailand ist für ältere Reisende sehr attraktiv, die die Kombination aus außergewöhnlichem Service und günstigen Preisen schätzen, die unsere Reiseziele bieten.
Worauf haben Sie sich in diesem Jahr besonders gefreut?
Auf die Wiedereröffnung unseres Flaggschiff-Hotels Dusit Thani Bangkok, die am 27. September erfolgte. Das neue Hotel befindet sich an der gleichen Stelle wie sein ikonischer Vorgänger, der von 1970 bis 2019 Bangkoks Skyline zierte. Es verfügt über 257 Zimmer und Suiten, die alle einen atemberaubenden Blick auf den Lumpini Park bieten. Es wird auch einen der größten Ballsäle der Stadt beherbergen, neben einer Reihe von spannenden Speise- und Getränkekonzepten. Außerdem können sich die Gäste auf unser einzigartiges „Urban Sanctuary“ Deverana“-Wellness-Konzept freuen.