Die politische Lage und die KI-Transformation in der Hotelbranche standen im Mittelpunkt der diesjährigen Herbsttagung der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) im Radisson Blu Hotel Mannheim.
Mit Lösungen für brennende aktuelle Themen wie Cyber-Sicherheit und KI beschäftigte sich die diesjährige Herbsttagung der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) vom 8. bis 10. November im Radisson Blu Hotel Mannheim. Und: Der Verjüngungsprozess des Verbandes setzt sich weiter fort.
In seiner Begrüßungsrede an die HDV-Mitglieder unterstrich Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zu Beginn der Tagung die Bedeutung der Hotellerie für einen Standort. „Die Hotellerie ist der Botschafter des Ortes“, sagte er. Er freue sich, wenn diese sowohl optisch als auch im Umgang mit den Gästen ihre Nähe zur Destination demonstriere, sei es durch Bilder aus der Stadt oder durch Kenntnisse über deren Attraktionen. Mannheim als bedeutender Wirtschaftsstandort böte beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Hotellerie und innovativen Wirtschaftsunternehmen und Institutionen Transformationstouren an. Angesichts der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland, die natürlich auch die Tagungsteilnehmer bewegten, erklärte Schlicht unter anderem: „Wir in den Kommunen müssen Stabilität demonstrieren.“
Gangl: “Politische Scharmützel haben dem Land erheblich geschadet”
Gegenüber Tophotel nahm auch der 1. Vorsitzender der HDV, Jürgen Gangl, General Manager des Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz, zum Scheitern der Ampel-Koalition in Berlin Stellung: „Der Bruch der Ampel demonstriert eine unverantwortliche Herangehensweise an den Regierungsauftrag. Anstatt sich drängenden Herausforderungen des Landes zu widmen, wurden wir Zeugen, wie Koalitionspolitiker sich öffentlich in kontroversen Auseinandersetzungen aufrieben. Diese politischen Scharmützel haben dem Land erheblich geschadet und den Boden für die extremistischen politischen Ränder geebnet“, zeigte sich Gangl überzeugt.
“Deutschland benötigt dringend eine Regierung, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und pragmatische Lösungen umzusetzen.”
Jürgen Gangl, HDV-Vorstand
Blockaden und Verzögerungstaktiken seien in einer Zeit, die nach wirtschaftlicher Stabilität und entschlossenem Handeln verlange, zur Regel geworden. „Deutschland benötigt dringend eine Regierung, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und pragmatische Lösungen umzusetzen.“ Deshalb brauche es schnelle Neuwahlen und einen politischen Neuanfang, um mit klarer Linie der wirtschaftlichen Unsicherheit und dem wachsenden Vertrauensverlust in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Damit sprach der HDV-Vorsitzende auch dem aus Berlin angereisten Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland IHA, Markus Luthe, aus der Seele, der zudem den Ausgang der US-Wahlen mit den Worten kommentierte: „Da ist etwas Fundamentales verrutscht.“ Luthe gab den HDV-Mitgliedern einen Einblick in die für sie relevanten Entwicklungen in den Bereichen Erbschaftssteuer, Hotelmeldepflicht, Pauschalreiserichtlinie, Ratenparität sowie zum Gesetz über digitale Märkte (DMA).
Cybercrime als permanente Bedrohung
Die Themen KI und digitale Sicherheit dominierten die weiteren Vorträge und Workshops der Tagung – und polarisierten. Denn während Rechtsanwalt Peter Hense von Spirit Legal LLP in seinen Rechtstipps zum Thema KI den Nutzen von etwa ChatGPT im Arbeitsalltag in Frage stellte, demonstrierte Hotelier Hermann van Gerrevink von der g2hotels GmbH an praktischen Beispielen wie ein erfolgreicher Einsatz der Software im Hotel Zeit und Kosten sparen kann – vorausgesetzt, ChatGPT werde von seinem Anwender entsprechend trainiert. KI erleichtere seinen Arbeitsalltag und bringe zwischen 20 und 25 Prozent Zeitersparnis, so van Gerrevink.
Steven Schäbel und Markus Schäffter vom Cyber Security-Council schreckten die Tagungsteilnehmer mit ihren Warnungen zum Thema Datensicherheit auf. Die Hotellerie zähle gemeinsam mit der Gesundheitsbranche zu den gefährdetsten Branchen, was das Hacking von Daten betreffe. Beide verarbeiteten sensible und interessante Daten, aus denen Kriminelle Kapital schlagen könnten. Dabei mache die Hotellerie diesen das Leben besonders leicht, weil sie, ausgegeben als Touristen oder Business-Gäste, sogar bedenkenlos über Nacht im Haus bleiben könnten. Cybercrime sei eine permanente Bedrohung und nehme weiter zu. Sie habe Einfluss auf den Tagesbetrieb, auf Finanzierungen, Versicherungen und die Reputation eines Hauses.
Als Schutz vor der Bedrohung empfahlen die Experten in ihrem “Breakout” Minimalismus im Umgang mit IT-Lösungen. Ein schlankes System ermögliche mehr Effizienz und reduziere Risiken. Wichtig seien zudem regelmäßige Wartungen und Updates, die Kommunikation mit dem Team und vor allem auch ein Plan B, mit dem das Haus im Falle eines Angriffs weiter geführt werden könne. Andere Breakouts der Tagung beschäftigten sich mit den Themen Bionic Revenue Management, weiteren KI gestützten Praxisbeispielen in der Hospitality oder wie sich KI mit EI (Emotionaler Intelligenz) vereinbaren lässt.
Qualität mal vier: Exzellente Ausbildungsbetriebe 2024 gekürt
Ein weiterer Höhepunkt der Tagung war die in diesem Jahr zum achten Mal vergebene Auszeichnung zum Exzellenten Ausbildungsbetrieb. 2024 ging sie an das Frankfurt Marriott Hotel, vertreten durch Anke Wehmeier, Director of Human Resources, und Katharina Mackh, Training & Quality Assurance Managerin, an das Hotel Anne-Sophie in Künzelsau, vertreten durch General Manager Christian Helferich und Sarah Biedert, Duale Studentin und Nachhaltigkeitsbeauftragte, an den Öschberghof in Donaueschingen, vertreten durch Maxi Maria Laermann-Morales, Director of Human Resources, sowie an das Le Méridien München, vertreten durch Julia Reitmeier, Director of Human Resources. Alle vier Häuser erreichten im Audit 100 Prozent und sind damit von über 30 Häusern, die in diesem Jahr neu- oder rezertifiziert wurden, die Top-Vier. Die Zertifizierung der Hotels ist eine gemeinsame Aktion der HDV mit der Dekra Assurance.
HDV setzt Verjüngungskurs fort
Weiterhin bemerkenswert bei dieser Tagung: Die HDV-Familie verjüngt sich erfolgreich weiter. So konnte Jürgen Gangl in Mannheim gleich vier neue Juniormitglieder und sechs neue Mitglieder vorstellen: Zu den Juniormitgliedern zählen Alexandra Büchner vom Motel Plus in Berlin, Louis Flamme vom Lind Hotel in Rietberg, Arne Glapa vom Steigenberger Parkhotel Braunschweig und David Schad vom 25hours Hotel Indre in Kopenhagen. Mitglieder wurden Lisa Hafendörfer vom Best Western Plus Hotel Alpenhof in Oberstdorf, Gerold Bos von den Enjoyhotels mit Hotels in Deutschland, Belgien und den Niederlanden, Malte Ahrmann vom Hotel Gut Altona in Dötlingen, Christoph Hoenig vom Neumühle Hotel & Spa in Wartmannsroth, René Schulze vom Yachthafen Resort & Spa Waren Müritz und Michael Naber vom Steigenberger Parkhotel Braunschweig.
Wie empathische und qualitativ anspruchsvolle Hotellerie in der Praxis aussehen kann, bewiesen zudem während der gesamten Tagung Florian Schindler, General Manager des gastgebenden Radisson Blu Hotels Mannheim und sein engagiertes Team.