Die Minor Hotels Group umfasst aktuell 550 Hotels und Resorts mit 80 000 Zimmern in 56 Ländern. In der Schweiz ist die thailändische Gruppe mit zwei NH-Hotels in Bern und Genf präsent. Bis 2026 will Minor weitere 200 Hotels weltweit eröffnen, davon 50 in Europa. Hotel Inside sprach mit Ian Di Tullio, CCO bei Minor Hotels: Wie lauten die Wachstumspläne von Minor in der Schweiz?
MINT, die in Thailand notierte Muttergesellschaft von Minor Hotels, wurde 1967 von William E. Heinecke gegründet. Das erste Hotelprojekt von Minor Hotels, das Royal Garden Resort in Pattaya, Thailand, wurde 1978 eröffnet. Minor Hotels hat sich von einem einzigen Hotel in Thailand zu einer der weltweit größten Hotelgruppen mit über 80 000 Zimmern in mehr als 550 Hotels in 56 Ländern entwickelt. 2018 erwarb Minor 94 Prozent der spanischen NH Hotel Group (329 Hotels weltweit). Zu Minor gehört auch die asiatische Luxusgruppe Anantara (vgl. Hintergründe und Fakten zu Minor im Anhang).
Ian Di Tullio, Sie haben ehrgeizige Wachstumspläne und wollen bis 2026 weltweit weitere 200 Hotels eröffnen. Auf welche Länder, Standorte und Marken konzentrieren Sie sich dabei?
Nun, wir streben eine ausgewogenere Verteilung von Hotels und Resorts auf der ganzen Welt an – mit Hotels in Asien, dem Nahen Osten und Europa. Etwa die Hälfte der mehr als 200 Neuzugänge im Portfolio wird auf Asien entfallen, während in Europa und im Nahen Osten jeweils etwa 50 Häuser hinzukommen werden. Auch in anderen Regionen wie Australien und Neuseeland, Nord- und Südamerika sowie Afrika wird das Portfolio der Marke Minor Hotels erweitert.
Und welche Marken spielen dabei eine Rolle?
Von unseren acht Marken erwarten wir, dass die Marken Anantara, Avani, NH Collection, NH und Tivoli in den kommenden Jahren wichtige Wachstumstreiber sein werden, ebenso wie die neuen Marken, die wir in unser Portfolio aufnehmen werden.
Im Luxussegment gibt es starke und renommierte Marken wie Four Seasons, Mandarin Oriental, Peninsula, Rosewood usw. Wie wollen Sie sich mit Ihrer Luxusmarke Anantara von den erwähnten Brands abheben?
Seit der Eröffnung des ersten Anantara-Resorts in Hua Hin, Thailand, ist die Marke Anantara gewachsen und hat sich nahtlos von der Stadt zum Meer und von der Wüste zum Dschungel weiterentwickelt. Heute gibt es sie in über 20 Ländern in vielen Regionen der Welt, auch in Europa. Was konstant geblieben ist, ist die herzliche und großzügige, thailändisch inspirierte Gastfreundschaft und unser Engagement, unseren Gästen außergewöhnliche Erlebnisse zu bieten. Wo auch immer wir sind, bietet Anantara dem modernen Luxusreisenden eine Welt der Entdeckungen und verbindet ihn mit echten Menschen, Orten und Geschichten an außergewöhnlichen Orten. Wir sind der festen Überzeugung, dass Luxus über die erwartete Luxusausstattung hinausgeht und sich vielmehr auf die Fähigkeit stützt, ein einzigartiges Gefühl von Ort und Zeit zu schaffen.
Von den 200 Hotels, die in Planung sind, sollen rund 50 in Europa realisiert werden. Wie viele davon befinden sich in der Schweiz? Und überhaupt: Welche Rolle spielt die Schweiz für Minor Hotels und wie gross ist das Wachstumspotenzial für NH?
Wir haben derzeit zwei NH-Hotels in der Schweiz, eines in Bern (Bristol) und eines in Genf, und unser Entwicklungsteam prüft aktiv Möglichkeiten, unsere Präsenz in der Schweiz zu erweitern. Wir würden gerne ein Anantara in der Schweiz haben, und es gibt zahlreiche Standorte im Land, die sich für die Marke Anantara sowie für unsere anderen Marken, darunter NH Collection, NH, Avani und Tivoli, eignen würden.
Gibt es denn konkrete Schweizer Projekte?
Nein, noch nicht.
Sie werden in Zukunft vermehrt auf Managementverträge und Franchising setzen und Ihr eigenes Immobilienportfolio von 70% auf 50% reduzieren. Warum?
Minor Hotels verfolgt seit langem einen Asset-Right-Ansatz, bei dem wir den Großteil unseres weltweiten Portfolios besitzen oder pachten. Die Umstellung auf ein leichteres Asset-Right-Modell durch mehr Management- und Franchise-Verträge wird uns helfen, die Expansion unserer globalen Präsenz zu beschleunigen.
Sie haben erklärt, dass Sie 2025 neue Hotelmarken einführen wollen. Was können Sie dazu sagen? Sind diese Marken eher im Economy-, Midscale- oder Luxussegment angesiedelt?
Wir haben viel Arbeit in die Bestandesaufnahme unseres bestehenden Markenportfolios gesteckt und Lücken identifiziert, in denen die Nachfrage nicht gedeckt wird. Wir glauben, dass es eine Möglichkeit gibt, unser Markenportfolio über unsere derzeitigen acht Marken hinaus zu erweitern, um die unbefriedigte Verbrauchernachfrage zu befriedigen und den Hoteleigentümern mehr Optionen zu bieten, insbesondere im Lifestyle-Bereich und bei den Soft Brands. Wir arbeiten an unserem ersten Soft Brand und prüfen, wo wir uns in diesem Bereich positionieren wollen. Minor Hotels wird in den kommenden Monaten und Jahren mehrere neue Marken in verschiedenen Segmenten einführen und bis Ende 2025 möglicherweise auf ein Dutzend Marken anwachsen.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends in der Hospitality-Branche in den nächsten Jahren?
Die Nachfrage nach erlebnisorientierten Reisen wird weiter zunehmen. Die Menschen suchen nach Reiseerlebnissen, die sie mit ihrem Reiseziel verbinden, nach Reisen, die einen Sinn haben und bei denen sie sich selbst entdecken. Die Reisenden legen auch mehr Wert auf Wohlbefinden, insbesondere auf Achtsamkeit, Langlebigkeit und Selbstverbesserung. Viele möchten ihre Reise nutzen, um sich auszuruhen und neue Energie zu tanken, und suchen nach Wellness-Behandlungen und-Angeboten, die über ein herkömmliches Spa-Menü hinausgehen.
Alle sprechen derzeit von künstlicher Intelligenz (KI). Welche Rolle spielt KI bei Minor Hotels? Mit anderen Worten: Wo sehen Sie die Grenzen der digitalen Transformation und KI in Ihren Hotels?
Wir untersuchen derzeit, wie wir generative KI-Tools einsetzen können, um unser Gästeerlebnis zu verbessern und die betriebliche Effizienz in unserem Unternehmen zu steigern. Indem wir unsere digitale Strategie umgestalten und KI einbeziehen, können wir die Konsistenz zwischen unseren physischen und digitalen Angeboten sicherstellen, die Personalisierung erhöhen und eine größere Markenbekanntheit schaffen. Zu den untersuchten Anwendungen gehören auch automatisierte Prognosen, Beschaffung, Kundenselbstbedienung und vieles mehr.
Zurück in die Schweiz. Wie beurteilen Sie eigentlich die Schweizer Hotellerie?
Die Schweiz ist weltweit führend im Gastgewerbe und bekannt für Qualität und Exzellenz. Dies ist einer der Gründe, warum wir eine akademische Partnerschaft mit Les Roches, einer der angesehensten Hotelfachschulen, eingegangen sind, um das Asian Institute of Hospitality Management (AIHM) zu gründen und dessen akkreditierten Lehrplan nach Thailand zu bringen.
Welches sind eigentlich die größten Konkurrenten von Minor Hotels auf dem internationalen Hospitality-Markt?
Unser breit gefächertes Markenportfolio bietet Reisenden ein breites Angebot von der Mittelklasse bis zum Luxus. Wir konkurrieren mit größeren globalen Gruppen und unabhängigen Anbietern, die sich auf Erlebnisluxus und Lifestyle-Angebote spezialisiert haben.
Wer ist aktuell der Eigentümer der Minor-Gruppe? Ist es nach wie vor das thailändische Unternehmen MINT mit Sitz in Bangkok – oder haben sich weitere Investoren an Minor beteiligt?
Inhaber der Gruppe ist nach wie vor «Minor International» (MINT), ein börsennotiertes Unternehmen an der thailändischen Börse. MINT ist eines der größten Unternehmen im Bereich Gastgewerbe, Restaurants und Lifestyle im asiatisch-pazifischen Raum und bedient Kunden in 63 Ländern weltweit. Nochmals: Unsere Vision ist es, außergewöhnliche Erlebnisse zu bieten, die die Wünsche der Kunden vorwegnehmen und erfüllen und die Interessengruppen durch drei Geschäftsbereiche positiv beeinflussen: Minor Hotels, Minor Food und Minor Lifestyle.
Haben Sie die Absicht, eine der grössten Hotelgruppen der Welt zu werden?
Nein. Wir wollen nicht die größte, sondern die profitabelste Hotelgruppe aufbauen. Zusätzlich zum Wachstum unseres Hotelportfolios setzen wir auf eine leichtere Asset-right-Strategie. Wir investieren weiterhin in unsere Hotel-, Kulinarik- und Wellness-Bereiche, um unseren Gästen sinnvolle und bereichernde Erfahrungen zu bieten. Da die Nachfrage nach langsamen Reisen steigt, diversifizieren wir unser Angebot, indem wir die Marke Anantara auf Bahnreisen in Vietnam und Bootsreisen mit dem Loy Pela in Bangkok und den Mekong Kingdoms in Laos ausweiten. Im Bereich Essen und Trinken entwickeln wir unsere gastronomischen Konzepte wie Seen und Guilty weiter und eröffneten das Café Wolseley Bangkok, die erste Expansion der Wolseley Hospitality Group nach Asien. Wir reagieren auch auf die wachsende Nachfrage nach Wellness über das traditionelle Spa-Menü hinaus, indem wir im Laufe dieses Jahres unsere neue Layan Life Wellness-Anlage in Phuket eröffnen.
Ian Di Tullio, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Zahlen & Fakten 2024
- Minor Hotels Europe & Americas erwirtschaftete in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 einen Umsatz von 1,15 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 11,5% gegenüber den 1,03 Milliarden Euro aus dem ersten Halbjahr 2023 entspricht.
- Der Nettogewinn des Unternehmens stieg auf 71 Millionen Euro und bedeutet ein Plus von 57,4% gegenüber den 45 Millionen Euro des ersten Halbjahres 2023.
- Steigerung der durchschnittlichen Tagesrate (ADR) auf 143 Euro und 5,6 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert von 135 Euro.
- Die Auslastung lag im ersten Halbjahr 2024 bei durchschnittlich 67,6%, was einem Wachstum von 1,4 Prozentpunkten entspricht.
- Das EBITDA stieg im ersten Halbjahr um 11,4% auf 298 Millionen Euro an; Gründe dafür waren die starke Nachfrage sowohl im Geschäfts- als auch im Freizeitreisesegment sowie die kontrollierte Gestaltung der Betriebskosten.
- Minor Hotels Europe & Americas konnte damit seine Nettoverschuldung in der ersten Jahreshälfte um 24 Millionen Euro auf 241 Millionen Euro reduzieren, trotz der für das erste Quartal typischen saisonalen Schwäche und Investitionen in Höhe von 77 Millionen Euro.
- Die Liquidität des Unternehmens ist mit 537 Millionen Euro zum 30. Juni 2024 weiterhin solide: 229 Millionen Euro an Barmitteln und 308 Millionen Euro an nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien.
- Alle Regionen entwickelten sich stark im ersten Halbjahr 2024:
Spanien: Umsatzsteigerung von 14%, Auslastung von 74% (2 % Wachstum), Steigerung der ADR um 9% auf 146 Euro; Madrid als am schnellsten wachsende Stadtdestination;
Italien: Umsatzsteigerung von 4%, Auslastung von 67% (1% Wachstum), Steigerung der ADR um 5% auf 185 Euro; Venedig übertraf Mailand und Rom;
Mitteleuropa: Umsatzsteigerung von 9%, Auslastung von 65% (3% Wachstum), Steigerung der ADR um 6% auf 123 Euro; Starke Entwicklung bei allen Destinationen;
Benelux: Umsatzsteigerung von 6%, Auslastung von 66% (2% Wachstum), ADR konstant mit 156 Euro; Brüssel und die Kongresszentren am stärksten;
Lateinamerika: Umsatzsteigerung von 10%, Auslastung von durchschnittlich 63%, Steigerung der ADR um 8% auf 86 Euro; beste Ergebnisse aus Mexiko und Kolumbien;
Minor-CEO Dillip Rajakarier.
Über Minor Hotels
Minor Hotels ist eine internationale Hotelgruppe, die über 550 Hotels, Resorts und Residenzen in 56 Ländern betreibt und als Vision das Ziel einer passionierteren und vernetzteren Welt verfolgt. Als Hoteleigentümer, -betreiber und -investor mit einem vielfältigen Portfolio aus acht Hotelmarken – Anantara, Avani, Elewana Collection, NH, NH Collection, nhow, Oaks und Tivoli – sowie einer Reihe damit verbundener Geschäftsbereiche «deckt Minor Hotels die Bedürfnisse und Wünsche der Reisenden von heute», so Minor in einer Medienmitteilung. Minor Hotels beschleunigt sein globales Wachstum und strebt an, bis Ende 2026 mehr als 200 Hotels zu eröffnen. Auch in der Schweiz will die Gruppe neue Hotels eröffnen. Im Fokus stehen dabei die Luxusmarke Anantara und die Marke NH Hotels. Aktuell betreibt die Minor Hotel Group in der Schweiz zwei Hotels in Bern und Genf (NH).
Bildlegende Hauptfoto: Ian Di Tullio, CCO der Minor Hotel Group.