Andreas Stöckli ist seit mehr als zehn Jahren General Manager im Hotel Schweizerhof in Zürich. Das im Jahr 1876 als „Hotel National“ eröffnete Haus ist seit kurzer Zeit als 5-Sterne-Hotel klassifiziert. Damit spielt der Schweizerhof in Zürich im Markt der Luxushotellerie? Rolf Westermann, Mitglied der Chefredaktion der deutschen ahgz, sprach mit Andreas Stöckli über Luxus, reiche Gäste und Investitionen.
Andreas Stöckli, Sie sind seit einer Dekade Chef eines großen Luxushotels mitten in Zürich. Was bedeutet das für Sie?
Für mich ist es ein großes Privileg. Der Schweizerhof ist ein familiengeführtes Hotel, es agiert völlig unabhängig von Banken. Ich habe eine sehr große gestalterische Freiheit, um dieses Haus für die Zukunft fit machen.
Der Schweizerhof war lange ein 4-Sterne-Haus, seit kurzem trägt er 5 Sterne. Warum brauchen Sie die?
Der Schweizerhof wurde vor fast 150 Jahren als Grandhotel eröffnet. Im Laufe der Zeit erlebte das Traditionshaus verschiedene Klassifizierungen, einschließlich Phasen als 3-Sterne-Hotel und zuletzt als 4-Sterne-superior-Hotel. Der Wechsel zur 5-Sterne-Kategorie ist somit auch eine Rückbesinnung auf die glanzvolle Vergangenheit. Wir haben viel Geld investiert, um das Haus luxuriöser zu machen und es auf 5 Sterne zu positionieren. Dort liegt die Zukunft des Marktes. Das Luxussegment wird immer größer und davon möchten wir profitieren.
Gibt es nicht eher zu viele Luxushotels in Zürich?
Es gibt global immer mehr Millionäre und Milliardäre. Die Schweiz ist für diese Zielgruppe hochattraktiv. Wer nach Zürich kommt, weiß, dass es ein bisschen Geld kostet.
Das Hotel wurde 1876 als Hotel National erbaut und ein Jahr später eröffnet. Seither gab es mehrere Erweiterungen, Umbauten und Namensänderungen. Was ist in den vergangenen Jahren geschehen?
Es gab zuletzt wegweisende Modernisierungen und Verbesserungen im Gesamtwert von rund 15 Millionen Franken. Wir haben die Zahl der Zimmer von 115 auf 95 reduziert. Aber das reicht noch nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass wir noch einmal 10 Zimmer herausnehmen.
Haben sich die Investitionen gelohnt?
Ja, wir erzielen jetzt mehr Umsatz mit weniger Zimmern.
Was planen Sie für 2025?
Wir können im Durchschnitt 2 Millionen Euro aus dem Cashflow pro Jahr investieren. Das machen wir seit 30 Jahren so. 2025 wollen wir den Konferenzbereich für 1,4 Millionen Euro auffrischen, 2026 das Restaurant. Dann ist das Haus einmal komplett durchrenoviert. Wir können das selbst stemmen und unabhängig bleiben.
Die Schweiz hat 2023 einen Rekord-Tourismus erlebt, der 2024 sogar nochmal überboten werden könnte. Profitiert auch Zürich und speziell der Schweizerhof davo
Zürich ist besser unterwegs als letztes Jahr. Wir konnten Ratensteigerungen durchsetzen, dafür geht das Volumen ein bisschen runter. Die Durchschnittsrate liegt bei 425 Franken (rund 453 Euro), die Belegung bei 80 Prozent.
Quelle & Copyright: ahgz. Autor: Rolf Westermann. Das Interview ist als Erstveröffentlichung auf der deutschen Online-Fachplattform ahgz erschienen.
Wer ist Andreas Stöckli?
Andreas Stöckli ist seit Mai 2014 Direktor des Hotels Schweizerhof Zürich. Er war zuvor zehn Jahre bei der Radisson-Kette tätig, unter anderem vier Jahre als General Manager im 420 Zimmer Hotel Radisson Blu Frankfurt und zuletzt im Radisson Blu Hotels in St. Gallen. In seiner Karriere arbeitete Stöckli in namhaften Häusern wie dem Suvretta Haus in St. Moritz, dem Grand Roche Hotel in Südafrika oder dem Pier One Restaurant auf den Bahamas. Der Schweizerhof (heute 5 Sterne, 95 Zimmer) wurde 1876/77 als „Hotel National“ eröffnet und hat viele Umbauten und unterschiedliche Klassifizierungen hinter sich gebracht. Das Hotel gehört zu World Hotels und BWH-Hotels Central Europe.
Bildlegende Hauptfoto: Andreas Stöckli, General Manager Schweizerhof Zürich.