Zukunftsrelevante Themen für die Branche diskutieren – darum ging es beim Mitgliedertreffen des Planer- und Beraterverbands FCSI in Zürich.
Auf der diesjährigen Convention des FCSI Europe, Middle East and Africa (EMEA) in Zürich standen unter dem Motto “‘Earth” die fünf Themen Economy, Agriculture, Recruiting, Time und Health im Mittelpunkt. Das internationale Netzwerk, darunter der FCSI Deutschland-Österreich, traf sich im The Circle Business Hub, um zukunftsweisende Ideen für Food-Systeme, Arbeitsmodelle und Nachhaltigkeit zu diskutieren.
Veranstaltungsort war The Circle Business Hub am Flughafen Zürich, der mit einem 8.000 Quadratmeter großen Park, rund 5.000 vernetzen Arbeitsplätzen und digitaler Infrastruktur als Modell für multifunktionale Premium-Architektur gilt. „Wir verbinden Menschen, Unternehmen sowie die kompetentesten und neugierigsten Köpfe miteinander”, fasste Head of The Circle Stefan Feldmann den Anspruch des Centers zusammen, in das rund 1,2 Milliarden Schweizer Franken investiert wurden.
Klare Visionen – ökonomisch und ökologisch
Ein zentraler Punkt der zweitägigen Konferenz war die wirtschaftliche und ökologische Zukunft der Gastronomie. Markus Segmüller, Betreiber des Rooftop-Restaurants “Sablier”, betonte die Bedeutung von Effizienz und klaren Visionen in der Betriebsführung: “Jedes Prozent macht einen Unterschied – bei Personalkosten wie beim Wareneinsatz. Für eine Reise braucht man eine klare Vision.”
Ein solche hat auch Maya Ladner, Agro Food-Expertin an der ZHAW School of Life Siences and Facility Management: „Die Lebensmittelproduktion ist einer der Hauptgründe für den Verlust an Diversität und den Verbrauch von Frischwasser. Wir müssen sie neu denken – weg von einer Kette mit wechselnden Verantwortlichkeiten hin zu einem regenerativen System, in dem alle gemeinsam daran arbeiten, dass wir Nachhaltigkeit nicht mehr nur als Stopp weiterer Zerstörung begreifen, sondern als Auftrag, bereits Verlorenes, wenn möglich, zu reparieren.”
Flexibilität und positive Führungskultur
Beim Thema Recruiting stand die Frage im Mittelpunkt, wie Arbeitgeber attraktive Bedingungen für zukünftige Mitarbeiter schaffen können. HR-Berater Jon Sharp kommentierte die aktuellen Herausforderungen bei der Besetzung von Positionen. „Ich arbeite lieber mit jemandem, der acht Stunden in der Woche einen Home Run nach dem anderen schlägt, als mit Personen, die in 40 Stunden nur einmal ins Schwarze treffen.” Sein Rat: „Arbeitgeber müssen Mitarbeiter ebenso glücklich machen wie ihre Kunden. Dabei ist Authentizität der Schlüssel!”
Das gelte vor allem für die junge Generation angehender Führungskräfte, wie Valeria Walther und Jamie Rizzi vom Next Gen Tourism Board des Kantons Graubünden darlegten. Sie unterstrichen die Bedeutung individueller Beschäftigungsmodelle, positiver Führungskultur und fairer Bezahlung für ihre Altersgenossen. „Priorisieren Sie Flexibilität über Tradition und durchbrechen Sie die Barrieren zwischen den Generationen”, so die Empfehlung der Nachwuchs-Hoteliers an die versammelten FCSI-Planer und Berater.
Der gesundheitliche Aspekt, sowohl für Mensch als auch Planet, kam ebenfalls nicht zu kurz. Professor und “Food Architect” vom Institut für Food & Beverage an der ZHAW, Tilo Hühn, mahnte dazu, die Erde nicht nur zu schützen, sondern aktiv zu heilen. Da für die meisten Menschen auch in Zukunft der Preis ihres Essens ein entscheidender Faktor sein werde, brauche es eine Evolution des Lebensmittelsystems jenseits von Nachhaltigkeit sowie attraktives Storytelling, um das Verhalten der Konsumenten positiv zu beeinflussen.
Einfachheit ist Wertschätzung
Bestsellerautorin und Influencerin Yaël Meier legte in ihrer Keynote am zweiten Kongresstag den Fokus auf die Gen Z. Sie präsentierte dem Publikum eine detaillierte Analyse des Nachwuchses – inklusive der Gründe, warum dieser wenig Interesse an einer Karriere in der Hospitality-Branche hat. Demnach halten unattraktive Aufgaben, mäßige Bezahlung, mangelndes Identifikationspotenzial und unflexible Arbeitszeiten die Jugend davon ab, ihre berufliche Zukunft in der Gastronomie zu suchen. Ändern lasse sich dies zum Beispiel mit mehr Digitalisierung. „Wir sind an sehr bedienerfreundliche, einfache Services im Internet gewöhnt und erwarten diese auch an unserem Arbeitsplatz”, erklärte Meier. „Wir wollen Verantwortung übernehmen und lernen. Aber wir erwarten auch Respekt und Perspektiven.”
Welches Potenzial im Branchennachwuchs steckt, bewiesen anschließend drei Teams aus Studierenden, die innerhalb von 24 Stunden die Aufgabe hatten, Verpflegungskonzepte für das Krankenhaus von morgen zu erarbeiten. Ihr Einfallsreichtum beeindruckte die Fachjury, die das Team von Mariia Krasnikova, Lucia Seidl und Mirthe Wierenga für ihre nachhaltigen Lösungen mit einem Preis auszeichnete.
Jahreshauptversammlung des FCSI Deutschland-Österreich
Einen Tag vor der Hauptkonferenz fand auch die Jahreshauptversammlung des FCSI Deutschland-Österreich statt, bei der zukünftige Aktivitäten für 2025 vorgestellt wurden. Dazu gehören unter anderem Regionaltreffen in Süddeutschland, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg. Fortgesetzt wird auch das Train-the-Trainer-Programm, bei dem FCSI-Mitglieder die Methoden des Design Thinking lernen und weitergeben. Der Verband will außerdem am internationalen Förderprogramm EPiC (Emerging Professional Consultants), das junge Planer und Berater fördert, teilnehmen.
Die FCSI Convention endete mit einer Gala im Restaurant Sablier. Frank Wagner, Präsident von FCSI EMEA als auch von FCSI Deutschland-Österreich, zog ein zufriedenes Fazit: „Die Mitgliederversammlung und der Workshop haben wieder einmal gezeigt, wie sehr es sich lohnt, in Kommunikation, Kollaboration und Kooperation zu investieren. Wir müssen uns auf den Wandel vorbereiten, der auf uns zukommt, das hat die EARTH-Konferenz mit ihren Schwerpunkten auf der Zukunft und der Gen Z nachdrücklich herausgestellt.”
Die nächsten Konferenzen des FCSI finden 2025 in Wien (Deutschland-Österreich), 2025 in Vietnam (Asia Pacific) und 2026 in Liverpool (EMEA) statt. red/sar