Wohin geht die Reise beim Hoteldesign? Und welche Anforderungen stellen Hoteliers an Materialien und Farben? Darüber spricht Geschäftsführer Dirk Schwitt vom Unternehmen Ulmrich.
Hotel+Technik: Herr Schwitt, Branchenumfragen zeigen ein eher verhaltenes Sommergeschäft – spüren Sie bei Ihren Kunden schon eine gewisse Zurückhaltung bei neuen Aufträgen?
Dirk Schwitt: Nein, unsere Bücher sind gut gefüllt. Unser Kundenstamm besteht aus mittelständischen Hoteliers, die sehr gut wirtschaften können und ihre Investitionen mit Bedacht planen. Mittelständische Hoteliers sind in der Regel solventer als Ketten, weil sie nicht nach KPIs geführt werden beziehungsweise langfristig planen und nicht auf Shareholder-Values ausgerichtet sind. Zudem sind Investitionen derzeit gut planbar, die Materialpreise haben sich wieder eingependelt, mit überraschenden Preiserhöhungen ist nicht zu rechnen. Unsere Herausforderungen liegen eher darin, genügend gute Mitarbeiter zu finden.
Sie bieten Ihren Kunden Termine in Ihrem Showroom mit 18 Musterzimmern an. Wird dieses Angebot häufig angenommen oder setzen sich eher digitale Vertriebsmethoden durch?
Eine reine Onlineberatung geht bei uns quasi gegen Null. Die meisten unserer Kunden werden vom Außendienst persönlich besucht. Er erfasst dabei den Bestand, nimmt Aufmaß und macht Fotos und Pläne vom Hotel. Uns all diese Informationen digital zu vermitteln würde die meisten unserer Kunden überfordern. Sie laden für erste Informationen gern mal einen Downloadlink herunter oder öffnen ein PDF. Viele möchten die Pläne und Renderings dann aber ausgedruckt sehen. Unser Showroom wird von etwa zehn Prozent unserer Kunden besucht. Das sind vor allem Kunden, die seit Längerem nicht mehr investiert haben, oder Neukunden, die manchmal gar keine Vorstellung davon haben, wie ihr Hotel später aussehen soll. Manche zeigen uns dann ein Handy-Foto und sagen: „So etwas gefällt mir.“
“Investitionen sind derzeit gut planbar, die Materialpreise haben sich wieder eingependelt.”
Und wie digital ist Ihr Unternehmen?
Wir arbeiten in der Konstruktion selbstverständlich mit einer CAD-Software und in der Verwaltung mit einem PPS-System. Wir legen für jeden Kunden eine digitale Projektakte an. Unsere Produktionsstätte verfügt über ein modernes durchgängiges Fertigungssystem mit automatisierten, digital unterstützten Prozessen. Über unsere EDV laufen die Projekte quasi direkt in die liegende Plattensäge. Natürlich mit optimierter Platteneinteilung für maximal effiziente Nutzung der Plattenmaterialien. Eine automatische Kanten-Anleimmaschine sorgt zuverlässig für eine perfekte Kante, und im 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum erfolgt dann die schnelle und exakte Fertigung der Möbel. Die von uns produzierten Möbel werden vormontiert, gegebenenfalls mit Elektroanschlüssen und Beschlägen. Dies beschleunigt die Endmontage vor Ort.
Woher beziehen Sie die Materialien für die Einrichtungsgegenstände, und welche Rolle spielt dabei das Thema Nachhaltigkeit?
Wir kaufen bei bekannten Herstellern ein, teilweise geht dies über den Großhandel. Zu unseren Lieferanten zählen beispielsweise die Firma Pfleiderer mit Holzwerkstoffen, Stoffhersteller JAB Anstoetz oder der Bodenbelagshersteller Amtico. Grundsätzlich achten alle Hersteller mehr auf Nachhaltigkeit. In jüngerer Zeit binden wir zunehmend nachhaltig produzierte Materialien in unser Angebot ein. Wir beziehen zum Beispiel von dem dänischen Hersteller Dansk Wiltn Schafwollteppiche, die nicht eingefärbt werden. Ihr Design entsteht durch den Mix der natürlichen Schafwollfarben. Die Firma Saviola aus Italien bietet Spanplatten, die ausschließlich aus Recyclingmaterial produziert werden, und der Stoffverlag Höpke hat Stoffe im Sortiment, die aus recyceltem Meeresplastik hergestellt werden.
Fragen Ihre Kunden gezielt nach nachhaltigen Materialien?
Bisher eher nicht. Sie setzen es als selbstverständlich voraus, dass wir nicht mit gesundheitsschädigenden Materialien arbeiten. Wenn wir ihnen dann erklären, dass die Vorhänge aus recyceltem Plastik sind, sind sie begeistert und verwenden dies auch beim Storytelling über ihre Betriebe. Was die Einrichtung anbelangt, ist die Hotellerie ohnehin eine eher nachhaltige Branche mit Renovierungszyklen von etwa 15 Jahren.
Welche Trends erleben Sie derzeit bei Materialien und Farben?
Es werden definitiv wieder mehr Holzwerkstoffe nachgefragt, entweder Spanplatten mit Holzfurnier oder Massivholz. Man muss dabei bedenken, dass Massivholz auch negative Eigenschaften hat, da es mehr arbeitet und mehr Gewicht hat als furnierte Platten. Bei den Polsterstühlen werden definitiv mehr Massivholzanfertigungen nachgefragt, aus Eiche oder Buche beispielsweise. Bei den Farben dominieren weiterhin Naturfarben. Out sind dabei die bis vor Kurzem noch so beliebten Kontraste, bei denen dann beispielsweise in einem Zimmer mit Naturfarben ein roter Sessel steht.
Welche besonderen Wünsche äußern Ihre Kunden sonst noch gern?
Viele wollen Motel One imitieren und das Foyer zum Frühstücksbereich ausbauen, was ja nicht schlecht ist. Andere hätten gern ein Boutique-Hotel. Das scheitert dann aber meistens an der Bereitschaft, jedes Zimmer individuell auszustatten und mehr Dekorationsgegenstände einzusetzen. Eine deutliche Steigerung erleben wir bei der Nachfrage nach Zimmern mit Kitchenette. Sie stellen bereits etwa zehn Prozent unserer Zimmeraufträge.