Am Donnerstag (29.8.) findet in Zürich erstmals ein Städtetourismus-Kongress („Zürich Experience“) statt. Fest steht: Städtereisen sind ein Wachstums- und Innovationstreiber des Schweizer Tourismus – und indirekt auch der Hotellerie. Hotel Inside publiziert die wichtigsten Erkenntnisse aus der jüngsten Städtereisenstudie 2024 im DACH-Raum.
Städtereisen liegen voll im Trend. Sie sind in der Schweiz, in Deutschland und Österreich (DACH) äußerst beliebt. Das ergab eine Studie von Project M in Zusammenarbeit mit Saint Elmo‘s Tourism. Aber welche Städte sind besonders beliebt? Haben es auch Schweizer Städte wie Zürich, Basel oder Bern in die Top-Liste der europäischen Städtedestinationen geschafft? Und was treibt die Menschen zu Städtereisen an?
Mit der bereits dritten Auflage der Städtereisenstudie und der repräsentativen Bevölkerungsbefragung von 6000 städtereiseaffinen Personen in Deutschland, Österreich und der Schweiz liegen neue Erkenntnisse zum Städtetourismus 2024 vor.
Aus Studie und Umfrage geht hervor: Städtereisen gehören für Städtereisende aus dem DACH-Raum jedes Jahr auf die Ferienliste – und zwar mindestens einmal pro Jahr. Mehr noch: Über die Hälfte der Befragten hat aktuell feste Pläne für eine Städtereise oder diese bereits gebucht.
Die gestiegene Preissensibilität der Reisenden führt zwar dazu, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis im Rahmen des Städtetrips stimmen muss. Jedoch lösen die generellen Preissteigerungen keinen Verzicht auf Städtereisen aus. Städte im DACH-Raum oder im benachbarten Ausland werden zum Großteil weiterhin entweder gleich oft oder sogar noch häufiger bereist.
Was wollen Städtereisende?
Aber was wollen Städtereisende? Bekannte Metropole oder Hidden Champion? Eher die „Must-See-City“, „Event-City“, „Historic Highlight“ oder doch die „Grüne Stadt“ mit einem Ausflug auch in das Umland?
Auszüge der Studie zu den Top-10-Städten in Europa zeigen: Berlin, Paris und Hamburg sind bei den Städtereisenden als erstes im Kopf, wenn es um private Städtereisen im Jahr 2024 geht. Mit Wien (Platz 6) und München (Platz 8) kommen vier der zehn bekanntesten Städte aus dem DACH-Raum. Unter den Top-10 sind keine Schweizer Städte aufgeführt.
„Die Top-Platzierung Berlins zeigt, dass die Marke unserer Stadt stark und intakt ist“, sagt Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin. „Die Welt sieht uns positiv. Dazu ist Berlin das beliebteste Städtereiseziel Deutschlands. Das verdanken wir vielen Akteuren, die sich in unserer Stadt täglich dafür engagieren. Rund 60 Prozent unserer Gäste im vergangenen Jahr kamen aus Deutschland.“
Was sind die Leitmotive für Städtereisen 2024?
Sehenswürdigkeiten sind nach wie vor mit Abstand das Hauptmotiv für Städtereisen. Aber für jeden zweiten Städtereisenden spielen das kulinarische Angebot und das urbane Flair ebenfalls eine große Rolle. Erlebbare Stadtkultur, vielseitige Urbanität und typischer Genuss an originellen und besonderen Schauplätzen sind wichtige Aspekte einer Städtereise. Wer aber als Stadt nicht zu den „Must-See-Cities“ gehört, muss für den Erfolg im Städtetourismus die eigenen Besonderheiten und Differenzierungsmerkmale sowie die richtigen Botschaften und Anlässe prägnant herausstellen.
Es gibt viele Städte, die nicht als „Must-See-Städte“ gelten, aber in einzelnen Themenbereichen der Kultur, der Lebensart und Stadtszene oder der Stadtgeschichte, Museen, Sonderausstellungen oder Events punkten. Auch stadtspezifische Sehenswürdigkeiten oder besonderen Lagen, z. B. am Wasser, ziehen.
„Es gibt einzelne quellmarktspezifische Unterschiede. Zum Beispiel, dass für Schweizer Gäste das Thema Gastfreundschaft etwas wichtiger ist oder diese Gäste mehr Wert auch auf ein attraktives Shoppingangebot legen. Übergreifend lässt sich aber sagen, dass nach den großen Sehenswürdigkeiten insbesondere das Flair einer Stadt und die echten Begegnungen mit den Menschen in den Stadtquartieren auf der Wunschliste stehen. Dabei gilt es, das Verhältnis von Lebens- und Erlebnisraum nicht zu überstrapazieren. Aber solche Effekte wie in Amsterdam oder Barcelona gibt es in dieser Ausprägung in den DACH-Städten nicht. Ganz wenige Ausnahmen treten als Belastungsspitzen nur sehr vereinzelt und nur saisonal auf“, sagt Peter C. Kowalsky, Geschäftsführer bei Project M.
Vorteil: Die Wünsche der Gäste kennen
Entscheidend ist auch das Wissen um die Wünsche der Gäste: Wer seine Zielgruppe gut kennt und sich auf diese auch ausrichtet, hat sichtbare Vorteile im Wettbewerb. Auf die Frage, wie kleinere Städte angesichts des verstärkten Aufmerksamkeitswettbewerbs Markenbotschaften strategisch gestalten und einsetzen können, um ihre Identität und Attraktivität herauszustellen, antwortet Harry John, Senior Client Manager Market Switzerland bei Saint Elmo’s Tourism: „Back to the roots – sich auf seine Wurzeln und Stärken besinnen, die DNA klar herausstreichen und mit spannenden Geschichten aufbereiten. Fokus auf Produkt und Angebot, Erlebnisse inszenieren sowie enge Kooperationen mit Partnern innen und außen. Das Einzigartige seiner Stadt aufzeigen, in den entsprechenden Communities mit Emotionen die Attraktivität steigern und (digital) Nachfrage generieren.“
Faktor Nachhaltigkeit & digitale Kompetenz
Städtereisende legen großen Wert darauf, dass ihr Urlaub sozial und ökologisch verträglich ist. Dabei wird insbesondere vor Ort auf nachhaltiges Handeln geachtet – sei es beim Thema Mobilität und der Nutzung von ÖV oder beim Konsum von regionalen Produkten. Auch der Faktor einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt („Bikeable-/Walkable-City“) wird immer entscheidender.
Statt der Zertifizierung von Hotels sind den Gästen kleinere, sichtbare Maßnahmen wie eine „nicht tägliche Zimmerreinigung“ wichtiger. Im Bereich digitale Kompetenz werden Online-Buchung, Online-Payment und digitale Besucherlenkung zu Grundvoraussetzungen im Service.
Wie man Nachhaltigkeit im Städtetourismus umsetzt? „Wir glauben, dass Nachhaltigkeit nicht funktionieren wird, wenn wir nur Regeln aufstellen oder Verbote erlassen, sondern es wird dann funktionieren, wenn es Spaß macht. Unser Treiber war es zu sagen, lasst uns ein Food-Festival machen, wo man Nachhaltigkeit schmecken kann, anfassen kann, erleben kann, durch den Kontakt zu regionalen Produzenten auch wirklich fühlen kann“, erklärt Michael Otremba, Geschäftsführer von «Hamburg Tourismus».
Städte wieder mit Leben zu füllen
„Die Funktion der Innenstadt hat sich gewandelt von einem reinen Einkaufsort zu einem viel stärkeren kulturellen Ort, ein Begegnungsort, einem Raum für Erlebnis. Und da spielt der Tourismus eine zentrale Rolle – die Qualitäten, den Lebens- und Erlebniswert der Städte wieder mit Leben zu füllen“, sagt Peter C. Kowalsky, Geschäftsführer Project M, auf die Frage nach dem Wandel der Städte und Innenstädte und was der Tourismus beitragen kann, um diese zu stabilisieren.
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Städtereisenstudie 2024 von Project M in Zusammenarbeit mit Saint Elmo‘s Tourism, dem Europäischen Tourismus Institut und dem Deutschen Tourismusverband e.V. vergleicht die Bekanntheit, Beliebtheit und Themenkompetenz von über 170 Städtereisezielen in ganz Europa. Der Fokus liegt auf den volumenstarken Quellmärkten Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch weil für viele Städte der eigene Binnenmarkt eine hohe Relevanz für die Nachfrage und Auslastung hat.
Zudem erfasst die Studie Nutzerdaten zu Reisemotiven, Informations-/Buchungsverhalten sowie zukünftigen Reise- und Erlebnisvorlieben nach unterschiedlichen Zielgruppentypen inklusive deren Ansprüche von der richtigen Ansprache und Inspiration bis zu Vorstellung und Anforderungen an einen nachhaltigen Städtetourismus.
Das Wissen zu Städtereisen bietet verantwortlichen Touristikern, Stadt- und Citymanagern als auch der Stadtentwicklung eine wichtige Grundlage für die passgenaue, effektive Vermarktung, Angebots- und Erlebnisentwicklung.
Das Besondere der Städtereisenstudie ist die Möglichkeit zur Individualisierung für die eigene Stadt, um noch differenziertere Aussagen von 6000 städtereiseaffinen Personen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Sinus-Meta-Milieus für die eigene Stadt zu erhalten. Weitere Informationen und Hintergründe:
https://www.eti-institut.de/de/stadtereisenstudie-2023-2024/_p
Stadtereisenstudie 2024 Ergebnisbericht (PDF)
Stadtereisenstudie 2024 Kurzfassung (PDF)
Top-10-Schweizer Städte
Unter den Must-See-Städten in Europa ist Zürich die einzige Schweizer Stadt, die es in die Top-10 geschafft hat. In der Vergleichsgruppe der Historic Highlights sind die Schweizer Städte Chur und Thun aufgeführt. In der «Kategorie» Event Cities sind Basel, Lausanne, Lugano, Bern und Montreux erwähnt. Bern hat es hier auf Platz 4 geschafft, Genf auf Platz 10. Als besonderes «grüne Städte» (Nachhaltigkeit) gelten in der Schweiz Biel, Luzern, Zug, St. Gallen und Schaffhausen.
Städtetourismus-Kongress «Zürich Experience»
Ort: Zürich-Flughafen. The Circle Convention Center.
Datum: Donnerstag, 29. August 2024
Zeit: 08.00 bis 17.15 Uhr
Am Donnerstag, 29. August 2024, findet zum ersten Mal der Kongress «Zürich Experience – The Summit for Urban Tourism» statt. Unter dem Leitthema «Tourismus neu denken» wollen die Organisatoren Chancen und Herausforderungen der Branche diskutieren. Am Anlass im Circle Convention Center am Flughafen wolle man «die Rolle Zürichs in einer sich wandelnden globalen Tourismuslandschaft neu definieren», wird Zürich-Tourismus-Direktor Thomas Wüthrich in einer Medienmitteilung zitiert.
Der Städtetourismus-Kongress richtet sich an ein breites Publikum aus dem Tourismussektor, an das erweiterte Tourismussystem Zürich, an Politikerinnen und Politiker sowie nationale Partnerinnen und Partner aus der Tourismusbranche.
Die erste Ausgabe von «Zürich Experience» thematisiert das vielfältige Zusammenspiel der Bevölkerung, den Gästen, der Kultur, der Architektur, dem Detailhandel sowie den touristischen Anbieterinnen und Anbietern. Zu erwarten sind namhafte Key Note Speakers wie Thomas Zurbuchen, Leiter ETH Zürich Space, Pascal Kaufmann, Neurowissenschaftler, oder Ann Demeester, Direktorin Kunsthaus Zürich.
«Mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten werden wir nicht nur relevante Fragen stellen, sondern auch gemeinsam nach Antworten suchen. Der Kongress wird wegweisende Ideen für die Zukunft des Tourismus in unserer Stadt hervorbringen», so Wüthrich.
Für kurzfristige Anmeldungen wenden Sie sich direkt an partner@zuerich.com