In Spanien sorgen Anti-Urlauber-Demos für Aufsehen. Doch unter den meistbesuchten Ländern der Welt hat Spanien nicht die meisten Touristen pro Kopf. Die höchste Touristenrate hat ein anderes Land.
In Spanien kam es in den vergangenen Wochen zu Protesten gegen Massentourismus. Viele Einheimische sind empört wegen höherer Wohnkosten, Umweltbelastung, Staus, allgemeiner Überfüllung durch immer mehr Besucher. Ärgernisse sind auch Wassermangel oder dass Gesundheitssektor und Müllabfuhr überlastet sind.
Spanien hat nicht die meisten Touristen pro Einwohner
Doch unter den meistbesuchten Ländern der Welt hat Spanien gar nicht die meisten Touristinnen und Touristen pro Kopf. Die höchste Touristenrate hat ein anderes Land.
Platz eins, wenn man Besucher- durch Einwohnerzahl teilt und damit das Verhältnis von Einheimischen zu Urlaubern ermittelt, erklimmt in der Liste der beliebtesten Touristenländer der Welt die Alpenrepublik Österreich.
Zahlen von UN Tourism (der Weltorganisation für Tourismus) geben für 2023 nach wie vor Frankreich als populärstes Zielland ausländischer Touristen an – und zwar mit 100 Millionen Ankünften (“international tourist arrivals”). Das liegt vor allem an Paris, der Stadt der Liebe, die weltweit bei vielen Menschen auf der To-do-Liste steht.
In den Top Ten der Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Madrid (früherer Name: UNWTO) folgen Spanien (85,2 Millionen), die USA (66,5 Millionen), Italien (57,2 Millionen) und die Türkei (55,2 Millionen).
Deutschland in Top Ten der meistbesuchten Länder
Etwas weiter hinten liegen Deutschland mit 34,8 Millionen und Österreich mit fast 31 Millionen. Das Land wird jedoch unter den Top-Ländern auf Platz eins katapultiert, wenn man seine 30,9 Millionen Gäste durch die 9,2 Millionen Einwohner teilt. Die Rate liegt dann bei 3,4 Touristen pro Ortsansässigem.
In Griechenland sind es 3,1 Touristen (einen ähnlichen Wert haben die Vereinigten Arabischen Emirate). In Spanien kommen 1,8 Touristen auf einen Einwohner, in Frankreich 1,5. Bei Bella Italia ist das Verhältnis von Touristen und Einwohnern praktisch 1 zu 1. In Deutschland kommt auf jede Einwohnerin und jeden Einwohner nicht mal ein halber Tourist (34,8 Millionen geteilt durch 83,4 Millionen ist gleich 0,4).
“Stolzer auf unsere Attraktivität als Urlaubsland sein”
An Österreichs hoher Rate sind in erster Linie die Deutschen schuld. Mehr als 57 Millionen Übernachtungen von Gästen aus Deutschland wurden 2023 in Österreich registriert, wie die Tourismusorganisation Österreich Werbung (ÖW) mitteilt. Top-Destination in Österreich sei im Sommer wie im Winter die Hauptstadt Wien.
“Wir Österreicher dürfen selbst ruhig stolzer auf unseren Facettenreichtum und unsere Attraktivität als Urlaubsland sein”, sagt ÖW-Sprecherin Tanja Gruber in Wien. Da übe man sich oftmals noch in (falscher) Bescheidenheit, formuliert sie. “Fragt man Reisende nach ihrem Urlaub, was ihnen von Österreich in Erinnerung bleibt, dann beschreiben sie dieses besondere Gefühl”, sagt Gruber. “Die Gelassenheit, Leichtigkeit und auch den Genuss und oft auch den Grant, der einige wenige – sehr beliebte – Regionen Österreichs auszeichnet.”
Hohe Touri-Raten zeigen sich auch bei einigen Staaten mit vergleichsweise wenigen Einwohnern wie Malta und Zypern (erst recht bei Zwergstaaten wie Monaco, Andorra, San Marino, Liechtenstein und dem Vatikan).
Welche europäischen Städte werden am häufigsten besucht?
Das Ferienunterkünfte-Portal “Holidu” verglich die Zahl ankommender Touristen mit der der Einwohner. “Die am stärksten überlaufene Stadt Europas” war 2023 demnach Dubrovnik mit 27 Touristen pro Kopf.
Es folgen Rhodos (26), Venedig (21), Heraklion (18) und Florenz (14). Jeweils zwölf Touristen pro Einwohner wurden für Reykjavik und Amsterdam errechnet, jeweils elf für Lissabon und Porto, jeweils neun für Dublin und Athen und jeweils sieben für Paris, Nizza und Brügge.
Geht es nach der Zahl der Übernachtungen statt der Zahl der Besucher, ist im EU-Vergleich das Verhältnis zwischen Einheimischen und Touristen in der Südlichen Ägäis in Griechenland besonders unausgewogen, wie das Statistische Bundesamt berichtet.
Vor zwei Jahren seien in der Region mit Inseln wie Santorin und Mykonos im Durchschnitt 110 Übernachtungen auf einen Einwohner gekommen, heißt es von Destatis. “Zum Vergleich: Mecklenburg-Vorpommern zählte als deutsche Region mit der höchsten Tourismusintensität rund 18 Übernachtungen je Einwohnerin oder Einwohner.” Gregor Tholl/dpa