Bei der Planung neuer Hotels überbieten sich die Architekten mit Entwürfen, die nicht nur in Sachen Ökobilanz überzeugen, sondern auch mit spektakulärem Design. Wir stellen etablierte und neue Hotels vor – von der Arktis bis in die Zentralalpen.
Whitepod Eco-Luxury Hotel, Monthey
Das Öko-Hotel in der französischen Schweiz ist kein „normales Haus“. Die Gäste übernachten in transparenten halbkugelförmigen Kuppeln – sogenannten Pods –, die nicht nur komfortabel gestaltet, sondern auch nachhaltig konzipiert sind. Für Hotelier Patrick Delarive ist Nachhaltigkeit kein Schlagwort, sondern „gelebte Kultur“. So verfügt jeder Pod über einen Quellwasseranschluss und wird mit einem Pelletofen beheizt. Die Konstruktion kommt mit wenigen Materialien aus, Wasser- und Stromverbrauch werden kontrolliert und die Abfälle recycelt. Die Pods lassen sich je nach Jahreszeit farblich an die Natur anpassen. Im Schnee sind sie weiß, im Sommer fügen sie sich ins Grün der Umgebung ein. Die zeltartigen Unterkünfte lassen sich einfach und schnell wieder abbauen und verursachen keine Schäden an der Natur. Wer es „bodenständiger“ möchte, kann seit Kurzem in fest verbauten, optisch extrem zurückhaltenden Cottages im Umfeld der Pods nächtigen.
Kleine Bleibe, Montabaur
In einem kleinen Dorf im Westerwald haben die Gastgeber Caro und Nils Fröhlich ein ambitioniertes Ferienhauskonzept umgesetzt. Von der Energiegewinnung über die ressourcenschonende Materialauswahl bis hin zur Reinigung – alles unterliegt dem stringenten Nachhaltigkeitskonzept. Der massive Sockel und die schwarze Holzfassade der Häuschen sind eine Hommage an die denkmalgeschützten Fachwerkhäuser der Umgebung. Da Holz ein nachwachsender Rohstoff mit guter Ökobilanz ist, bestehen Wände, Fassade, Dämmung, Decken, Dächer und Möbel komplett aus Holz.
Naturhotel Leitlhof, San Candido
Ausgezeichnete Nachhaltigkeit: Der Leitlhof in Südtirol ist bereits zum fünften Mal als Europas grünstes Hotel ausgezeichnet worden. Seit 2012 ist er zertifiziert klimapositiv und gilt als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Das hoteleigene Holzblockheizkraftwerk ist so effizient, dass es sogar mehr als den benötigten Strom- und Wärmebedarf des Hotels erzeugt. Die 62 Gästezimmer sind allesamt mit natürlichen Materialien ausgestattet. Und viele Food-Produkte stammen aus eigener Landwirtschaft.
Forestis Dolomites, Südtirol
Die Architektur des Fünfsternehotels oberhalb von Brixen ist spektakulär. Dem denkmalgeschützten Haupthaus wurden drei, der Form von Baumstämmen nachempfundene skulpturale Suitentürme in unterschiedlicher Höhe zur Seite gestellt, die wie Bäume in den Himmel ragen und sich harmonisch in die Waldlandschaft einfügen. Das Konzept beruht auf größtmöglicher Ressourcenschonung: Das Hotel hat eine eigene Quelle – das Plose Quellwasser–, im Inneren wurde der heimische Dolomit direkt vom Grundstück des Hotels verbaut. Die Wände und Decken der Suiten bestehen aus unbehandelter Fichte, für die Ausstattung wurden alte Möbel recycelt.Im Sinne der Biodiversität verzichten die Hoteliers auf unnatürliche Beleuchtung und Außenmusik. Dafür gab es das Greensign-Level 5.
Ritz-Carlton Reserve, Trojena
Ein gigantisches, nachhaltiges Tourismusprojekt soll Saudi-Arabien in eine neue Zukunft abseites des Ölhandels führen. „Neom“ ist eine Wortneuschöpfung für „Neue Zukunft“ und steht für eine klimaneutrale Planstadt, die auf einer Gesamtfläche von 26.500 Quadratkilometern zwischen den Küstenlinien des Roten Meeres und des Golfs von Akaba entsteht. Diese unterteilt sich in vier verschiedene Regionen: Trojena, Sindalah, Oxagon und The Line. Trojena ist ein rund 60 Quadratkilometer großes Gebiet im Gebirge der Provinz Tabuk. Rund um einen künstlich angelegten Süßwassersee sollen dort diverse Luxushotels gebaut werden, unter anderem ein Ritz-Carlton Reserve von Marriott (siehe Bild). Das Besondere: Alle vier Regionen sollen vollständig durch erneuerbare Energien betrieben werden, unter anderem mittels Solarenergie, Windenergie und Wasserstoffanlagen. Das Ziel: Eine reine Kreislaufwirtschaft.
Biohotel Sturm, Mellrichstadt
Verdecken statt Abreißen: Im Biohotel Sturm ergänzt ein außergewöhnlicher Anbau die Bestandsarchitektur aus den 1980er-Jahren. Die Bauaufgabe war komplex: Der
40 Jahre alte achtgeschossige Hotelturm und ein alter Hoteltrakt sollten ein zeitgeistiges, stimmiges Gesamtbild ergeben. Architekt Matthias Loebermann konzipierte einen hohen freistehenden Holzgitterparavent, der spielerisch den ehemaligen Konferenzbereich versteckt, eine Holzlamellenfassade verdeckt auskragend das Erdgeschoss. Gastgeber sind Christa und Matthias Schulze Dieckhoff, die das Hotel nach und nach in einen Bio-zertifizierten Betrieb verwandelt haben. 2022 kamen drei neue Einzelhäuser hinzu, die als Nullenergiehäuser konzipiert sind.
Biohotel Bühelwirt, Ahrntal
Vor gut sieben Jahren wurde das traditionsreiche Hotel Bühelwirt in Sankt Jakob im Südtiroler Ahrntal um einen weiteren Trakt mit 20 Zimmern und Suiten, Restaurant und Spa ergänzt. Der Neubau aus der Feder von Pedevilla Architekten zeigt sich schlicht und radikal, ist aber dennoch konsequent mit dem Ort und seiner Geschichte verbunden. Der Grünschimmer in der schwarzen Fassade nimmt die Farbgebung der sattgrünen bis schwarzen Wälder des Sommers auf. Natur und Topographie verschmelzen mit dem Projekt und erzeugen einen hohen Wiedererkennungswert. Im Inneren des zertifzierten Biohotels sorgt viel Lärchenholz aus den heimischen Wäldern für ein optimales Raumklima.
Olm Nature Escape, Sand in Taufers
Das im Dezember 2023 eröffnete Eco-Aparthotel Olm Nature Escape in Sand in Taufers setzt mit seiner Architektur (ebenfalls in Kreisform) neue Akzente in der Ferienhotellerie. Das Haus wird völlig energieautark betrieben. Auf einem 1,5 Hektar umfassenden Feld wurden 126 Erdwärmesonden 120 Meter tief in die Erde gebohrt. 1.200 Photovoltaik-Paneele mit einer Gesamtleistung von etwa 800 kW wurden auf dem 2.388 Quadratmeter großen Flachdach installiert. So werden mehr als 550.000 kWh Strom und 800.000 kWh Wärmeenergie pro Jahr produziert. Zu den weiteren nachhaltigen Maßnahmen zählen unter anderem die Belüftung mit Wärmerückgewinnung oder die wassersparenden WC-Anlagen (mit sieben statt neun Litern). Für sein Engagement in Sachen Nachhaltigkeit hat das Olm vom Global Sustainable Tourism Council bereits die GSTC-Zertifizierung erhalten.
Fuchsegg Eco Lodge, Egg
Schlicht und zeitlos zugleich: Ludescher Lutz Architekten haben die geradlinigen Baukörper der Fuchsegg Eco Lodge in Anlehnung an die für den Bregenzerwald typischen Vorsäßhäuser entworfen. Beim Bau des Hotels kamen ausschließlich natürliche Materialien wie Holz, Stein, Kork, Wolle und Kalkspachtel zum Einsatz, in den Zimmern wurde ein ökologischer Lehm-Kasein-Spachtelboden verbaut. Für Carmen Can, die das Hotel zusammen mit Heinz Hämmerle gebaut hat und betreibt, sind die regionale Bautypologie und das regionale Handwerk ein wichtiger Teil des nachhaltigen Hotelkonzepts.
Schwarzwald Panorama Hotel, Bad Herrenalb
Das Schwarzwald Panorama Hotel in Bad Herrenalb hat ein neues Zimmerkonzept umgesetzt: Mit den „Circular-Living-Zimmern“ belegte Hotelier Stephan Bode den 3. Platz beim „Deutschen Tourismuspreis 2023“. Bei der Planung standen Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, Klimaneutralität, Dekarbonisierung, die Erfüllung sozialer Standards und der achtsame Umgang mit dem natürlichen Lebensraum Wasser und Biodiversität im Fokus. Alle für die Renovierung gewählten Materialien sind zu 100 Prozent aus nachwachsenden oder recycelbaren Rohstoffen gefertigt, müssen zudem entweder Cradle-to-Cradle zertifiziert oder die herstellenden Unternehmen Ecovadis-zertifiziert sein. Die Rücknahme der verbauten Materialien wurde über Rücknahmevereinbarungen mit den wichtigsten Herstellern gesichert. So wird eine Weiterverwendung der Materialien und ein Verbleib des in den Stoffströmen gespeicherten CO2 über den aktuellen Lebenszyklus hinaus gewährleistet.