Man sagt, es sei das «berühmteste Hotel der Welt». Es gibt jedenfalls nur wenige Hotels auf der Welt, die zu den wirklich einzigartigen, legendären und exklusiven Häusern zählen und deren Klang ihres Namens Eleganz, Stil und Glamour verspricht – das Waldorf-Astoria New York gehört zweifellos dazu. Seit 2017 wird die Hotel-Ikone für über eine Milliarde US-Dollar saniert und erneuert. Wie Hotel Inside jetzt erfahren hat, soll das «Waldorf» nun Ende Dezember 2024 wiedereröffnet werden.
Das Hotel „Waldorf-Astoria“ in New York City steht da, wo die vornehme Park Avenue und die Fifth Avenue zusammenstossen. Das berühmte Luxushotel, das zur Hilton-Gruppe gehört, hat eine lange Tradition. Ursprünglich gab es zwei Häuser, das „Waldorf“, das seit 1893 existiert, und wenig später das „Astoria“. Obwohl es zunächst aufgrund von Familienstreitigkeiten zwei getrennte Hotels waren, fusionierten die beiden schliesslich. Knapp vier Jahrzehnte später musste es dem Empire State Building weichen, der Neubau des Waldorf-Astoria auf der Park Avenue, Hausnummer 301, wurde 1931 eingeweiht.
Es war seinerzeit das grösste Hotel der Welt, die Eröffnung des prachtvollen Art-Deco-Baus mit 47 Stockwerken ein nationales Grossereignis. Das Waldorf-Astoria erstreckt sich über einen ganzen Block und verfügte bis 2017 über eine Zimmerkapazität von rund 1400 Zimmern. Entworfen hat es das Designbüro Shultze und Weaver, seit 1993 ist es ein historisches Wahrzeichen. Unzählige Berühmtheiten sind seit dieser Zeit im Waldorf-Astoria abgestiegen und deren Geschichten, Skandale und Erlebnisse sind inzwischen genauso legendär wie das Hotel. Zahlreiche Filme wurden hier gedreht: Marilyn Monroe, Grace Kelly, Elizabeth Taylor und Frank Sinatra zählten zu den Gästen. Queen Elizabeth war in den 1950er-Jahren hier zu Gast.
Nachtleben in New York
Zwischen den 1930er- und 1950er-Jahren war das Waldorf-Astoria ein fester Bestandteil des New Yorker Nachtlebens. Die Bigbands von Count Basie und Glen Miller gingen hier ein und aus und mit der Radiosendung „Direct from the Starlight Roof of the Waldorf-Astoria“ wurde ihr Sound in Amerikas Wohnzimmer übertragen. Der Violinist Xavier Cugat war einer der verrücktesten Stars – der „Rumba-König“ aus Spanien leitete auch das Stammorchester des Hotels. Mit seinen Eskapaden brachte er den damaligen Hotelmanager Lucius Bommer oft an den Rand des Nervenzusammenbruchs.
Cole Porter, eine eigene Story
Auch der 1964 verstorbene Cole Porter, Komponist von zahlreichen Welthits, gehörte zu den ständigen Gästen in den Luxustürmen des Waldorf-Astoria. Seine private Suite im 33. Stock des Hotels ist legendär. Für die 10-Zimmer-Suite mit knapp 500 Quadratmetern importierte der Musiker antiken Parkettboden aus einem französischen Schloss, an den Wänden hingegen teure Orientteppiche und die Bibliothek liess Porter sich mit echtem Schildkrötenleder auskleiden. Ein Klavier aus Mahagoni vervollkommnete die Einrichtung. Das Klavier konnte man in der Lobby des Hotels besichtigen und bewundern.
Elsa Maxwell, „Madame of the Waldorf“
Eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Waldorf-Astoria war Elsa Maxwell, eine enge Freundin von Cole Porter. Sie veranstaltete nicht nur die besten Partys der Stadt, sondern war auch eine anerkannte Gesellschaftskolumnistin. Ihre sagenhaften Bälle waren berühmt und jeder ihrer Bälle hatte ein Thema – und wenn das Motto Indien war, dann scheute sich das Management auch nicht, lebendige Elefanten in den Grand Ballroom zu schaffen.
Aber sie ging in den 1930er-Jahren noch einer anderen Beschäftigung nach: sie betrieb eines der exklusivsten Bordelle der Stadt. Jeden Sonntag trafen sich die Zuhälter in Maxwells Hotelzimmer zum Brunch, um die wöchentlichen Provisionen für Madame in die Bowleschale zu werfen.
Claudius Charles Philippe, Herrscher der Bankette
Seit den 1940er-Jahren war Claudius Charles Philippe der ungekrönte König der Gastronomie im Waldorf-Astoria. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Oscar Tschirky, der auch den berühmten Waldorfsalat erfunden hatte, galt er als arrogant, wenig feinfühlig und gnadenlos. Die fehlende soziale Kompetenz machte er mit seiner außergewöhnlichen Geschäftstüchtigkeit wett. Angeblich sorgte er in den 28 Jahren seiner Tätigkeit als oberster Bankettmanager für 150 Millionen Dollar Umsatz…
Nathan Cummings und die 100-Millionen-Dollar-Suite
Die Suite des amerikanischen Grossindustriellen Nathan Cummings im Waldorf-Astoria erinnerte in den 1970er-Jahren an ein Museum. Moderne Skulpturen und peruanische Keramik waren auf die Zimmer verteilt und an den Wänden hingen Werke von Chagall, Matisse, Degas, Monet, Renoir und Picasso. Diese Sammlung, die nur ein Teil der gesamten war, wurde damals bereits auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Seine Nachbarin, die Herzogin von Windsor, lieh sich gerne immer wieder eins der kostbaren Werke zur Dekoration für ihre Suite aus.
Die ungeliebten Windsors und die Royal-Suite
Der Herzog und die Herzogin von Windsor waren nicht nur bei ihren Verwandten reichlich unbeliebt. Prinz Edward und seine amerikanische Frau Wallis Simpson waren Ende der 1930er-Jahre auch im Waldorf-Astoria nicht besonders willkommen. Dabei war ihre Royal Suite aus verschiedenen Gründen ein echtes Schnäppchen gewesen, denn die königlichen Herrschaften hatten sich zu einem Zeitpunkt einquartiert, als sich die New Yorker Hotels aufgrund einer Wirtschaftskrise einen erbitterten Preiskampf lieferten. Beim Personal gerieten sie wegen der miserablen Trinkgelder und der ständigen Nörgeleien am Service in Verruf. Nichtsdestotrotz residierten sie Ende der 1950er Jahre immer noch in dem Luxushotel an der Park Avenue, und das weiterhin zu einem unverschämt niedrigen Preis.
Nikita Chruschtschow und der Fahrstuhl
Für grosse Aufregung sorgte 1959 der Besuch des sowjetischen Ministerpräsidenten, Nikita Chruschtschow. Präsident Eisenhower hatte den Vollblut-Kommunisten eingeladen – es war eine Sensation. Mehr als 2000 Geschäftsleute drängelten sich im Ballsaal, um bei dem Auftritt des obersten Sowjets dabei zu sein. Das Missgeschick, das Chruschtschow auf dem Weg zur Veranstaltung ereilte, hätte beinahe in einer Katastrophe geendet. Zwischen dem 23. und 24.Stock blieb der Fahrstuhl stecken. Die Agenten des KGB und des Secret Service waren in höchster Alarmbereitschaft, da sie einen Anschlag vermuteten. Zur allgemeinen Erleichterung stellte sich jedoch heraus, dass es sich lediglich um einen technischen Defekt handelte.
Die Präsidentensuite
Seit Herbert Hoover verbrachten alle Präsidenten ihren Aufenthalt im Waldorf-Astoria, was vor allem Sicherheitsgründe hatte, da das Hotel seit jeher über einen unterirdischen Zugang verfügt. Präsident Franklin D. Roosevelt und General Douglas MacArthur nutzten zur heimlichen Anreise sehr gerne den hoteleigenen Bahnsteig, von dem man von der acht Häuserblocks entfernten Central Station direkt in das Hotel gelangen konnte.
Mittlerweile war es bei den Präsidenten Brauch geworden, nach ihrem Aufenthalt etwas zum Inventar der Suite beizusteuern. Kennedy spendete einen Schaukelstuhl, Ronald Reagan einen goldenen Spiegel und Jimmy Carter ein Schreibset.
Das Waldorf-Astoria wird umgebaut – Ende einer Ära?
Seit Anfang Januar 2017 wird das weltberühmte Hotel umgebaut. Die neuen Besitzer, die chinesische Versicherungsgesellschaft «Anbang», die das Hotel für zwei Milliarden US-Dollar von der Hilton-Gruppe übernommen hatte, höhlten den Wolkenkratzer komplett aus. Die Investitionskosten liegen bei rund einer Milliarde US-Dollar. Von den 1400 Zimmern werden 375 modernisiert, die übrigen über 300 Suiten in Luxusappartements umgebaut. Eröffnet wird das «neue», alte Waldorf Astoria Hotel nun Ende Dezember 2024.
Luxus-Eigentumswohnungen für 18,5 Mio. Dollar
Wie gesagt, seit 2017 wird das 52-stöckige Hotel mit seinen zwei Türmen nun fast komplett umgebaut, mit Privat-Residenzen in den oberen Etagen. Wo einst 1400 Hotelzimmer und -suiten Platz hatten, entstehen 375 Hotelzimmer im unteren Bereich und 375 Eigentumswohnungen im oberen Bereich. Im Herbst 2024 sollen die ersten Wohnungen zum Einzug bereitstehen. Die Preise reichen von 1,8 Millionen Dollar für eine Ein-Zimmer-Wohnung und fünf bis sieben Millionen Dollar für eine Drei-Zimmer-Wohnung und bis zu 18,5 Millionen Dollar für eine Vier-Zimmer-Wohnung mit rund 300 Quadratmetern. Wer eine der 20 Wohnungen mit Terrasse will, muss noch etwas drauflegen. Das Gleiche gilt für Wohnungen mit Blick aufs Chrysler Building.
Hintergrund: Die chinesischen Besitzer
Das Waldorf Astoria hat auch bei den Eigentümern eine bewegte Geschichte hinter sich: Conrad Hilton hatte die Management-Rechte einst 1949 gekauft und die Hilton Hotels Corporation hat das gesamte Hotel 1972 übernommen. 2014 hat schließlich die chinesische Anbang Insurance Group das Waldorf Astoria für knapp 2 Milliarden Dollar übernommen. Es war der teuerste Hotelkauf der Welt. Gleichzeitig schloss Anbang mit Hilton einen 100-jährigen Vertrag über das Management des Gebäudes ab.
Wie bereits erwähnt, 2017 haben die neuen Besitzer das Gebäude geschlossen, um mit dem Umbau zu beginnen. Doch dann bekam Anbang selbst Probleme: 2018 wurde der Chairman Wu Xiaohui in China wegen Korruption zu 18 Jahren Haft verurteilt. Die chinesische Regierung setzte mit der Dajia Insurance Group schließlich eine neue Firma ein, die das US-Portfolio von Anbang übernahm. Dann kam die Pandemie und verzögerte die Arbeiten weiter. Im April 2023 legte der US-CEO von Dajia, Andrew Miller, seinen Posten nieder. Nach Angaben des „Wall Street Journals“ soll er sich mit dem chinesischen Mutterkonzern wegen der immer höheren Kosten für die Renovierung überworfen haben.
So sieht das neue Waldorf Astoria ab Dezember 2024 aus
Die Waldorf Astoria-Story in Kürze
Das Waldorf ist so eng mit der Geschichte Manhattans verwoben wie das Empire State Building, das im selben Jahr an der Stelle des ursprünglichen, 1929 abgerissenen Hotels eröffnet wurde. Der jetzige Waldorf-Bau an der feineren Park Avenue war lange das höchste, grösste Hotel der Welt, mit 2200 Zimmern. Alle hatten Telefon, ein Novum.
Passanten flanierten durch die Lobby, um den Prunk zu bestaunen und die Society, die sich dort traf. Die Türme, 47 Etagen hoch, galten als „vertikales Beverly Hills“, die Präsidentensuite diente als Alterssitz für Ex-Präsident Herbert Hoover und nach dessen Tod als regelmässige Unterkunft für seine Nachfolger. Seit 1972 gehörte das Waldorf zur Hilton-Kette. Bis der chinesische Versicherungskonzern «Anbang» rund 2 Milliarden US-Dollar hinblätterte – ein Rekord für einen Hotelkauf.
Hotelhalle.
Für «Anbang» war das Waldorf Teil einer globalen Expansion auf Pump, die schiefging. 2017 wurde Wu Xiaohui, der Gründer und Chairman, verhaftet und später wegen Betrugs zu 18 Jahren Haft verurteilt. Die Regierung in Peking zerschlug «Anbang» und stiess 15 Hotels ab. Das Waldorf Astoria ist einer der letzten Restposten.
New Yorks Denkmalschutzkommission genehmigte die Umbauten im Waldorf Astoria erst, nachdem «Anbang» mehrmals vorstellig gewesen war. Für die Anhörungen schuf das Designteam ein 57-seitiges Buch, das jedes architektonische Detail enthält, samt der sieben Materialien des Treppenhauses: Kalkstein, Travertin, Gipsputz, Kacheln, Nickelbronze, Blattgold, Spiegel.
Die Kommission segnete den Plan ab, verfügte aber den Erhalt vieler Art-Déco-Elemente – darunter mehr als 2000 Leuchter, die Türen der Marilyn-Monroe-Suite und die Marmorsimse der Cole-Porter-Suite. Die französischen Designer Pierre-Yves Rochon und Jean-Louis Deniot sorgen dafür, dass sowohl das aufgemotzte Hotel wie die neuen Apartments stilgerecht bleiben.
Der grosse Ballraum.
Das Hotel soll nun Ende 2024 wiedereröffnen, die Verkaufsphase für die 375 Privatwohnungen läuft seit Jahren – von der 1,7-Millionen-Dollar-Einzimmerwohnung bis zum 620-Quadratmeter-Penthouse mit Dachterrasse, das für 18.5 Millionen Dollar angeboten wird. Alle Bewohner haben Zugang zum hauseigenen Fitnesszentrum mit Spa, Kino, Weinkeller, Bibliothek, Billardsaal, 25-Meter-Swimmingpool – und dem berühmten Room-Service des Hotels. Geschmack wird mitgeliefert: An den Wohnungswänden hängt echte Kunst, kuratiert vom Auktionshaus Simon de Pury.