Wer ist Chris Franzen, seit April dieses Jahres Managing Director im Bürgenstock Resort? Was hat der gebürtige Walliser für Visionen und Pläne auf dem Bürgenstock? Wie will der international erfolgreiche Hotelier das Resort in der Zentralschweiz auf Touren bringen? Hotel Inside-Journalist Hans R. Amrein sprach mit Chris Franzen über die Herausforderung, das grösste Hotelresort der Schweiz in eine glanzvolle Zukunft zu führen.
Ein «ganz normaler Dienstag» Ende Juni, kurz nach 18 Uhr. Die Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock ist Geschichte. Wir sitzen in der Zigarren-Lounge mit spektakulärer Sicht auf den Vierwaldstättersee. Der Wow-Effekt ist garantiert. Vielleicht die schönste Smokers Lounge der Schweiz. Chris Franzen bietet mir eine «Bürgenstock-Zigarre» an. Dominikanische Republik, mittelstark, zieht gut. Die ideale Zigarre zum Aperitif (Champagner).
Da sitzt ein gemütlicher und äusserst zugänglicher Mann im schweren Ledersessel. Gemächlich zieht er an seiner Zigarre. Er fühlt sich offensichtlich gut. Es ist das erste längere Gespräch, das ich mit ihm führe. Wer ist dieser Chris Franzen, dieser charismatische, offene und sympathische Walliser aus Zermatt, der auf über 30 Jahre Erfahrung in der Luxushotellerie zurückschaut? Ein Genussmensch. Aber auch ein toller, höchst kompetenter Chef, Coach und Leader. Ich spreche mit einigen Mitarbeitenden im Resort. Fazit: «Chris Franzen? Super! Ein grossartiger Chef, überhaupt nicht arrogant, einfach ein guter Mensch», schwärmt ein junger Servicemann. Ich denke: Fehlen nur noch Team-Shirts mit der Aufschrift: «Ich bin Chris Franzen».
Anfang April hat er als Managing Director (so die offizielle Berufsbezeichnung) das «Bürgenstock Resort Lake Lucerne» übernommen. Drei Hotels mit 360 Zimmern und Suiten, total 30 Gebäude, 10 000 Quadratmeter Spa-Fläche, 700 Mitarbeitende, zehn verschiedene F&B-Outlets, eigenes Schiff (MS Bürgenstock), eigene Drahtseilbahn, ein Berglift, ein Hotelmuseum, Wald und Wiesen, Parks, 9-Loch-Golfplatz, total 60 Hektaren, Konferenzräume, mehrere Parkhäuser, luxuriöse Residenzen – wahrscheinlich das grösste Hotelresort der Schweiz.
Chris Franzen kam im Frühjahr direkt aus Doha (Katar), wo er 2021 ein Luxus-Resort der Marke Waldorf Astoria eröffnete. Der charismatische Hotelier weiss also, wie Katar tickt. Er kennt die Kataris, ihr Umfeld, ihre Mentalität, ihren Lebensstil. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man in Diensten der «Katara Hospitality» steht. Franzens Vorgänger haben da auch ihre Erfahrungen gemacht.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Der Bürgenstock ist im Besitz der «Katara Hospitality», eines Staatsfonds aus Katar. Fast 600 Millionen Franken haben die Scheichs ins Resort auf dem Bürgenberg investiert. Daneben besitzen sie den Schweizerhof in Bern und das Royal Savoy Lausanne. Insgesamt haben die Kataris rund 1 Milliarde Franken in ihre drei Hotels bzw. Resorts in der Schweiz investiert.
Ende September 2018 wurde das Bürgenstock Resort nach neunjähriger Bauphase feierlich wiedereröffnet – mit über 1000 Gästen und Bundesrat Schneider-Ammann als Festredner. Geehrt wurde damals auch Bruno H. Schöpfer, der Initiant und «Erbauer» der Katara-Milliardenprojekte in der Schweiz. Ohne Schöpfer wäre der Bürgenstock nicht da, wo er jetzt ist. Der gebürtige Entlebucher mit einzigartiger Karriere, die ihn um die halbe Welt führte (u.a. auch zu Mandarin Oriental und Mövenpick), verdient mehr als einen Award für sein Lebenswerk. Das weiss auch Chris Franzen.
Jetzt soll Franzen den 1873 erbauten «Luxusdampfer» in der Zentralschweiz so richtig auf Touren bringen. Auch für einen Hotelier mit über 30 Jahren Erfahrung in der Luxushotellerie eine «gewisse Herausforderung».
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Wer ist Chris Franzen?
Chris Franzen folgte Anfang April 2024 auf Thomas Goval, der sich nach sechs Jahren Engagement bei der Katara Hospitality entschied, zum symbolträchtigen Raffles Singapore als Hotelmanager zu wechseln.
Chris Franzen ist gebürtiger Zermatter und seit mehr als drei Jahrzehnten in der Branche tätig. Er hat mehr als die Hälfte dieser Zeit in der Golfregion verbracht, wo er in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman und Katar führende Positionen bei der Hyatt-Gruppe innehatte. Zuletzt eröffnete er im Jahr 2021 das Waldorf Astoria Doha Lusail, einen Luxus-Resort-Komplex, den er auch bis zu seinem Wechsel ins Bürgenstock Resort führte.
Chris Franzen wuchs also in Zermatt auf und ist Hotelier in dritter Generation (Hotel & Spa Cristiana). Seine Karriere begann er mit der Ausbildung zum Koch und Restaurantfachmann, die er mit Auszeichnung abschloss. Dann zog es ihn ins Ausland, um an der Australian International Hotel School in Canberra und an der renommierten Cornell University in den USA zu studieren.
Im Jahr 1999 kam Chris Franzen zu Hyatt und blieb der Gruppe über 23 Jahre lang treu. Er arbeitete dort zuerst in diversen operativen Abteilungen in verschiedenen Häusern, bevor er im Jahr 2009 seine erste Position als General Manager im Grand Hyatt Muscat antrat. Es folgten weitere Positionen als General Manager sowie parallel als Area Vice President für Katar und Oman und schliesslich als Area Vice President von Hyatt Western India.
In seiner letzten Position vor seinem Wechsel ins Bürgenstock Resort, eröffnete und führte Chris Franzen, wie erwähnt, das Waldorf Astoria Doha Lusail Resort mit 267 Zimmern und Suiten, 150 Apartments und High-End-Villen, diversen Restaurants, einem grossen Tagungs- und Konferenzbereich sowie zahlreichen Spa- und Erholungseinrichtungen. Gleichzeitig war Franzen bei Aureus Advisors LLC, einem Beratungsunternehmen für Luxus-Hotellerie, als CEO tätig.
Damit nicht genug: Chris Franzen ist Mitglied des Vorstands des Della Leaders Club für Hospitality & Travel Committee in Indien und dem Alumni Board der Blue Mountains International Hotel Management School und darüber hinaus als Tourismusbotschafter für Zermatt und als Berater für Guidepoint Advisors tätig. Chris Franzen wurde während seiner Karriere mehrfach ausgezeichnet und in die General Manager’s Power List Middle East 2023 aufgenommen (Fachplattform Hotelier Middle East).
2023 feierte das Bürgenstock Resort Lake Lucerne seinen 150. Geburtstag. Im 20. Jahrhundert war das Luxushotel ein Treffpunkt von Hollywoodstars und anderen Promis. Nach neunjähriger Bauzeit wurde das Resort im Herbst 2018 von seinem neuen Eigentümer aus Katar wiedereröffnet. Die Hintergründe:
Das Bürgenstock Resort steht seit seinen Anfängen mit Pioniergeist an der Spitze der Schweizer Hotellerie. Die Geschäftspartner Franz Josef Bucher-Durrer und Josef Durrer, zwei Visionäre ohne Erfahrung im Gastgewerbe, die später als die Gründer der ersten Hotelkette der Welt galten, eröffneten 1873 das Grand Hotel im Belle-Epoque-Stil.
Ein großer Erfolg, der zur Erweiterung führte, und so öffnete das Palace Hotel 1903 seine Türen. Die Hotels zogen eine internationale Kundschaft an, von wohlhabenden Russen und Indern, britischen und amerikanischen Industriellen und Bankiers bis hin zu österreichischen, ungarischen, französischen und deutschen Aristokraten.
Die dazu gehörende Bürgenstock Bahn setzte neue Maßstäbe und startete 1888 als erste elektrische Bahn der Schweiz.Sie wurde durch ein Wasserkraftwerk angetrieben und brachte die Gäste bequem und stilvoll auf den Berg zum Hotel. In diese Zeit fällt auch der Bau des Hammetschwand-Lifts, des höchsten Außenaufzugs Europas, der bis heute vollständig erhalten geblieben ist, erreichbar über den Felsenweg.
In seinen Goldenen Jahren Mitte des 20. Jahrhunderts avancierte das Bürgenstock Resort zu einem Ort, an dem sich Hollywood-Stars, politische Größen und die Wirtschaftselite regelmäßig trafen. Audrey Hepburn heiratete 1954 Mel Ferrer in der Bürgenstock-Kapelle, Sophia Loren und Carlo Ponti wohnten mehrere Jahre lang im Resort, und 1964 lebten die Schauspieler und die Crew des James-Bond-Films „Goldfinger“ mehr als einen Monat lang im Resort für Dreharbeiten.
Der exklusive Bürgenstock-Club mit seinem Hollywood-Pool im Freien war Schauplatz von Modeshootings und Filmen. Der alpine Golfplatz und die Tennisplätze sorgten für einen gewissen Palm-Springs-Stil.
Nach einer neunjährigen Phase der Investition von Katara Hospitality wurde das Bürgenstock Resort des 21. Jahrhunderts als Ganzjahresdestination 2018 wiedereröffnet und sollte neue Maßstäbe in der Luxushotellerie setzen: ein eigener Hybrid-Katamaran, ein Infinity Pool und zehn Restaurants, Lounges und Bars, die Küche aus aller Welt präsentieren.
Über Katara Hospitality
Scheich Hamad Abdulla Al Mulla, CEO Katara Hospitality.
Das Unternehmen ist ein weltweit tätiger Hoteleigentümer, -entwickler und -betreiber mit Sitz in Katar. Das Portfolio von Katara Hospitality umfasst über 50 Hotels, die sich im Besitz von Katara Hospitality befinden und/oder von Katara Hospitality verwaltet werden, über den eigenständigen Betriebszweig, The Bürgenstock Collection und Murwab Hotel Group. Diese befinden sich in Katar, Ägypten, Marokko, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz, den Niederlanden, Singapur, Thailand und den Vereinigten Staaten. Zielsetzung von Katara ist, bis 2030 60 Hotels im Portfolio zu haben. Als Flaggschiff der katarischen Hotellerie unterstützt Katara Hospitality die langfristige wirtschaftliche Vision von Katar.
Katara Towers.
The Plaza Hotel, New York.
The Savoy Hotel, London.